Zum Volkstrauertag wurde in Bergisch Gladbach an Deutschlands Geschichte erinnert und das Wehrdienstgesetz thematisiert.
GedenkenSo verlief der Volkstrauertag in Bergisch Gladbach

Bei der Gedenkveranstaltung der Stadt Bergisch Gladbach ging es nicht nur um vergangene Kriege, sondern auch um aktuelle politische Debatten.
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Bei Nieselregen haben sich am gestrigen Sonntag Vertreter der Kirche, des Volksbundes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, der Stadtverwaltung und viele weitere Bergisch Gladbacher auf dem Friedhof Refrath Siebenmorgen versammelt. Zusammen haben sie der Toten der beiden Weltkriege, aber auch von Hass und Gewalt im Allgemeinen gedacht.
Der Gemischte Chor des Gesangvereins Harmonie Bensberg Kaule 1889 begleitete die Gedenkveranstaltung musikalisch und startete mit dem Gospelsong „Rock my soul“. Die Konfirmandinnen Pauline und Bianca der evangelischen Heilig-Geist-Kirche sprachen ein Totengedenken für die Betroffenen der Weltkriege und von Verfolgung und Gewalt überall auf der Welt.
Gewaltfreier Frieden hält länger
Pfarrer Carsten Bierei, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, erinnerte in seiner Rede daran, dass das bevorstehende Weihnachtsfest, genauso wie viele andere christliche Feste, ein Friedensfest ist. Die Realität, dass es totalitäre Regierungen gibt, wie zu Jesus' Zeiten das Römische Reich, werde nicht ausgeblendet. Bierei hob die Bedeutung von friedlich gefundenen Konfliktlösungen hervor, schließlich belege die Friedensforschung, dass ein solcher Frieden stabiler und langanhaltender sei als jener, der durch Gewalt erzwungen wurde. Damit spannte er den Bogen zum neuen Wehrdienstgesetz und plädierte dafür, dass Deutschland damit nicht kriegs- sondern verteidigungsfähig werde. Was passiere, wenn Deutschland kriegstüchtig werde, habe schließlich schon die Geschichte gezeigt.
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Adolf Zirden, der als Elfjähriger das Ende des Zweiten Weltkrieges miterlebt hatte, erzählte, wie er als einer von neun Brüdern im Zweiten Weltkrieg seine Geschwister verlor. Während zwei seiner Brüder im Krieg fielen, galten fünf von ihnen als vermisst. Zwei der Vermissten seien zwar wieder nach Hause gekommen, vom Krieg aber gesundheitlich so gezeichnet gewesen, dass sie keine 50 Jahre alt wurden. Sieben von neun Jungen habe der Krieg seine Familie gekostet. Deshalb fühle er sich dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge verpflichtet. Zirden beendete seinen Beitrag mit dem Anti-Kriegslied „Hundert Mann und ein Befehl“, das er auf seiner Gitarre begleitete.
Friedvolle musikalische Begleitung
Musikalisch ging es mit Volkhardt Hartwigs Beitrag weiter, der eine Version von Simon and Garfunkels Klassiker „Bridge over troubled water“ auf seiner Trompete spielte.
Bürgermeister Marcel Kreutz berichtete in seiner Rede von einer Begegnung während seines Studiums mit Benjamin Ferencz (1920-2023), der mit nur 27 Jahren einer der Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen gegen führende Vertreter des NS-Staates wurde. Bei dieser Begegnung habe Ferencz ihm die Worte auf den Weg gegeben „You're a big boy, you have to save the world“, was so viel bedeutet wie „Du bist ein großer Junge. Du musst die Welt retten“. Damit betonte Kreutz die Bedeutung der Eigenverantwortung und appellierte, im Leben Gutes zu tun, ohne etwas dafür zurückzuverlangen. Er schloss sich auch Biereis Ausführungen an: „Frieden um jeden Preis ist nicht die Antwort.“

