VerkehrStadt sucht neuen Bertreiber für Radstation in Bergisch Gladbach

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„Open“ ist die Radstation schon seit Tagen nicht mehr. Die Lichter dieser Tafel im Eingangsbereich leuchten aber auch nicht.

„Open“ ist die Radstation schon seit Tagen nicht mehr. Die Lichter dieser Tafel im Eingangsbereich leuchten aber auch nicht.

  • Seit vergangenem Freitag ist die Radstation in Bergisch Gladbach geschlossen. Es ist der zweite Vorfall dieser Art.
  • Der erste zwei Wochen vorher wurde als „Streik" deklariert. Jetzt handelt es sich wohl um eine Schließung mit „offenem Ende".

Bergisch Gladbach – „Das Büro ist geschlossen.“ Solche Hinweise sind für Menschen, die auf eine Dienstleistung angewiesen sind, nicht gerade erfreulich. Erst recht dann, wenn es auch keine weiteren Erläuterungen über einen Zeitpunkt gibt, an dem das Büro wieder geöffnet sein wird. Allerdings kann derzeit niemand diese Frage beantworten. Bei dem „Büro“ handelt es sich um die Fahrradstation am Bergisch Gladbacher Bahnhof.

Seit Freitag vergangener Woche ist sie nun wieder zu. Es ist der zweite Vorfall dieser Art. Der erste zwei Wochen vorher wurde als „Streik“ deklariert. Jetzt handelt es sich wohl um eine Schließung unter der Rubrik „Ende offen“. Denn der Betreiber, der Verein Fahrrad-Umwelt, erweckt nicht den Eindruck, als ob er jemals in die Station zurückkehren möchte.

Räder können weiterhin abgestellt werden

Der Vertragspartner, die Stadtverkehrsgesellschaft Bergisch Gladbach (SVB), sucht nun nach einer Lösung. Sie hat ebenfalls einen Aushang an der Eingangstür zur Radstation platziert: „Leider ohne jegliche Abstimmung hat der Betreiber der Fahrradstation den Betrieb in großen Teilen eingestellt. Die Stadtverkehrsgesellschaft ist bemüht, möglichst zeitnah einen geordneten Betrieb zu gewährleisten.“

Der einzige Service, den die für 800 000 Euro auf die Beine gestellte Servicestation derzeit noch bietet, ist die Abstellmöglichkeit für Räder, deren Besitzer eine Chipkarte haben. Sie können ohne weitere menschliche Begleitung den Parkraum nutzen. Touristen-Information, Reparaturservice und Radmiete sind zurzeit nicht möglich.

Die SVB hat den Betreiberverein über einen Anwalt aufgefordert, seine Pflichten aus einem rechtskräftigen Vertrag zu erfüllen. Der Kontrakt läuft über zwölf Jahre. Dazu gehören festgelegte Öffnungszeiten und der gesamte Service. Aber auch Fahrrad-Umwelt hat längst einen Rechtsbeistand eingeschaltet. Der Verein beklagt die mangelhafte Ausstattung des Büroteils der Station. Die Heizung sei unzureichend, der Fußboden nicht sauber zu halten – und außerdem regne es herein. Die Station ist gerade mal neun Monate alt.

„Die Sache wird wohl vor Gericht landen“, sagte gestern Sven Bersch, der die Station im Auftrag des Vereins in den ersten Monaten betrieben hat. Doch er ist mittlerweile kein Vereinsmitglied mehr: „Ich bin ausgetreten.“ Andere Vorstandsmitglieder mochten gestern keine Stellungnahme abgeben. Aus ihren kargen Antworten kristallisierte sich aber heraus, dass der Verein Fahrrad-Umwelt nicht weiter als Betreiber in Erscheinung treten möchte.

Unterstützung vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club

Die Stadtverkehrsgesellschaft ist nun bemüht, die Radstation zu retten und einen neuen Vertragspartner zu finden. „Durch Gespräche mit interessierten Akteuren versuchen wir, kurzfristig eine Lösung zu finden, damit die Station in Kürze wieder dauerhaft ihren Betrieb aufnehmen kann“, sagte Stadt-Pressesprecher Martin Rölen. Die SVB ist eine Tochtergesellschaft der Stadt.

Bei der Suche nach einem neuen Vertragspartner wird die Stadt laut Rölen vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club unterstützt. Der ADFC kommt dem Vernehmen nach aber nicht selbst als Betreiber in Betracht. Gern würde man einem örtlichen Verband oder auch einer renommierten Firma den Zuschlag erteilen. Zuverlässigkeit und Ernsthaftigkeit des neuen Betreibers stehen ganz oben auf der Wunschliste.

Sollte die Vertragsauflösung mit dem Verein Fahrrad-Umwelt anstehen, will die Stadt ein Sonderkündigungsrecht anbieten. Natürlich ist der Zeitpunkt der Auseinandersetzung denkbar ungünstig. Die Zweiradsaison hat gerade wieder begonnen. Viele Pendler ziehen in Erwägung, mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren, um hier auf Bus oder Bahn umzusteigen. Zu diesem Zweck war die Radstation – nach einigem politischen Hin und Her – auch gebaut worden. Sie sollte ein umweltpolitisches Zeichen setzen.

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