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ReitwegenetzFreie Bahn für Pferdefreunde in Bergisch Gladbach

4 min
Ein Bagger steht neben einem Sandhaufen.

Die Sanierung der verwilderten Reitwege im Diepeschrather Forst, hier ein Foto aus dem Jahr 2023, wird fortgesetzt.

Die Stadt Bergisch Gladbach setzt das Sanierungsprojekt der Reitwege im Diepeschrather Forst fort. Die Konflikte zwischen Reitern und Fußgängern nehmen zu.

Gestrüpp und Äste von Bäumen überwuchern manche Reitwege in Bergisch Gladbach so stark, dass sie nicht mehr nutzbar sind. Immer wieder klagten in den vergangenen Jahren Pferdebesitzer darüber, dass Pferd und Reiter kaum noch durchkämen. Zumindest für einen kleinen Teil der Reitwege im Diepeschrather Forst kann man das jetzt nicht mehr behaupten.

Denn auch in diesem Jahr hat die Stadt das Sanierungsprojekt dort fortgesetzt und rechtzeitig zur Herbstsaison weitere in Mitleidenschaft gezogene Strecken auf Vordermann gebracht. Manche Reitwege seien gar nicht mehr zu erkennen gewesen, berichteten bei einem Ortstermin 2022 mehrere Pferdebesitzer der Redaktion. Zudem seien die mit einem speziellen blauen Schild ausgewiesenen Reitrouten bei Regen zu matschig, weil sich der Waldboden mit dem Sand vermische.

Das hatte zur Folge, dass manche Reiter auf Spazierwege auswichen, worüber sich dann wieder Fußgänger beschwerten. Es gab Konfrontationen. Das Miteinander litt. Denn Reiten ist im Wald im Rheinisch-Bergischen Kreis außerhalb ausgewiesener Reitwege grundsätzlich verboten.

Ein Reiter reitet auf seinem Pferd auf einem Wanderweg neben der Baustelle.

Schotter dient als Grundlage für neue Reitwege im Diepeschrather Forst in Bergisch Gladbach. Später werden sie dann noch mit Reitsand aufgefüllt.

Auf einer Länge von 1250 Metern sind die bereits im vergangenen Jahr sanierten Wege im Diepeschrather Forst erneut gepflegt, ausgebessert und für die Tiere besser nutzbar gemacht worden, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.

Darüber hinaus seien auf einer Länge von 700 Metern die alten, fast nicht mehr sichtbaren Reitwege im Wald in Richtung des Moitzfelder Ortsteils Heidgen (Herkenfelder Weg) erneuert und freigeschnitten worden. Während der Arbeiten mussten die Wege nicht gesperrt werden, berichtet die Stadt.

Finanziert wird die Sanierung über die Reitabgaben, die dem Rheinisch-Bergischen-Kreis 2025 zur Verfügung stehen. Genehmigt werden die Mittel von der Bezirksregierung, erläutert die Stadt. Wie hoch der Betrag in diesem Jahr war, dazu macht die Verwaltung keine Angaben.

Reiter zahlen für ihre Reitwege selbst

2022 und 2023, als das Sanierungsprojekt begann, waren es 20.000 Euro, die in die Instandsetzung von Reitwegen auf einer Länge von 900 Metern geflossen sind. Das ist viel Geld für so einen kurzen Abschnitt, wird vielleicht mancher denken – vor allem   mit Blick auf den schlechten Zustand der Straßen mit vielen Schlaglöchern.

Aber die Reiterinnen und Reiter zahlen selbst für ihre neuen Wege, nicht der Steuerzahler. Das Reitkennzeichen, das beantragt werden muss, kostet jährlich zwischen 30 und 90 Euro pro Pferd. Wer ohne diese Plakette ausreitet und erwischt wird, muss eine Geldbuße zahlen.

Die erste 250 Meter lange Teststrecke im Jahr 2020 – damals von der Stadt als Pilotprojekt angekündigt – sollte zeigen, dass eine spezielle Bauweise dafür sorgt, dass die Wege künftig einfacher gepflegt werden können. Dafür wird der Reitweg so angelegt, dass er auch starkem Regen standhält. Dazu wird er trichterförmig gebaut und der Sand etwas erhöht aufgebracht, damit das Wasser abfließen kann.

Die Stadtverwaltung kündigt für die nächsten Jahre weitere Maßnahmen zur Instandsetzung und Erneuerung der Reitwege geplant sind: „Damit ein gutes Miteinander zwischen Reitenden und anderen Waldbesucherinnen und Waldbesuchern gegeben ist.“


Es gibt viele Beschwerden

Die Vereinigung Freizeitreiter und -fahrer Bergisch Land (VFD) als Interessenvertretung der Gelände- und Wanderreiter stellt auf ihrer Homepage fest: „Das Reitwegenetz ist spärlich vorhanden.“

Wenn in Veröffentlichungen von 300 Kilometern Reitwegen im Rheinisch-Bergischen Kreis die Rede sei, müsse dies kritisch hinterfragt werden. Hierbei handele es sich nicht um echte Reitwege, sondern teils um landwirtschaftliche Wege, manchmal auch Straßen.

Ein Freistellungsgebiet, wie zum Beispiel im Oberbergischen Kreis, wo das Reiten überall erlaubt sei, hätte nicht eingeführt werden können. Bei einer Besprechung der Situation der Reitwege hat sich Caolyn Baermann als Ansprechpartnerin der VFD mit Vertretern des Rheinisch-Bergischen Kreises getroffen.

Demnach werden sehr häufig Beschwerden an die Kreisverwaltung herangetragen. Dabei handele es sich überwiegend um Konflikte zwischen Reitern und Fußgängern, die sogar mit Kinderwagen oder Rollatoren auf den Reitwegen unterwegs seien. Andererseits gebe es auch viele Reiter, die mit ihren Pferden auf unerlaubten Wegen ritten. Es sei sogar zu Prügeleien gekommen sein. In einigen Fällen, berichtet die VFD, seien Reiter durch Landmaschinen oder andere Fahrzeuge bedrängt worden.