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Bernhard MarewskiLeverkusener Ex-Bürgermeister verlässt die CDU

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Bernhard Marewski ist aus der CDU ausgetreten. Bild: Ralf Krieger

Bernhard Marewski ist aus der CDU ausgetreten. 

Der profilierte Christdemokrat beklagt eine zunehmende Ausgrenzung in seiner Fraktion – auch durch den heutigen Oberbürgermeister Stefan Hebbel.

Bernhard Marewski, erster Bürgermeister der jüngst beendeten Wahlperiode, ist aus der CDU ausgetreten. Im persönlichen Gespräch erläuterte er, weshalb. Der Schlebuscher hatte schon länger Probleme in seiner Partei, der er über 50 Jahre angehört hat und für die er seit 1989 im Leverkusener Stadtrat mitgearbeitet hat. Er wurde zunehmend ausgegrenzt.

„Ich bin genug gedemütigt worden, es reicht!“, sagt er. Seine Schilderungen werfen ein Schlaglicht auf die Kultur des Miteinanders in der größten Fraktion, die in der vergangenen Wahlperiode vom heutigen Oberbürgermeister Stefan Hebbel geführt wurde – und was hinter den üblicherweise verschlossenen Türen gelaufen ist. Auch der heutige Fraktionsvorsitzende Tim Feister soll dabei eine Rolle gespielt haben.

Ich lasse mich nicht verbiegen.
Bernhard Marewski

Aus Marewskis Sicht gibt es einen Grund dafür, dass er seinem Empfinden nach regelrecht fertig gemacht wurde: „Ich lasse mich nicht verbiegen.“ Diese Haltung und sein christlich-katholischer Hintergrund hatten ihn ab 2021 dazu gebracht, sich zum Beispiel öffentlich gegen verkaufsoffene Sonntage in Schlebusch und Opladen einzusetzen. Das gegen die Linie in seiner CDU-Fraktion und gegen die Vorgaben des Vorsitzenden.

In der Folge sei es zu mehreren Maßregelungen durch die Fraktion gegen ihn gekommen, durch die er sich zunehmend ausgegrenzt fühlte. Die ersten Bestrafungen hätten nicht lange auf sich warten gelassen, sagt er. Er sei zunehmend abgekoppelt worden. Zur Halbzeit der Wahlperiode habe man ihm ohne Vorwarnung seinen Arbeitskreis Schule weggenommen, den der Lehrer für Erdkunde und Deutsch 32 Jahre lang geleitet hatte. Als er mit Hebbel habe reden wollen, wieso er vorher nicht informiert worden sei, habe der gesagt: „Pech gehabt.“ Das Tischtuch scheint da schon komplett zerschnitten gewesen zu sein.

Zwei CDU-Tribunale

Zweimal sei es in der Fraktion wegen seiner Abweichungen zu „Tribunalen“ gegen ihn gekommen, wie Marewski das nennt. Beim ersten sei er unvorbereitet ins Kreuzfeuer genommen worden, sagt Marewski. Zum zweiten „Tribunal“, nachdem er in der „Sonntags-Öffnungsfrage“ und in einem anderen Punkt erneut von der politischen Linie abgewichen war, sei er von der eigenen Fraktion per Einschreiben einbestellt worden. Da habe er sich nur schriftlich geäußert. Die Einladung zur nächsten Fraktionssitzung habe den Zusatz enthalten, dass man über seine Verfehlungen im Anschluss an die normale Sitzung reden wolle, aber ohne, dass er anwesend sein sollte. Tatsächlich sei es dann so gelaufen, dass nach Ende des ersten Sitzungsteils alle still sitzengeblieben seien, bis er den Saal verlassen habe, erinnert sich Marewski. Die Verhandlung in der Fraktion soll dann ohne ihn stattgefunden haben, genaues weiß er nicht: „Ich bin systematisch fertig gemacht worden.“

Schwer wiegt für ihn offenbar, dass es keinen Kollegen oder Kollegin in der Fraktion gegeben habe, der mal ein Wort gegen die zunehmend aus den Fugen geratene Kommunikation gesagt hätte, gegen seine Ausgrenzung. Marewski vermutet: „Der Umgang mit mir war zeitweise brutal. Wahrscheinlich hatten einige Angst, das kann ich mir nicht anders erklären.“

Warten bis nach der Wahl

Die Konsequenz wäre gewesen, sofort aus der Partei auszutreten. Allerdings, sagt Marewski, hätte er dem Bürgermeisteramt damit geschadet, außerdem wollte er den Aufsichtsratsvorsitz der städtischen IT-Tochter Informationsverarbeitung Leverkusen (IVL) in einer kritischen Phase behalten, so der Christdemokrat. Über den Austritt aus der CDU habe er schon länger nachgedacht, dann aber bis nach der Wahl gewartet.

Marewski, der bei der Wahl 2020 das beste Ergebnis aller Wahlkreise geholt hatte, war im September 2025 nicht mehr angetreten. Dennoch hätte er gerne für ein halbes Jahr noch dem IVL-Aufsichtsrat angehört, die Tochter von Stadt und EVL begleitet, bis sie in einer Fusion aufgeht und verschwindet. Als ihm die neue Ratsfraktion das nicht mehr zugestand, sei er ausgetreten. Das war wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Am Tag nach der letzten Ratssitzung der Wahlperiode – das war die Sitzung, die Marewski leiten musste, weil Oberbürgermeister Uwe Richrath Urlaub hatte – war dann Schluss: Am 28. Oktober gab Bernhard Marewski sein CDU-Parteibuch zurück. Nach mehr als 50 Jahren.