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ProjektKinder und Jugendliche engagieren sich in Waldbröl vielfältig gegen den Rassismus

3 min
Sarah, Samira und Leni (von links) backen für das „Café International“, das an diesem Freitag (10. Oktober 2025) in der Waldbröler Roseggerschule die Pforten öffnet. Anlass ist die erste Projektwoche gegen Rassismus.

Sarah, Samira und Leni (von links) backen für das „Café International“, das an diesem Freitag (10. Oktober 2025) in der Waldbröler Roseggerschule die Pforten öffnet. Anlass ist die erste Projektwoche gegen Rassismus.

Zum ersten Mal hat die Roseggerschule eine Projektwoche einem Schwerpunkt gewidmet. Heute (10. Oktober 2025) werden die Ergebnisse gezeigt.

Kekse aus der Ukraine, Zimtschnecken aus Schweden, Käserollen aus Griechenland – wenn das mal keine Vielfalt ist. In der Küche der Roseggerschule riecht es an diesem Morgen nach internationalen Köstlichkeiten, Sarah (16) rührt im Mehl, Samira und Leni (beide 15) stechen die nächste Runde Plätzchen aus, während die Teigrollen abkühlen.

Servieren werden die drei Mädels das Gebäck am heutigen Freitag im „Café International“: Denn in der Waldbröler Förderschule geht es seit vergangenem Montag um ein Thema, das an der Zuccalmagliostraße niemandem schmeckt: Rassismus.

Etwa 280 Kinder und Jugendliche besuchen dort derzeit den Unterricht: 33 von ihnen sind nicht in Deutschland geboren, bei 43 v hat mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund. Acht Nationalitäten sind in den Klassenzimmern vertreten. Und zum ersten Mal hat die Schule mit dem Förderfokus „Lernen und emotionale und soziale Entwicklung“ eine ganze Projektwoche einem Schwerpunkt gewidmet – und die Karl-Bröcker-Stiftung in Lippstadt unterstützt dieses Vorhaben mit 7400 Euro, weitere 600 Euro steuert der Förderverein bei.

Der Künstler Mauricio Jimenez (links) aus Gummersbach-Hülsenbuch zeigt den Kindern und Jugendlichen in Waldbröl, wie mit Kohlestiften Porträtbilder entstehen.

Der Künstler Mauricio Jimenez (links) aus Gummersbach-Hülsenbuch zeigt den Kindern und Jugendlichen in Waldbröl, wie mit Kohlestiften Porträtbilder entstehen.

Heute dürfen geladene Gäste erleben (und natürlich probieren), was in den zahlreichen Workshops entstanden ist. Auf schwere Kost müssen sich derweil diejenigen einstellen, die dort ins Kino gehen: Unter Anleitung des Bergneustädter Multimediakünstlers Saurabh Narang und unter der Regie von Schüler Lukas (17) ist ein Werk in drei krassen Szenen entstanden. Das führt vor, dass Rassismus auch töten kann. Im wahrsten Sinne.

„Ja, das ist echt hart“, urteilt Lukas, der auch seine Freizeit mit dem Filmen verbringt. „Aber wir wollten zeigen, dass Menschen durch Mobbing manipulieren und andere mehr als nur verletzen können.“ Währen Kamerafrau Leonie (14) dafür sorgt, dass alles im Kasten ist, macht Noel (12) ein paar Fotos und auch Dilara (16) lässt sich nichts entgegen: Mit Rektor Hinrich Schipper erstellen sie eine Schülerzeitung über die Projektwoche. „Zwölf Seiten wollten wir machen, 20 sind es schon“, sagt Schipper. „Ende also offen.“

Unter Anleitung des Bergneustädter Multimediakünstlers Saurabh Narang (links) entsteht an der Roseggerschule in Waldbröl auch ein Film über das Thema Mobbing und die Folgen davon. Kamerafrau Leonie hält die Szenen fest.

Unter Anleitung des Bergneustädter Multimediakünstlers Saurabh Narang (links) entsteht an der Roseggerschule in Waldbröl auch ein Film über das Thema Mobbing und die Folgen davon. Kamerafrau Leonie hält die Szenen fest.

Seit 2018 ist seine Schule Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Nun freut sich Schipper über das konzentrierte, das produktive Arbeiten in den Räumen. Ein achtköpfiges Team um Lehrerin Sarah Schinke hat diese Projektwoche auf die Beine gestellt.

Konzentrierte Stille herrscht gerade auch im Workshop des Hülsenbuschers Mauricio Jimenez: Der Chilene mit dem Künstlernamen Mao zeigt den jungen Leuten, wie Porträtbilder entstehen – und das mit Kohlestiften. „Ein Gesicht hat Strukturen, die Unterschiede offenbaren, die Geschichten erzählen“, erklärt Mao. „Und Kohle ist ein Zeichenmittel, das sich nicht immer kontrollieren lässt.“

In Waldbröl sollen auch Porträtbilder Geschichten erzählen

Vor ihm sitzt auch Jonathan, der erste Linien aufs Papier gebracht hat und jetzt mit Proportionen ringt. „Ich finde diese Woche cool, spannend und interessant. Denn ich will nicht, dass andere Menschen beleidigt werden – nur, weil ihre Haut anders ist“, betont der 14-Jährige.

Wie es ist, gekränkt zu werden, hat Zeitungsredakteurin Dilara erlebt: „Ich bin in Deutschland geboren, habe einen türkischen Namen, weil mein Vater eben aus der Türkei kommt“, schildert die Jugendliche und Kollege Noel ergänzt: „Man darf keine Witze machen über die Herkunft, die Sprache, die Farbe der Haut.“

Kunterbunte Vielfalt bringt nun auch ein Graffito ins Schulgemäuer, das Schülerinnen und Schüler mit dem Gummersbacher Künstler und Musiker Will Mercene erschaffen haben – und auf dem sie Begriffe nun verewigen, die dem Rassismus entgegenstehen.