Kunstverein LeverkusenExplodierende Farblandschaften in den Schloss-Remisen

Lesezeit 2 Minuten
Susanne Wedewer-Pampus steht vor einem großen, bunten Bild.

Susanne Wedewer-Pampus, Leiterin des Kunstvereins Leverkusen, steht in der Galerie des Kunstvereins Leverkusen vor einem Bild der Künstlerin Andrea Lehnert.

In der Galerie des Kunstvereins Leverkusen werden großformatige, wuchtige Bilder Andrea Lehnerts gezeigt.

Wer die Galerie des Kunstvereins dieser Tage betritt, der registriert zwei Dinge. Erstens: In diese Bilder läuft man quasi hinein. Zweitens: Diese Bilder erschlagen. Andrea Lehnerts Arbeiten, die in den Remisen des Schlosses gezeigt werden, sind groß. Meterlang. Und sie haben etwas an sich, das gewaltig ist. In Farbgebung wie Struktur.

Natürlich: Streng – sehr streng – genommen malt die Künstlerin nichts anderes als Landschaften und agiert somit gegenständlich. Impressionistisch. Aber das ist bei ihr zu kurz gefasst. Viel zu kurz.

Anmalen gegen den Kontrollverlust

Andrea Lehnerts Landschaften entstehen nämlich erst nach und nach. Sie trägt Farben auf. Zusammenhanglos. Mischt sie. Verwischt sie. Setzt Akzente mit Linien und Strichen. Und blickt erst dann, auf einmal, auf Berge, Täler, Lava-Flüsse, Horizonte. In Pastell- und grellen Farben. Eine Mischung aus „Ich will hier eine Ordnung reinbringen, damit sich der betrachtende Mensch orientieren kann“ und „Diese Landschaften sind kurz vor dem Explodieren. Die Farben wollen ausbrechen, die Strukturen sprengen“.

Alles zum Thema Schloss Morsbroich

Susanne Wedewer-Pampus, Leiterin des Kunstvereins und diejenige, die Andrea Lehnert hergeholt hat, spricht diesbezüglich von einem „Anmalen gegen den Kontrollverlust“ – und spielt damit auf den Kern dieser Ausstellung an: Sie ist zutiefst menschlich. Denn die mitunter verzweifelte Suche nach Kontrolle, die Angst vor dem Kontrollverlust – mutmaßlich die größte Angst des Menschen nach der Angst vor dem Tod – ist zutiefst menschlich. Und genau das führt Andrea Lehnert in den Remisen des Schlosses dem Betrachtenden über mitunter mehr als sechs Meter am Stück intensiv und erschlagend vor Augen. Die Räume der Galerie werden bis zum Maximum genutzt. Eine Bilderschau, wie gemacht für den Kunstverein.

Blüten mit hängenden Köpfen

Nur das kleine Bild einer Tulpe in der Vase – beinahe ein Stillleben – sprengt diese Gewaltigkeit und Wucht der Ausstellung „Close to me“, die in ihre Bilder hineinzieht. Ein nebensächlicher, aber wunderbarer Gegensatz. Und passend, denn: Die Blüten lassen schon die Köpfe hängen. Verlieren ihr Leben. Ihre Struktur. Sind am Rand des Bildes wie abgeschnitten. Und runden diese sehenswerte Ausstellung mit einem Augenzwinkern ab.


„Close To Me“ wird am Donnerstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 5. März in der Galerie des Kunstvereins in den Remisen des Schlosses zu sehen. Öffnungszeiten: freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 17 Uhr. www.kunstverein-leverkusen.de www.andrea-lehnert.de

KStA abonnieren