Leverkusener Veranstalter„Weihnachtsmärkte müssen digitaler und interaktiver werden“

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Blick von oben auf den Wiesdorfer Christkindchenmarkt.r

Nachweihnachtliche Stimmung in Wiesdorf.

Die Besucher wollen mehr schauen als kaufen – die Marktveranstalter müssen Antworten finden.

Glühwein geht immer. „Die Bilanz unserer Aussteller ist sehr gemischt“, resümiert Axel Kaechele, Betreiber des Wiesdorfer Christkindchenmarktes. „Alles, was mit Gastronomie zu tun hat, geht super, die Händler müssen dagegen sehr spezielle Waren haben, um ein gutes Geschäft zu machen.“ Das liege auch daran, dass jeder Discounter mittlerweile Dresdner Stollen, Christbaumkugeln und Krippenfiguren verkauft. „Da sind die Leute dann nicht mehr bereit, auf dem Weihnachtsmarkt deutlich mehr Geld dafür auszugeben, auch wenn die Qualität eine andere ist.“

Beim Monschauer Senf in 60 verschiedenen Sorten ist das etwas anderes. „Da gibt es dann auch die Sorte englischer Curry, das bekommt man nicht in jedem Supermarkt, da geben die Leute dann auch mal einen Euro mehr aus“, sagt Kaechele. 

Händler in einer „Zoo-Situation“

Das führe zu einer Art „Zoo-Situation“ für die Händler. Geschätzt kamen erneut mehr als eine Million Besucher nach Wiesdorf, ihr Ziel ist aber vor allem: Rausgehen, Menschen treffen, gucken, sich vergnügen. Die Händler und ihre Ware werden also angeschaut, aber immer weniger wird gekauft. „Wenn ich jetzt sage: Bis 2026 planen wir einen Weihnachtsmarkt ohne Händler, dann ist das vielleicht etwas hart, aber darauf läuft es hinaus“, sagt Kaechele.

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Wir haben schöne lokale Geschäfte, die über den Stadtteil hinaus aber kaum bekannt sind
Axel Kaechele

Sein Plan: Er will den Menschen mehr zu schauen geben: „Die Märchenhütten, die wir schon haben, und der Fotopoint, so etwas ist sehr stark nachgefragt“. Der Weihnachtsmarkt der Zukunft müsse digitaler und interaktiver werden.

Und auch lokaler. Stadtteilhütten sind eine Idee, die Kaechele gerade verfolgt. „Wir haben schöne lokale Geschäfte, die aber über den Stadtteil hinaus kaum bekannt sind.“ Das Lakritzgeschäft „Dunkle Materie“ zum Beispiel. Wenn jemand aus Schlebusch besondere Lakritz möchte, werde er sie wohl eher im Internet bestellen, weil er das Opladener Geschäft nicht kennt, mutmaßt der Marktbetreiber. Wenn die Geschäfte sich aber dem großen Publikum in Wiesdorf präsentieren würden, bliebe ein Effekt davon vielleicht über die Weihnachtstage hinaus. 

Und immerhin kommen auch rund 30 Prozent der Besucher aus Köln. Für sie habe Wiesdorf einige Vorteile: „Die Bahnanbindung ist sehr gut – wenn sie denn fährt. Und wenn wir in Leverkusen eines haben, sind es Parkplätze.“ Zudem seien die Kölner Weihnachtsmärkte von Touristen so überlaufen, dass Einheimische sie eher meiden. 

Auch in Opladen ist der Trend zum Anschauen klar zu erkennen. „Das Bühnenprogramm, die Deko und die große Krippe sind super angenommen worden“, sagt Dirk Pott, der das „Bergische Dorf“ veranstaltet. Nur: „Vom Anschauen kann keiner leben“. Ohne Händler gehe es für den kleinen Markt definitiv nicht. Muss es aber auch nicht. „Die Stammkunden haben alle für das nächste Jahr schon unterschrieben und auch bei den Handwerkerhäuschen habe ich schon einige Verträge zurückbekommen“, sagt Pott.

Klar habe man gespürt, dass die Menschen mehr auf das Geld achten. Das sei ja auch kein Wunder, wenn die Briefe mit den Preiserhöhungen der Energieversorger pünktlich zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes im Briefkasten liegen. Vielleicht gingen auch deswegen in diesem Jahr Strickwaren besonders gut: Sich warmhalten ist ein Gebot der Stunde.

Still stehen will aber auch Pott nicht: „Unser Weg ist richtig, aber es gibt immer etwas zu verbessern.“ Und da hat er schon einige Ideen für das nächste Jahr: Einen Grünkohl-Stand konnte er schon verpflichten, außerdem sollen die Dekoration und das Bühnenprogramm noch ausgebaut werden.

Die Weihnachtsmärkte müssen sich weiterentwickeln, um auch künftig Bestand haben zu können, ist Kaechele überzeugt. Dazu steht er auch mit der Politik in Kontakt, schließlich sei es eindeutig, dass der Christkindchenmarkt deutlich zur Belebung der Innenstadt beiträgt, woran viele ein Interesse haben.

Potenzial sieht er in der Neugestaltung des Marktplatzes, auf dem eine deutlich größere Freifläche entsteht. Eine Winterkirmes als Ergänzung zum Weihnachtsmarkt könne er sich vorstellen. Eine Schlittschuhbahn sieht er kritisch: Zum einen sprechen Emissionsgutachten gegen eine solche Anlage in dicht bebautem Gebiet, zum anderen sind da die hohen Energiekosten. „Monheim macht das, um die Menschen in die City zu locken. Aber da bezahlt das auch die Stadt. Für einen kleinen, privaten Betreiber ist das nicht zu stemmen.“

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