VerkehrswendeBergisch Gladbach will Radverkehr mit Fahrradstraßen stärken

Lesezeit 4 Minuten
Ein Schild Fahrradstraße mit dem Zusatz Motorräder und Autos frei hängt an einer Fahrradstraße, auf der eine Radfahrerin unterwegs ist.

In Bergisch Gladbach sollen auf 18 Radrouten durch das Stadtgebiet Fahrradstraßen ausgewiesen werden. Radler haben dort Vorrang. Autos dürfen hier trotzdem fahren und parken.

Bergisch Gladbach legt einen Radwegenetzplan vor. Die Strecken verlaufen primär über Nebenstraßen, die zu Fahrradstraßen werden sollen.

Nach dem holprigen Start der letzten Jahre will die Stadt ein Stück fahrradfreundlicher werden. 18 Radrouten hat sich die Stadt ausgedacht, größtenteils sollen sie in fünf Jahren fertig sein. Die Strecken verlaufen primär über Nebenstraßen, die zu Fahrradstraßen umgebaut werden sollen. Priorität haben dabei in den nächsten drei Jahren drei Routen: zwischen Bensberg und Refrath, zwischen Refrath und Stadtmitte sowie zwischen Gronau und Hand. Das ambitionierte Ziel ist, mehr Komfort und Sicherheit durch ein lückenloses Radwegenetz zu erreichen.

Schaut man sich die Karte der künftigen Radrouten im Ratsinformationssystem an, sieht das Netz aus wie eine Krake mit sehr vielen Armen. Sie alle verlaufen von Ost nach West und von Nord nach Süd und steuern vor allem die Zentren in den Stadtteilen an, aber auch Schulen, größere Arbeitgeber, öffentliche Einrichtungen oder Gewerbegebiete.

Drei Strecken durch Bensberg, Refrath und Gronau haben Priorität

Aus dem Wirrwarr hat die Stadt einen Plan für das Stadtgebiet gemacht und Prioritäten mit einem Zeitplan vergeben: Drei Strecken durch Refrath, Bensberg und Gronau sollen in den kommenden drei Jahren umgesetzt werden. Dazu liegt bereits eine Liste mit zehn Anliegerstraßen in Refrath und Bensberg vor, die mittels Beschilderung zu Fahrradstraßen werden könnten (siehe Infokasten).

Bei weiteren fünf Routen durch Stadtteile wie Katterbach, Paffrath oder Lückerath liegt der Zeithorizont bei drei bis fünf Jahren. Langfristig stehen zusätzliche zehn Strecken auf dem Programm, die weiter entfernt vom Stadtzentrum liegende Stadtteile wie Herkenrath oder Romaney einbeziehen. Nicht alle Routen könnten jedoch ausschließlich im Nebennetz geführt werde, berichtet die Verwaltung. Gründe seien zu große Umwege oder topografische Hindernisse.

Autos sind erlaubt und dürfen parken

Dies hebt die Bedeutung der Hauptverkehrsachsen hervor – als bisher meist genutzte direkte und schnellste Radverbindungen, um Ziele des täglichen Bedarfs zu erreichen. Die neuen 18 Routen befinden sich dagegen überwiegend im Nebennetz. Der Vorteil: Diese kleinen Anliegerstraßen erfüllen die Voraussetzungen, als Fahrradstraßen ausgewiesen zu werden: Zwar nicht als reine Fahrradstraßen, wo Autos nicht erlaubt sind, sondern als Tempo 30-Zonen, in denen Radfahrer Vorrang haben und die gesamte Fahrbahn zum Radweg wird.

Die Verwaltung kündigt zudem an, weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen zu prüfen, etwa die Regel rechts vor links oder Verengungen der Fahrbahn. Dafür sind Hauptstraßen grundsätzlich nicht geeignet. Die Stadtverwaltung betont jedoch, die Einrichtung von Fahrradstraßen im Nebennetz solle keineswegs die Schaffung einer Radinfrastruktur wie Fahrradstreifen an Hauptverkehrsstraßen ersetzen. Die oft parallel laufenden Nebenstraßen sollten das Angebot ergänzen. Für Radfahrer sei das Nebennetz oft attraktiver: nicht so viel Verkehr, keine Raser, so dass mehr Sicherheit gegeben sei.

Vorschläge aus der Bevölkerung sind in Bewertung eingeflossen

Die Basis für die Vorschläge der Stadtverwaltung für das Radverkehrsnetz im Stadtgebiet bilden bereits bestehende Verkehrskonzepte wie das Mobilitätskonzept aus dem Jahr 2015. Darüber hinaus wurden 38 Vorschläge für Fahrradstraßen aus der Politik sowie den Fahrradverbänden ADFC und Pro Velo geprüft. Eingeflossen in die Bewertung sind zudem Vorschläge aus der Bevölkerung, die aus einer Befragung vom April 2023 stammen.

Aus den gesammelten Daten konnten stark nachgefragte Ziele herausgefiltert werden. Die Strategie der Stadtverwaltung hat gute Chancen, Zustimmung bei der Politik zu finden. Die Fraktionen Grüne, CDU und SPD hatten in den vergangenen Monaten insgesamt 39 Anträge eingereicht für Straßen, die sich ihrer Meinung nach für den Umbau zur Fahrradstraße eignen.


Die Liste der zehn ersten Fahrradstraßen

Die Stadtverwaltung schlägt der Politik vor, in einem ersten Schritt konkret zehn Straßen als Fahrradstraßen umzuplanen. Es handelt sich um folgende Anliegerstraßen, die entlang einer Radroute zwischen Bensberg und Refrath liegen: Siegenstraße, Wickenpfädchen, Friesenstraße, Hasenweg, Im Buchenkamp, Buchenkampsweg, Kaule und Gartenstraße, Alter Traßweg, Bahndamm(parallel, bis zum Golfplatz).

Auf den vorgesehenen Fahrradstraßen werden diese Regeln gelten: Tempo 30, der Radverkehr hat Vorrang, Radler dürfen nebeneinander fahren, der Kfz-Verkehr muss sich mit seiner Geschwindigkeit dem Radverkehr anpassen. Die Freigabe für den Autoverkehr wird mit einem Zusatzschild berücksichtigt. Das Thema steht auf der Tagesordnung des Mobilitätsausschusses, 23. Januar, 17 Uhr, Ratssaal Bensberg. (ub)

KStA abonnieren