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Neubau in GummersbachHat das Kreishaus II noch Einsparpotenzial?

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Experten und Verwaltungsspitze von rechts nach links:  Volker Müller, Baudezernent Felix Ammann, Prof. Bert Bielefeld, Landrat Jochen Hagt und Rainer Schmidt vom Kölner Büro für Baumanagement BMP.

Experten und Verwaltungsspitze: (v.r.) Volker Müller, Baudezernent Felix Ammann, Prof. Bert Bielefeld, Landrat Jochen Hagt und Rainer Schmidt vom Kölner Büro für Baumanagement BMP. 

Die Diskussion über den Bau des Kreishauses II in Gummersbach geht weiter. Nun haben sich zwei Experten zur Kostenkalkulation geäußert.

Der geplante Bau der Kreishauserweiterung in Gummersbach liegt, was die Baukosten angeht, im „gesunden Mittelmaß“. Zu diesem Ergebnis kommt wie berichtet der Bauexperte, Architekt und Hochschulprofessor Prof. Bert Bielefeld, der auch den Risikoaufschlag von 25 Prozent für richtig hält. Am Freitag stellte er sein vom Kreis in Auftrag gegebenes Gutachten im Kreishaus vor. Genau wie der langjährige Geschäftsführer der Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft, Volker Müller, seine Ergebnisse dort präsentierte. Und die sind, was den reinen Bau angeht, auch nicht weit weg von den Zahlen, die der Kreis ermittelt hat. Doch es gibt durchaus auch Unterschiede.

Müller und Bielefeld nannten den komplexen, felsigen Baugrund als einen Faktor dafür, dass die Kosten nach oben gehen. Das sei kein Vergleich zu einer ebenen grünen Wiese. Der Beschluss, an der Moltkestraße zu bleiben, sei schon vor Jahren gefasst worden, sagte Landrat Jochen Hagt. Müller sah aber trotzdem Punkte, über die man noch nachdenken und reden kann: So auch über die Gestaltung der Außenanlage, die teurer werde, weil der Kreishausneubau einen anderen Gestaltungsanspruch als ein reiner Funktionsbau habe. Seine Gebäude hätten im Gegensatz zu den Kreisplänen keine aufwendige Dachbegrünung. Und viele Positionen, die Baulogistik betreffen, teilt Müller ebenfalls nicht. „Da ist noch Potenzial drin“, so sein Fazit. Auch glaubt der Gummersbacher nicht, dass die Kosten für einen Generalunternehmer (GU) in Höhe von 20 Prozent des Bauvolumens zutreffend seien. „Mit dem Gebot bekomme ich heute keinen Zuschlag mehr“, so Müller.

Alternativen zur Glasfassade werden nicht billiger

Das bestätigte auch Bielefeld, der 15 bis 18 Prozent als realistisch nannte. Dass der Kreis einen GU beauftragen will, hält Bielefeld mit Blick auf die Risikoübertragung für eine sinnvolle Vorgehensweise. Und der Kreis habe keine Ressourcen, sagte Hagt. Ihm war es wichtig, dass Bielefeld mit Blick auf den aufgekommenen Begriff des „Glaspalastes“ etwas zu den Kosten der Fassade sagt. Der Experte erklärte, wie schon berichtet, dass man mit einer alternativen Ausführung nicht billiger werde. Müller machte deutlich, dass die Öffentliche Hand bei Bauvorhaben nicht so agieren könne, wie ein privater Investor baue. „Eine Verwaltung läuft mit Ketten an den Füßen rum.“ Die Folge: Verfahrensvorschriften wirkten in das Projekt rein.

Kreisdirektor Klaus Grootens unterstrich noch einmal, dass der Kreis mit der Zentralisierung rund anderthalb Millionen Euro per anno an Miet-und Unterhaltskosten spare, weshalb ein Neubau deutlich wirtschaftlicher sei. Dennoch regt sich in den Kommunen weiter Widerstand. Die Anträge der lokalen SPD-Fraktionen auf eine Sondersitzung des Kreistags wollte Hagt auf Nachfrage nicht weiter bewerten. Er stellte aber klar, dass die SPD-Kreistagsfraktion jederzeit einen entsprechenden Antrag stellen könne.

Beantragt die SPD eine Sondersitzung des Kreistags?

Fraktionschef Sven Lichtmann sagte dieser Zeitung am Freitag, dass man abwarten wolle, wie der Landrat auf die Sorgen in den Kommunen reagiere. Und eine Sondersitzung? Lichtmann wollte sich hier noch nicht festlegen. Auf die aktuelle Berichterstattung und die Äußerungen des Kreises haben derweil die Grünen reagiert: „Die Rechtfertigung der Kosten für die Kreishauserweiterung steht auf schwachen Beinen. Wir stellen fest: Es wurde geliefert wie bestellt“, heißt es in ihrem Statement. Die Kreisverwaltung lasse sich von Experten bestätigen, dass die Kosten angemessenen sind, was auch nicht anders zu erwarten gewesen sei. Niemand sei bisher davon ausgegangen, dass in der Kostenrechnung vergoldete Armaturen oder Marmorböden auftauchen würden.

Die Grünen mutmaßen, dass nicht die richtige Frage gestellt worden sei. Die hätten lauten müssen: „War der Grundsatzbeschluss des Kreistages für eine Erweiterung des Kreishauses in der Moltkestraße die richtige Entscheidung?“ Die Grünen sind demnach zu der Überzeugung gelangt, dass der Kreistag in dieser Frage von der Verwaltung nicht ausreichend informiert worden ist und deshalb Entscheidungen auf einer unzureichenden Basis getroffen worden seien.