Vor KunstnachtMuseum Morsbroich in Leverkusen ist jetzt offiziell eine (Kunst-)Baustelle

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Schirin Kretschmann und Tilo Schulz vor dem Museum Morsbroich.

Schirin Kretschmann und Tilo Schulz sind zwei der Künstler und Künstlerinnen, die derzeit und bis auf Weiteres im Museum Morsbroich arbeiten.

Vor den nächsten Kunsttagen zeigen die dauerhaft in Morsbroich tätigen Künstler, was sie antreibt und was ihnen bislang gelungen ist.  

Das mit Baustellen ist so eine Sache: Auf der einen Seite bedeuten sie Fortschritt, Aktion, Vorwärtsgehen. Da, wo gebaut wird, wird ja etwas getan, um die Welt und das Leben ein wenig schöner, besser, angenehmer, praktischer zu machen. Auf der anderen Seite aber sorgen Baustellen auch für Ärger: Sie stören und behindern und sind manchmal gefühlt endlos an einer Stelle, ohne dass irgendein Fortschritt zu erkennen ist.

Insofern ist die Wortwahl, mit der das Team des Museums sich gut zwei Wochen vor den anstehenden Museumstagen in und um das Schloss Morsbroich nach außen präsentiert, eine hochinteressante und spannende: Das Museum ist nun nämlich ganz offiziell eine – symbolische – Baustelle. 

Leverkusen: Schwarzes Brett an der Remisen-Wand

Das kann jeder Gast, der den Innenhof betritt, an der linken Wand der sich im Halbkreis um Jeppe Heins Brunnen mittig vorm Museum schließenden Remisen lesen: „Hier wird gebaut“ steht da auf einer Art übergroßem Schwarzen Brett geschrieben. Und daneben sind die Gesichter all jener Künstlerinnen und Künstler zu sehen, die sich seit nunmehr gut zwei Jahren an Ort und Stelle darum kümmern, die gute Kunststube der Stadt nicht nurmehr zu einem Museum für Gegenwartskunst, sondern zu einem gegenwärtigen Museum zu machen. Das jedenfalls ist die Wortwahl, die Direktor Jörg van den Berg seit damals, seit seinem Antritt als Chef in Morsbroich, stets sehr gerne und ausgiebig nutzt.

Es geht ihm und seinem Team darum, das in der Vergangenheit oftmals umstrittene und innerhalb der Stadtgesellschaft um eine Anerkennung zwischen Chemie und Fußball ringende Museum so aufzustellen, dass es diese Anerkennung bekommt und als Identifikationsort in Leverkusen wahrgenommen wird. Das sei ein langwieriger Prozess. Der brauche Zeit. Das sei, eben: eine Baustelle.

Gegenbild zur Gesellschaft

Natürlich: Viel gesprochen und geschrieben worden sei zuletzt etwa über die nach wie vor fehlende Gastronomie am Museum. Darüber, dass es nicht schnell genug gehe mit dem Haus. Aber genau das sei doch der Punkt, sagt Jörg van den Berg: „Ich halte es für enorm wichtig, dass dieses Haus und dieser Ort ein Gegenbild zu unseren gesellschaftlichen Gepflogenheiten ist.“ Es werde heutzutage zu schnell entschieden. Es werde zu schnell gemacht. Und nach relativ kurzer Zeit stehe man dann da und sage sich: „Hätten wir doch lieber noch ein bisschen länger darüber nachgedacht.“ Das sei ein Grundfehler der heutigen Zeit. „Wir sind alle permanent nur am hecheln.“

Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass etwa durch das zur aktiven Beteiligung an der Parkgestaltung einladende und auffordernde Parklabyr von Margit Czenki und Christoph Schäfer, die Kunst und Zweckmäßigkeit des Spiegelsaals verknüpfenden Skulpturen Andrea Wolfensbergers, die von Schirin Kretschmann erdachten, die ursprüngliche Sichtachse des Schlosses beachtenden Bushaltestellen vor dem Schlossareal oder das durch Harald F. Müller neu gestaltete Foyer und Treppenhaus bereits sichtbare Fortschritte und Ergebnisse erreicht worden seien. 

Maximale Transparenz in Leverkusener Museum

Zudem solle die nun an der Remisen-Wand angebrachte, von Kretschmann und Tilo Schulz konzipierte „Hier wird gebaut“-Tafel ja gerade zeigen, was wo von statten gehe und sich immer weiter entwickele. Sprich: Die Künstlerinnen und Künstler geben nun gleich am Eingang des Museums Einblick in ihre Arbeit. Dort würden nicht nur Porträts aller im und ums Museum arbeitenden Künstlerinnen und Künstler gezeigt. „Dort werden in Zukunft auch Workshops, Kurse, besondere Aktionen angekündigt. Jeder solle sehen können, was sich auf der Baustelle tue. Das Museum solle maximal transparent werden. 

Die nächste Gelegenheit, einen genauen Blick auf das zu werfen, was in Morsbroich so geschieht, bietet sich dann von Freitag bis Sonntag, 22. bis 24. September, wenn die nächsten Morsbroicher Kunsttage mit vielen Angeboten zwischen Diskussionsrunde, Kunstpräsentation und Aktionen im Schlosspark stattfinden.

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