Die beiden Brüder haben schon einiges auf dem Kerbholz. Der Jüngere sagt, er habe mit dem Drogenhandel von vor fünf Jahren nichts zu tun.
ProzessauftaktZwei Leverkusener sollen mit Kokain gedealt haben

Vor dem Kölner Landgericht müssen sich seit Donnerstag zwei Männer wegen Kokainhandels verantworten.
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Der Prozess in Saal 13 des Kölner Landgerichts hat noch gar nicht angefangen, da liegt schon eine Waffe auf dem Tisch. Ein Messer, wie es Taucher benutzen, wird in Augenschein genommen. Es soll beim Drogenhandel zwei Brüder aus Manfort eine Rolle gespielt haben. Ebenso wie eine Browning.
Die Taten, die dem heute 26 Jahre alten Kaplan D. und seinem fünf Jahre älteren Bruder Aslan (Namen geändert) zur Last gelegt werden, liegen schon eine ganze Weile zurück. Zwischen Juli 2018 und April 2019 sollen sie mit Kokain und Cannabis gehandelt haben. Anfang Juli 2018 durchsuchen vier Polizeibeamte die Wohnung der Brüder in Manfort, unweit der Bahnlinie.
Sie finden einiges, was den Verdacht erhärtet, dass die beiden mit Drogen handeln: kiloweise Marihuana, ein paar Portionen weißes Pulver, das sie für Kokain halten, und Crack, insgesamt rund 6000 Euro Bargeld in kleinen Scheinen und Münzen, einen Goldbarren, Plastiktütchen, eine Laminier-Maschine, mit der man Drogenbeutelchen verschließen kann, ein Messer, eine Browning, diverse Handys und Sim-Karten, Rolex-Uhren, von denen man nicht weiß, ob sie echt sind.
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Wen die Beamten nicht antreffen, ist Kaplan D., gegen den sich die Durchsuchung eigentlich richtet. Stattdessen kommt Bruder Aslan dazu und versucht zunächst, die Polizisten in eine andere Wohnung auf dem Grundstück zu lotsen. Als die Ermittler das nicht mitmachen und sich Zugang zum ursprünglichen Zielobjekt verschaffen, türmt Alsan über eine Mauer.
Gescheiterte Drogenübergabe
Mitte Juli 2018 verhindert die Polizei eine Drogenübergabe auf der Bertha-von-Suttner-Straße. 20 Gramm Kokain werden dabei gefunden, und an die 7000 Euro Bargeld. Einen Monat später falllen die beiden bei einer Verkehrskontrolle auf der Scharnhorststraße auf. Mehr als 4000 Euro sind im Auto, in 20-Euro-Scheinen. Weil sie lange von der Polizei observiert wurden, ist auch von einem Drogenlager im Keller eines Hauses auf der Ophovener Straße die Rede.
Zur Sache wollen beide zunächst nichts sagen. Zu sich schon eher: Beide berichten von Problemen mit dem Vater, einem erfolgreichen Unternehmer, der sich auf Transporte und Entsorgung spezialisiert hat. Der sei überaus streng. Das Nachbarhaus, das ebenfalls der Familie gehört, war für beide Brüder zwischendurch Fluchtpunkt. Beide hatten auch Schwierigkeiten, beruflich Fuß zu fassen. Da halfen auch Jobs in den Firmen der Familie nichts.
Was ist mit der Mordanklage?
Mittlerweile ist der ältere Aslan D. anscheinend in der Spur. Er handelt mit Möbeln, die er aus der Türkei importiert. Das scheint ganz gut zu laufen – inzwischen habe er den ersten Angestellten, berichtet er. „Alle schlechten Angewohnheiten habe ich gelassen“, formuliert der 31-Jährige, der mehrfach wegen Fahrens ohne Führerschein verurteilt wurde. Und: Es muss eine Anklage geben, weil er Ende 2018 bei einer Kontrolle versucht haben soll, einen Polizisten zu überfahren. Was es damit auf sich hat, ist am ersten Prozesstag aber nicht zu klären.
Kaplan D. steht beruflich immer noch in den Startlöchern, bestenfalls. Ohne abgeschlossene Berufsausbildung hangelt er sich von Job zu Job, im Moment ist er in einer Berufsorientierung, die vom Job-Center organisiert wird. Wie es danach weitergeht? Ungewiss.
Beide haben in der Vergangenheit „eine Pause“ eingelegt, wie sie es beschreiben: keine Jobs, bei Kaplan kamen erhebliche Suchtprobleme dazu. Von viel Wodka und einer Menge Cannabis ist die Rede: „Vier, fünf Gramm am Tag“ habe er konsumiert, bis er sich in die Türkei zurückgezogen habe, für einen kalten Entzug. Sein Strafregister ist deutlich länger, im Gefängnis war der 26-Jährige auch schon: Körperverletzung, Bedrohung, Widerstand, Fahrerflucht und diverse Drogendelikte. Selbst in Haft ist er offenbar nicht zur Besinnung gekommen: In einer Anklage ist davon die Rede, dass er in der JVA mit Marihuana im Mund erwischt wurde.
Mit den Fällen, die diesmal auf dem Tisch liegen, will Kaplan D. allerdings nichts zu tun haben. Soviel sagt er dann doch an diesem ersten Prozesstag.