Bei zwei Jugendorganisationen war die Wahlbeteiligung gering - das ist allerdings nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen.
Vor der KommunalwahlSo lief die U-16-Wahl in Leverkusen

U-16-Wahl in Opladen: Vincent Ludewig erklärt Hanna und Tanja Boryniak die Wahlzettel.
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„Ich wollte einfach mal wissen, wie das ist, zu wählen“, sagt Hanna Boryniak. Und nach dem Gang in die Wahlkabine im Opladener Gemeindezentrum Bielert stellt die Elfjährige fest: „War gut!“ Ein bisschen aufregend, aber doch gar nicht schwierig.
Organisiert hat das Wahllokal für die U-16-Wahl Vincent Ludewig, Vorsitzender des Kinder-, Jugend und Familienausschusses der evangelische Kirchengemeinde Opladen. „Zur Bundestagswahl haben wir zum ersten Mal eine U-18-Wahl gemacht und damit gut Erfahrungen gemacht“, erklärt Ludewig. Die Organisation sei recht einfach, da sie vom Landesjugendring unterstützt wird und dort alle nötigen Unterlagen wie Wahlzettel abrufbar sind. Lediglich bei der Werbung für die Aktion wünschen sich die Leverkusener Organisatoren mehr Engagement. Zwar haben sie die Wahl über ihre Kanäle verbreitet und im Umfeld des Gemeindezentrums Plakate aufgehängt, aber etwa über Social Media, wo man Jugendliche erreichen könnte, mache der Landesjugendring zu wenig Werbung für seine Aktion, findet Ludewig.

Wahllokal vor dem Opladener Gemeindezentrum
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Etwas enttäuschend ist schließlich auch die Wahlbeteiligung: Insgesamt zehn Stimmen werden am Wahltag in Opladen abgegeben. Etwa auf den gleichen Wert kommt die evangelische Jugend Schlebusch, die an zwei Tagen ihr Wahlbüro offen hatte. Die maue Wahlbeteiligung sei aber auch auf positive Entwicklungen zurückzuführen, sagt Leiter Florian Korb: „Mittlerweile beteiligen sich auch mehr Schulen an der U-16-Wahl, das ist erfreulich.“ Etwa das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Nachbarschaft zur EJS. „Wenn wir Jugendliche angesprochen haben, ob sie wählen wollen, haben die meisten gesagt: Das habe ich schon in der Schule getan. Das finde ich toll“, sagt Korb.
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Wir erleben hier gerade in der Altersspanne zwischen 16 und 18 ein immenses politisches Interesse
Ein zweiter Grund sei, dass bei der Kommunalwahl ab 16 gewählt werden darf, nicht erst ab 18, wie bei der Bundestagswahl, wo die Jugendwahl eine deutlich höhere Wahlbeteiligung hatte. „Wir erleben hier gerade in der Altersspanne zwischen 16 und 18 ein immenses politisches Interesse“, erzählt Korb aus seinen Gesprächen mit Jugendlichen. Thematisch seien die Jüngeren möglicherweise noch nicht so nah dran, dennoch findet der Pädagoge es wichtig, die Juniorwahl anzubieten. „Eine Wahl soll nichts Abschreckendes sein, es geht ja auch darum, das einzuüben und zu erfahren: Ich kann das und auch wenn meine Stimme nicht wirklich zählt, bin ich trotzdem wichtig.“
Gespräche über aktuelle Themen
Genau das war auch der Beweggrund für Hannas Mutter Tanja Boryniak. „Ich habe davon auf Social Media gelesen und meine Tochter gefragt, ob sie Lust dazu hat.“ Bei ihnen zu Hause liefen jeden Abend die Nachrichten, natürlich spreche man dann auch mit den Kindern über aktuelle Themen, die sie beschäftigen. In ihrer Schule, der Theodor-Heuss-Realschule war die Kommunalwahl allerdings noch kein Thema, sagt Hanna. „Aber die Ferien sind ja gerade seit einer Woche erst vorbei, ich könnte mir vorstellen, dass das noch kommt“, meint Mutter Tanja. Gemeinsam haben sie den Wahl-O-Mat gemacht. „Mit den meisten Fragen bin ich gut klargekommen, zwischendrin musste meine Mutter mir mal was erklären“, sagt Hanna.
Auf die Frage, was ihr in ihrer Stadt besonders wichtig sei, muss die Elfjährige einen Moment überlegen. „Grün finde ich cool“, sagt sie dann, und meint damit nicht explizit die Partei, sondern Grünflächen und Spielplätze. „Davon sollte es mehr geben.“
Die Ergebnisse
Bei der Wahl zum Oberbürgermeister oder zur Oberbürgermeisterin haben sich die Jugendlichen in Leverkusen mit 34 Prozent für Amtsinhaber Uwe Richrath (SPD) ausgesprochen, Stefan Hebbel (CDU) kam auf 20 Prozent, Keneth Dietrich (Linke) auf 13 und Valeska Hansen (FDP) auf zehn Prozent. Stephan Erpenbach (AfD) erlangte acht Prozent der Stimmen und 15 Prozent entfielen auf die anderen Kandidaten.
Die SPD gewinnt auch die Stadtratswahl bei der U-16-Wahl in Leverkusen (24 Prozent), knapp vor der CDU (22 Prozent). Danach kommen die Linke (16 Prozent), AfD und Grüne mit jeweils zehn Prozent sowie die FDP mit fünf Prozent. Die anderen Parteien und Wählergruppierungen kamen zusammen auf 13 Prozent. (nip)