Start war an der Evangelischen Grundschule Bensberg, die sich vor dem Grundstück eine Schulstraße wünscht, um Eltern-Taxis fernzuhalten.
Kidical MassKinder und Eltern wollen mit Fahrraddemo sichere Radwege in Bensberg erreichen

Kidical Mass: Rund 100 Kinder und Eltern demonstrierten auf der acht Kilometer langen Strecke von Bensberg nach Refrath für sichere Rad- und Gehwege.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Keine Elterntaxis vor der Tür, kein Motorenlärm, kein Rangieren und Manövrieren in der engen Straße vor dem Schulgelände. Stattdessen biegen Dutzende kleine und große behelmte Radfahrer und Radfahrerinnen nach und nach auf den Schulhof der Evangelischen Grundschule Bensberg ein.
So könnte der Schulweg der Zukunft aussehen, doch bisher ist es nur ein besonderer Aktionstag, mit dem Schule, Eltern, Kinder und Unterstützer bei der „Kidical Mass“ für mehr Sicherheit auf dem Schulweg, für kindersichere Geh- und Radwege demonstrieren. Dabei stehen zwei Forderungen im Vordergrund: Mehr Fahrradstraßen, auf denen Zweiradfahrer Vorrang haben und automatisch Tempo 30 gilt.
Die Schule möchte Straße für Eltern-Taxis sperren lassen
Zudem bemühe sich die Evangelische Grundschule Bensberg gemeinsam mit anderen Schulen um die Einrichtung einer „Schulstraße“, so Schulleiterin Kerstin Bacher. Direkt vor der Schule soll dies vor Unterrichtsbeginn und nach Schulende „Elterntaxis“ fernhalten. „Was hier zu bestimmten Zeiten für ein Chaos herrscht, das kann man sich nicht vorstellen“, berichtet Bacher, die selbst das Fahrrad für die Fahrt zum Arbeitsplatz bevorzugt.
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Zum achten Mal war am Sonntagvormittag die bunte Kinder-Fahrraddemo „Kidical Mass“ in Bergisch Gladbach unterwegs. Dieses Mal führte der Weg von der Schule in der Bensberger Gartenstraße zum rund acht Kilometer entfernten Peter-Bürling-Platz in Refrath. „Wir wollen mehr Aufmerksamkeit der Politik und der Öffentlichkeit auf das Thema lenken“, erklärt Florian Schäfer von „Kidical Mass Bergisch Gladbach“, einer privaten Initiative mit Unterstützung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Rhein-Berg.
Fahrradstraßen sind in der Bürgerschaft nicht unumstritten
Denn obwohl es erste Schritte der Stadt gibt, einige Routen zu Fahrradstraßen umzubauen, geht es den meisten Kidical Mass-Akteuren zu langsam, sind Fahrradstraßen in der Bevölkerung nicht unumstritten. Das Thema hat Brisanz, das bestätigt auch Marcel Kreutz, gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von Grünen und SPD. Es gebe „massive Nachfragen“ von Eltern nach mehr Sicherheit für ihre Kinder auf dem Schulweg. „Schule und Sicherheit sind Top-Themen“ so Kreutz, der nach eigenen Angaben früher Botschafter für die Aktion „Stadt-Radeln“ war und sich an diesem Vormittag auch auf das Zweirad schwingt.
„In Gladbach sollten mehr Radwege existieren“, fordert Leonhard Steinberg. In anderen Städten klappe das ja auch, da müsse man den Blick nur mal auf die Niederlande richten, meint er. Besonders die Kölner Straße sei gefährlich und teile die Stadtteile wie eine Grenze. Auf dem etwa zwei Kilometer langen Schulweg begleite er daher sein Kind, das gerade in die erste Klasse gekommen ist. Nur selten wage man die Fahrt auf dem Rad, nutze gezwungenermaßen oft das Auto, lege aber die letzte Wegstrecke bis zum Schultor zu Fuß zurück.
Auch Michael Oelmann traut sich nicht, seine Tochter mit dem Rad alleine zur Schule zu schicken. Obwohl die Einrichtung nur 600 Meter entfernt liegt, wagt die Schülerin, die bald in die dritte Klasse kommt, den Weg nur zu Fuß. Denn zwischen Wohnung und Schule liegen vielbefahrene Straßen. „Wir stammen aus Köln, da sind wir oft mit dem Rad gefahren“, berichten Oelmann und seine Nachbarin Sabrina Augstein, deren Sohn auch in der Gartenstraße unterrichtet wird: „Aber hier gibt es nichts.“