Baumschule OverathAngebot an Christbäumen ist trotz trockener Sommer hoch

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Overath_Weihnachtsbäume

Fertig abgepackt warten die Weihnachtsbäume in Overath-Kreutzhäuschen auf ihre Käufer.

Rhein-Berg – Der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus ist eine Nobilistanne: 40 Jahre alt, 18 Meter hoch. Sie wurzelte in einem Garten in Rösrath, sie überstand den Sturm Friederike, auch der Dürre-Sommer konnten ihr nichts anhaben. Jetzt steht die Tanne mit Goldkugeln, roten Schleifen und Lichtern geschmückt als Botschafter des Christfestes auf dem Gladbacher Weihnachtsmarkt.

Nordmanntanne ist der meistverkaufte Weihnachtsbaum

Auch an den Verkaufsständen von Plantagenbesitzern stehen reihenweise stattliche Christbäume zum Verkauf. Es scheint, als wäre die Trockenheit der beiden vergangenen Sommer spurlos an ihnen vorbeigegangen. „Das Angebot ist sehr üppig“, bestätigt Meinolf Mütherich von der Baumschule in Overath-Kreuzhäuschen, „es gibt keine Knappheit.“ Zumindest nicht bei den Nordmanntannen – seit Jahren meistverkaufter Weihnachtsbaum mit seinen festsitzenden und weichen Nadeln. Sie hätten mit ihren starken, tief ins Erdreich hineinreichenden Pfahlwurzeln auch den trockenen Sommer 2019 gut überstanden, sagt Mütherich.

Baumschule_Mütherich

Meinholf Mütherich besitzt eine Baumschule.

Seit zehn Minuten schreiten zwei Männer in Monteurskluft die Baumreihen auf dem Hof von Mütherich ab. Ab und an bleiben sie stehen, zupfen am Netz, prüfen die Größe. Perfekt soll die Nordmanntanne sein, die sich die Kunden wünschen: in Dreiecksform, mit gerader Spitze, gleichförmigen Astreihen und dunkelgrünen Nadeln, buschig und glänzend. Für die Mitarbeiter der Deutz AG ist es auch eine emotionale Kaufentscheidung. Seit Jahren werden die Christbäume für Montage- und Eingangshalle der Kölner Motorenfabrik bei Mütherich gekauft

„Wir wollen die Tradition fortsetzen“

„Unser verstorbener Meister hat sich immer darum gekümmert. Wir wollen die Tradition fortsetzen“, erzählt Jörg Brombach. Als Beratungshilfe hat er den Auszubildenden Lars Rörig mitgenommen. Die drei Exemplare, 2,30 Meter hoch, die sie aussuchen, werden vorsichtig in den Transporter gelegt. Jetzt müssen sie nur noch geschmückt werden: „Das kann dann die Nachtschicht übernehmen“, meint Brombach.

Seit 30 Jahren pflanzt Mütherich in Kreutzhäuschen Christbäume auf einer Fläche von 30 Hektar, auf einem Hektar stehen 6000 Exemplare in allen Größen. Von hier aus liefert das Familienunternehmen ins gesamte Umland sowie in die Stadt Köln. Zudem wird im Wald neben dem Hof ein Weihnachtsdorf aufgebaut, das an den Adventswochenenden öffnet.

Fichten haben die trockenen Sommer stark zugesetzt

Anderen beliebten Zimmernadelhölzern habe die Trockenheit des Sommers schwer zu schaffen gemacht, berichtet Mütherich. „Wir haben keine Bewässerungsanlagen.“ Gelitten haben die Blaufichten. Denn anders als Tannen sind Fichten Flachwurzler und kommen bei Trockenheit nicht ans Grundwasser heran. Verluste müsse er auch bei der Korktanne – beliebt wegen ihres Duftes nach Orangen – und anderen Exoten hinnehmen, die nur ein bis zwei Prozent des Verkaufs ausmachten: Korea-Tanne (silbergrüne Nadeln), Serbische Fichte (Nadeln sind oben moosgrün, unten silbrig) und Kiefer, beliebt vor allem bei aus Berlin Hergezogenen, wie Mütherich berichtet. Diesen Baumarten habe der Frost an den Eisheiligen im Frühjahr stark zugesetzt.„Das ist wirklich sehr schade“, bedauert Mütherich.

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So richtig ärgert er sich aber erst, wenn die Sprache auf Plastikbäume kommt. „Die Transportwege aus Fernost sind sehr lang und nach zwei, drei Jahren landen die Plastikimitationen dann schon wieder auf dem Müll“, ärgert sich der 59-Jährige. „Und dann diskutiert der Bundestag über ein Verbot von Plastiktrinkhalmen. Das soll einer verstehen?“ Echte Bäume hätten zwar schon nach ein paar Tagen im Wohnzimmer ausgedient, seien aber trotzdem klimafreundlich: „Eine Weihnachtsbaumkultur steht acht bis zehn Jahre, bis sie abgeerntet werden kann. In dieser Zeit kann sie jede Menge Kohlendioxid binden.“

Umweltfreundlich ist ein lebender Baum im Topf

Und dann gibt es noch die Möglichkeit, umweltfreundlich einen lebenden Baum im Topf zu kaufen: Zur Auswahl stehen die sogenannten gestochenen Bäume und die mit Ballen. Während die gestochenen Bäume mit abgeschnittenen Wurzeln meist absterben würden, hätten die mit Ballen sehr wohl Überlebenschancen, meint Mütherich.

So wie die Nobilistanne auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Sie stand vor 40 Jahren auch als Topfpflanze im Wohnzimmer, gedieh dann still im Garten ihrer Besitzer in Rösrath, bis das Gladbacher Weihnachtsgeschäft sie jetzt rief.

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