„Nazis wegbassen“Leverkusener demonstrieren während Treffen von Rechtsextremen

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Leverkusener demonstrierten, während sich Markus Beisicht und Jürgen Elsässer trafen.

Leverkusener demonstrierten, während sich Markus Beisicht und Jürgen Elsässer trafen.

Der Leverkusener Ratsherr Markus Beisicht und der Publizist Jürgen Elsässer trafen sich in Opladen.

Der Demonstration „Nazis wegbassen“, gegen eine Vortragsveranstaltung der Rechtsextremisten Jürgen Elsässer und Ratsherr Markus Beisicht in Opladen, schlossen sich am Freitagabend viele Leverkusenerinnen und Leverkusener in der Bahnhofstraße an, um gegen deren rechtsextreme Ideologie zu protestieren. Mit starken Bässen von DJ „Kiklas“ sollte wohl die in den Räumen der Spielhalle am Anfang der Fußgängerzone stattfindende interne Veranstaltung der Rechtsextremisten gestört werden.

Wohl erfolgreich: Nach einer Weile entfernte sich geschlossen eine Gruppe der Anhänger der Rechtsextremisten. „Es gibt hier keinen Raum für rechte Vernetzung“, machte Demoanmelder Keneth Dietrich (Die Linke) deutlich.

Jürgen Elsässer, Herausgeber des „Compact“-Magazins, das als Sprachrohr der neuen Rechten gilt, versuche mit seiner Vortragsreihe „Ami go home“ die Kritik an der NATO und dem US-Imperialismus „umzudeuten“. Das erklärten junge Vertreterinnen und Vertreter des „offenen Antifa-Treffen-Leverkusen“ den Passantinnen und Passanten vor der Spielhalle. Zu diesem Zwecke hatten sie Flugblätter vorbereitet, denen nach sei es Elsässers Ziel, Deutschland wieder zur „alten Macht“ zu verhelfen und sich dabei Russland „anzubiedern“.

Leverkusen: Polizei stellt sich zwischen Gruppen

Bereits in den Anfängen rechtsextremer Vernetzung sei es wichtig, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen, um zu verhindern, dass rechtsextreme „Strippenzieher“ freie Hand haben, sagte Dietrich. „Wenn Nazis ohne Widerstand agieren können, wird es zwangsläufig für uns alle gefährlich.“

„Hilfe“, rief eine Dame auf der kleinen Seite der Rechten, ohne einen erkennbaren Grund, „Polizei, komm her!“ Darauf hin stellten sich einige Beamte zwischenzeitlich zwischen näher rückenden Antifaschisten und die vereinzelnd auftretenden Anhänger der Rechtsextremisten. Beisicht und Elsässer waren selbst nicht auf der Straße zu sehen. Die Polizei war mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz, sperrte die Zufahrtsstraßen und nahm auf beiden Seiten Personalien auf.

Wir dürfen nicht zulassen, dass Angriffe auf migrantische Menschen, Arme, Obdachlose und politisch Andersdenkende zunehmen!
Rednerin auf Leverkusener Demo

Immer wieder riefen die Demonstranten wieder „Alerta – 513 Nazifrei!“ zu den Anhängern der Rechtsextremisten herüber. Die rechte Seite war weitgehend ruhig und filmte stattdessen die Demonstranten, wodurch diese sich aber augenscheinlich nicht einschüchtern ließen. Stattdessen hielten diese große und farbenfrohe Banner, unter anderem von „Lev ist bunt“ in die Kameras. Einer der Rechten setzte sich darauf hin mit gelangweilter Miene auf einen Stuhl der Terrasse eines Restaurants.

„Wir wollten hier eigentlich nur kurz Pommes essen“, gab ein Paar auf der Terrasse dieses Restaurants an, die langsam aber sicher umgeben von Demonstrierenden war – dann hörten sie gespannt die Rede auf der Demo: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Angriffe auf migrantische Menschen, Arme, Obdachlose und politisch Andersdenkende zunehmen!“ Weiter erklärte eine Rednerin: „Es ist unsere Verantwortung, für eine inklusive und offene Gesellschaft einzustehen.“

Der Kampf gegen rechtsextreme Ideologien erfordere den gemeinsamen Einsatz der Gesellschaft, so die Organisatoren des Protests. Sie zeigten sich erfreut, dass sich zahlreiche Leverkusenerinnen und Leverkusener der Demo spontan anschlossen. „Es liegt an uns allen, für ein tolerantes und demokratisches Miteinander einzustehen und uns gegen Intoleranz und Rassismus zu wehren“, sagt Dietrich, „nur so können wir sicherstellen, dass Opladen ein Ort bleibt, an dem Vielfalt und Respekt gelebt werden“. Und tatsächlich entfernte sich nach einer Weile geschlossen eine Gruppe aus der Spielhalle, es lässt sich also mutmaßen, dass für den Vortrag noch einmal spontan die Lokalität gewechselt wurde.

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