Verkehrswende in LeverkusenSo bezwingt man die Tür im Opladener Rad-Parkhaus

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Blick auf den Rad-Zugang Nummer 2 am Opladener Parkhaus.

Wer hier durch will, hat beim ersten Mal gut zu tun.

Über Monate waren die Zugangsautomaten an den Türen nicht mal im Internet. Aber auch jetzt dauert es, bis man drin ist.

Der Bau gilt als verkehrspolitische Errungenschaft ersten Grades. Aber potenzielle Nutzer lassen das Fahrrad-Parkhaus in Opladen auch Monate nach der reichlich verspäteten Inbetriebnahme im vorigen Juni noch links liegen. Der Gratis-Bereich auf dem Dach ist am Dienstag weitgehend leer, hinter dem Zugang Nummer eins im Erdgeschoss steht nicht mal eine Handvoll Räder, das mittlere Geschoss hinter der Tür Nummer zwei ist völlig leer.

Woran liegt’s? Eine Antwort hat gerade die Stadtverwaltung geliefert. In den ersten Monaten sei es enorm kompliziert gewesen, das Rad-Parkhaus zu benutzen. Wer zum ersten Mal die Tür öffnen wollte, musste sich einem langwierigen Buchungsprozess unterziehen und zahlreiche Daten eingeben, um ein Nutzerkonto einzurichten. Ohne das geht gar nichts.

Bis Ende November waren die Bedien-Terminals an den beiden Eingängen zum Rad-Parkhaus noch nicht einmal mit dem Internet verbunden. Schwer vorstellbar, offline ein Konto einzurichten. Seit ein paar Wochen sind die beiden Terminals online; damit sei die Einrichtung des Kontos „vereinfacht“ worden, heißt es in einem Bericht aus dem Rathaus. Die Bedienung sei „unkomplizierter und intuitiver“ geworden, Nutzerinnen oder Nutzer müssten „deutlich weniger Informationen“ eingeben als bislang.

Der Smartphone-Bildschirm mit dem Zugangscode

Damit kommt man schließlich ins Parkhaus.

Zeit, das mal auszuprobieren. Man tritt also vor die Tür und liest sich erst einmal die Bedienungsanleitung durch. Vier Schritte mindestens sind notwendig für die erste Registrierung. Dazu kommen weitere sieben für die eigentliche Buchung eines Stellplatzes. Von denen gibt es reichlich.

Okay, dann mal los. Es ist 10.15 Uhr, weil die RB 48 mal wieder ein bisschen verspätet in Opladen ankam. Gut, dass der sehr gesprächige Lokführer schon tröstende Worte parat hatte: Wichtig sei doch auch im neuen Jahr, dass man gesund bleibe. Wenn die Bahn mal nicht pünktlich ist – das sei doch nicht so tragisch. Na ja, kommt drauf an.

Aber zurück vor die Tür Nummer zwei des schicken Rad-Parkhauses. Ohne Smartphone geht natürlich nichts, mit dem QR-Code landet man erst einmal auf der Wupsi-Seite. Und nicht zielgenau dort, wo man eigentlich hin wollte. Nun gut, irgendwann stößt man auf der Seite „fahrradparken.eu“ auf ein Aufklapp-Menü mit den ganzen Rad-Parkhäusern der Gegend. Ganz schön viele, sie sind alphabetisch aufgeführt. Opladen kommt zum Glück unter L wie Leverkusen und nicht erst unter O.

Ohne Konto und Profil geht gar nichts

Aber zunächst mal muss man ein Profil anlegen. Name, Vorname, Adresse, Mail-Adresse, Sicherheitsfrage à la „Wie heißt Ihr erstes Haustier?“ mit einer Antwort versehen, man kennt sowas. Im Mail-Eingang erscheint unterdessen ein Bestätigungscode mit sechs Stellen. Der wird eingetippt, dann ist man fast am Ziel, das Konto ist da. 

Dann wird’s leider echt lästig: Zahlungsmittel anlegen, denn irgendwo muss der Euro für die Benutzung an diesem Tag ja abgebucht werden. Erster Versuch: klassisches Sepa-Mandat, also Zahlung vom Girokonto der Bank. Mit dem Mandat, das kann man anscheinend beschleunigen. Warum es trotzdem nicht funktioniert, bleibt im Dunklen. Also zweiter Versuch: Kreditkarte. Geht besser, weil die eigentlich im Telefon hinterlegt ist. Trotzdem muss man Ablaufdatum und den dreistelligen Code angeben. Fehlermeldung: Karte nicht für diese Bezahltechnik zugelassen. Aha, selbst schuld.

Zum Glück offeriert „fahrradparken.eu“, beziehungsweise „Viaboxx“, wo die Technik abgewickelt wird, eine dritte Möglichkeit, an die Stellplatzmiete zu kommen: Paypal. Will man aus persönlichen Gründen nicht so gerne, aber man will ja rein. Immerhin: Das klappt, man bekommt eine fünfstellige Buchungsnummer und denkt: Die muss ich jetzt auf dem Zahlenblock am Terminal eintippen. Erster Versuch: kein Erfolg, die Tür bewegt sich nicht. Zweiter Versuch: Erst die Raute eintippen, dann die fünf Zahlen. Auch das ist offenbar falsch.

Blick auf die zumeist leeren Ständer im Opladener Fahrrad-Parkhaus

Gähnende Leere herrscht oft im Rad-Parkhaus am Opladener Bahnhof.

Ah, weiter unten gibt es noch einen QR-Code. Muss man den vielleicht an das Kamera-Auge des Terminals halten? Ja – das stand nur nirgends.   Die Tür öffnet sich nach einer knappen halben Stunde Arbeit am Zugang, das Geschoss ist komplett leer. Vorne sind ein paar Plätze für Lastenfahrräder, dann kommen die doppelstöckigen Ständer für normale Räder. Weil man ja niemanden stört, lässt sich die Mechanik der Doppelstöcker in Ruhe ausprobieren. Bedienungsanleitungen mit Skizzen helfen, geht tatsächlich ganz einfach.

Richtung Bahnhofsbrücke geht eine Treppe hoch. Das ist schon bequem und praktisch. Wieder runter: Alfonso López de Quintana und Andreas Schönfeld, die beiden Geschäftsführer der Bahnstadt-Gesellschaft, hatten doch so von der Toilette im Erdgeschoss geschwärmt, und wie sauber die immer noch sei. Tatsächlich, alles tipptopp.

Nur die Bedienung: Man weiß nicht so recht, ob man die Tür verriegelt hat. Irgendeinen Hinweis gibt es nicht. Tatsächlich muss man einen Finger vor einen Sensor halten, dann geht sie zu. Dieselbe Bedienung am Waschbecken. Es reicht, einen Finger in die Nähe zu bringen, dann fließt Wasser, kommt Seife, strömt Luft zum Trocknen. Intuitive Bedienung? Nun ja, nicht so richtig. Passt irgendwie zur Zugangsprozedur.

Räder auf den Gratis-Plätzen unter der Bahnhofsbrücke in Opladen

Was nichts kostet, wird besser genutzt: die wenigen Gratis-Plätze unter der Bahnhofsbrücke

Wo man schon mal am Opladener „Mobilitäts-Hub“ ist, der mit Bahnhöfen für Bahn und Bus, Parkplätzen für Autos und Räder auch Vorbild sein soll für Leverkusen-Mitte, schaut man sich weiter um. Und entdeckt dies: Auf der Ostseite des Bahnhofs gibt es ein paar „freie“ Fahrradständer, die man einfach so benutzen kann. Die sind gut besetzt. Wie es mit den geschlossenen Radboxen nebenan aussieht, kann man schlecht sagen. Die teils überdachten Radständer direkt daneben sind wiederum kaum besetzt. Auch dort muss man zahlen. Schließlich fällt die Rad-Reparatursäule ins Auge. Die ist oben mit ordentlich Klebeband umwickelt und macht auch sonst einen eher verwahrlosten Eindruck.

Unterm Strich zeigt sich: Am Opladener Bahnhof wurden alle Register gezogen, um die Verkehrswende zu befördern. Gelebt wird sie noch nicht.

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