Deutsche BahnTriebwagen übernachten bald in Bergisch Gladbach – das sind die Hintergründe

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Das Foto zeigt eine S-Bahn vor der Abfahrt an Bahnhof in Bergisch Gladbach

Eine S 11 vor der Abfahrt am Bahnhof in Bergisch Gladbach

Mit dem Ausbau des zweiten S-Bahn-Gleises werden die Triebwagen zum Reinigen in Bergisch Gladbach bleiben. Gesucht wird Platz für Parkgleise.

Künftig wird die Deutsche Bahn ihre Reinigungstrupps in die Kreisstadt schicken. Wenn das zweite S-Bahn-Gleis zwischen Bergisch Gladbach und Dellbrück die schöne, neue Bahnwelt für die Reisenden endlich bringt, übernachten auch die Bahnen in der Stadt. Das ist etwas Neues. Bislang liegt der S-Bahnhof nachts verwaist.

Bergisch Gladbach: Sechs Doppel-Züge betroffen

Bis zu sechs Doppel-Bahnen (mit je zwei Garnituren) könnten in der neuen Bahnwelt dank des Gleisausbaus in Bergisch Gladbach übernachten, so sehen es bisherige Pläne der Bahn vor.

In der Nachtzeit werden die Bahnen von den DB-Mitarbeitern gereinigt. Das ist wichtig für den Bahnbetrieb: Die Bahnen werden nämlich auch über Toiletten und Sanitärbereich verfügen; die jetzigen Bahnen bieten diesen Service nicht.

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Ohne Reinigung können die Triebwagen nicht am nächsten Morgen in den Betrieb gehen. Auch teure Leerfahrten hin und her vermeidet eine Übernachtung der Züge in Bergisch Gladbach.

Vier Bahnsteige

Zusätzlich zu den drei Bahnsteigkanten mit vier S-Bahnsteigen, die neu auf dem seit langem brach liegenden Industriebahngleisen an der Jakobstraße entstehen sollen, braucht der Bahnhof zwingend diese Abstell- oder Parkgleise für die Bahnen.

Die Deutsche Bahn wünscht sie sich aus praktischen Gründen bahnhofsnah, mit der erforderlichen Bewegungsfreiheit; die Mitarbeiter sollen die Abstellgleise möglichst mit ihren Fahrzeugen anfahren können.

Planung der Umgebung

Dass das nächtliche Treiben der Eisenbahner möglicherweise einen gewissen Lärm mit sich bringt, liegt auch nahe. An dieser Stelle kommen die Planer der Stadt ins Spiel. Sie sind gerade dabei, das Bahnhofsumfeld neu zu organisieren. Das ist eine vorrangige Aufgabe, anderes (wie die Zanders-Anbindung an die Innenstadt) muss da zurückstehen.

Perspektivisch soll eine Machbarkeitsstudie die Stränge zusammenführen: die neu zu planende Verkehrsachse aus Richtung Buchholzstraße und das Gleisdreieck als Ersatz für den heute noch offenen Bahnübergang an der Tannenbergstraße, die Bebauung des Industriebahngeländes, eine weitere Radstation, eine barrierefreie Brücke, die Fußgänger und Radfahrer in Höhe Jakobstraße sicher über die Gleise führt, ein möglicher Ausbau des Busbahnhofs mit häufigeren Fahrten bei Ausbau der Bahnstrecke.

Kuhlerbusch im Blick

Schließlich die Zukunft der Gewerbegrundstücke am Kuhlerbusch in Gronau, auch als Gleisdreieck bekannt und seit kurzem in städtischem Besitz. Die Studie soll kommen, wenn die Stadt alle diese Parameter festgezurrt hat. Zurück zu den Parkgleisen der Bahn. Auch sie müssen ins Flächenmonopoly eingebunden werden.

Ein dezenter Hinweis der Stadt legt jetzt nahe, dass sie eher nicht ins nahe Umfeld des Bahnhofs kommen sollten, also nicht in die Filetgrundstücke der Stadtmitte. Um in enger Abstimmung ein „räumlich und technisch umsetzbares Ergebnis“ zu erhalten, betonen die Planer bei einem Blick auf die städtischen Visionen, „ist es zum Beispiel sinnvoll, im Vorfeld einen Beschluss herbeizuführen, welcher die Anordnung von S-Bahn-Abstellgleisen am S-Bahnhof ausschließt.“

Bahnhof will eine abgesicherte Fläche

Diesen Beschluss gibt es bislang nicht, er müsste im Planungsausschuss getroffen werden. Hingegen wünscht sich die Bahn einen gesicherten Standort in Nähe des Bahnhofs.

Als eine Alternative könnte das Gelände am Kuhlerbusch herhalten. Schon bei den ersten Anläufen der Planungen war dieses Areal in den Blick gekommen. Diese Flächen seien am besten geeignet als Abstellfläche, hieß es schon vor Jahren bei der Stadt.

Mit dem Busunternehmen Wupsi gibt es einen Interessenten, der das Areal ebenfalls nutzen könnte: für seinen neuen Busbetriebshof. Dann müsste laut Stadt ein Straßenzugang von der Friedrichstraße, einer kleinen Wohnstraße, zum Gleisdreieck geschaffen werden und ein Übergang über die alten Gleise der Bahnstrecke nach Bensberg.

Das müsste die DB als Eigentümerin unterstützen; derzeit sind die Gleise als Bahnstrecke gewidmet, und vor Corona gab es mehrere Sonderfahrten mit Schienenbussen und dem historischen Rheingold-Express. So etwas wäre dann vielleicht infrage gestellt, ebenso die mögliche Wiederaufnahme eines Bahnbetriebs nach Bensberg als Vision.

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