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Wupper oder WiembachHochwasserschutz in Opladen bleibt emotional besetzt

Lesezeit 4 Minuten
Wiembachallee in Opladen

Der Hochwasserschutz an der Wiembachallee in Opladen ist ein hochemotionales Thema.

Den Infoabend der Technischen Betriebe Leverkusen zum Hochwasserschutz für den Wiembach nutzten viele Teilnehmer, um kritisch nachzufragen.

Der Informationsabend in der Marienschule war bereits fortgeschritten, als ein Gast eine Überzeugung ausdrückte, die ganz offenbar viele in der vollbesetzten Schulaula teilten: „Das Problem ist nicht der Wiembach, das Problem ist die Wupper“, sagte der Mann und erhielt kräftigen Beifall aus den Reihen der Zuschauer.

Die Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) hatten für Montag in die Aula eingeladen, um über den geplanten Hochwasserschutz für den Wiembach zu unterrichten und etwa 200 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt. Die TBL hatten viel Sachverstand aus der Stadtverwaltung, den eigenen Reihen und dem Wupperverband dabei. Christiane Jäger, Fachbereichsleiterin Mobilität und Klimaschutz in der Stadtverwaltung, erläuterte den Anwesenden eingangs, warum Hochwasserschutz für den Wiembach in Opladen, der am Oberlauf des Baches ansetzt, erstens für einen Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ100) nicht ausreicht und zweitens aus naturschutzrechtlichen Gründen wohl nicht genehmigungsfähig wäre. Jäger: „Es gibt am Oberlauf keine Lösung ohne baulichen Eingriff in ein Naturschutzgebiet.“ Das aber würde nicht genehmigt, weil es am Unterlauf des Baches alternative Möglichkeiten zum Hochwasserschutz gibt.

Die Aula der Marienschule war beim Infoabend der Technischen Betriebe Leverkusen voll besetzt.

Die Aula der Marienschule war beim Infoabend der Technischen Betriebe Leverkusen voll besetzt.

Simone Möller, in der TBL-Abteilung Stadtentwässerung zuständig für Hochwasserschutz, erläuterte, dass sie sich bereits seit 2016 mit dem Wiembach beschäftige. Möller erläutert detailliert, warum eine Aufweitung des Bachquerschnitts am unteren Wiembach, eben jene 435 Meter fast schnurgerader Bachlauf, der beidseits von je zwei Hainbuchenreihen bestanden ist, der sinnvollste Weg sei, die Anrainer des Baches in diesem Opladener Viertel vor Hochwasser zu schützen. 

Marlene Liebeskind, beim Wupperverband Fachfrau für Gewässerentwicklung, erklärte, wie eine Aufweitung des Bachquerschnitts auch dazu führen könnte, die in dem gerade verlaufenden Bachabschnitt schlechte bis sehr schlechte Gewässerstrukturgüte deutlich zu verbessern. Möller wie auch TBL-Chef Wulf Riedel betonten, man sei mit den Planungen für den Hochwasserschutz am Wiembach noch ganz am Anfang. Den Ausführungen der Fachleute zufolge ist noch offen, ob am Ende nicht vielleicht sogar drei der vier Hainbuchenreihen, die den Anwohnern am Herzen liegen, erhalten bleiben könnten.

Ein Straßenschild an einer Allee.

Über den Erhalt der Wiembachallee wird seit Jahren gestritten.

Hainbuchenreihen allerdings, das erläuterte Silke Thyssen vom Fachbereich Stadtgrün, die viel zu eng gepflanzt wurden und deren Bäume zum Teil bereits jetzt in schlechtem Zustand seien. „Man ging zum Zeitpunkt der Pflanzung davon aus, dass die Bäume säulenförming wachsen.“ Das ist erkennbar nicht der Fall. Und weil die Bäume zu eng stehen, haben die inneren die äußeren Bäume nach außen gedrückt; letztere müssen zudem aus Verkehrssicherungsgründen recht stark beschnitten werden.

Doch soviel an Erläuterungen und Erkenntnissen die Fachfrauen auch ausbreiteten, gleich mehrere Männer unter den Anwesenden kamen in der Fragerunde des Abends immer wieder darauf zurück, dass das eigentliche Problem für den Hochwasserschutz im Bielertviertel ihrer Meinung nach die Wupper sei und der Wiembach selbst während der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 gar nicht über die Ufer getreten sei. Einer nannte es gar „hanebüchen“, dass die Wupper an dem Abend nicht zur Sprache komme.

Diese Einwürfe lenkten aber selbst aus Sicht von Vertretern der Bürgerinitiative „Wiembachallee erhalten“, die seit Monaten Unterschriften für ihr Ziel sammelt, vom Fokus des Abends ab. „Die Wupper ist ein anderes Thema“, formulierte eine Vertreterin der Initiative und wollte wissen, was denn aus der hölzernen Fußgängerbrücke werde, die den Bach auf Höhe der Fürstenbergstraße quert. Antwort: Die Brücke wird bei einem breiteren Bachquerschnitt entweder umgebaut oder erneuert.

Riedel nannte die Wiembachallee in ihrem aktuellen Zustand „ein Stück Kulturlandschaft“ und äußerte Verständnis, dass „jeder Eingriff schmerzlich“ sei. Der TBL-Chef versuchte auch mehrfach klarzumachen, dass ein hundertjährliches Hochwasser ein wesentlich weniger katastrophales Ereignis ist als das, was im Juli 2021 passierte: „Ich würde Sie belügen, wenn ich sagen würde, wir könnten Sie vor einem Hochwasser wie vor bald vier Jahren schützen. Aber wir haben die Aufgabe, den Hochwasserschutz für ein HQ100 sicherzustellen.“

Nach zweieinhalb Stunden ging der Info-Abend zu Ende. Und es soll nicht der letzte sein. Wenn die Entwurfsplanung für den Hochwasserschutz in der Wiembachallee vorliegt, soll sie den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden, so Riedel. Wer zu dem Thema Fragen an die TBL richten möchte, kann sich auch per E-Mail an den städtischen Betrieb wenden.

tbl.buergertelefon@tbl-leverkusen.de


Neue Unterseite im Webauftritt für Wiembach

Die Stadt informiert auf einer eigenen Webseite zum Hochwasserschutz am Wiembach. Die neue Unterseite des städtischen Internetauftritts informiert über die geplante Verbesserung des Hochwasserschutzes, Möglichkeiten, wie sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können und fasst zentrale Fragen um Hochwasserschutz in Opladen zusammen. (ps)