WeltfrauentagAktionen in Bensberg, Bergisch Gladbach und Rösrath sollen Mut nachen

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Das Foto zeigt Musikerin Josefin Rabehl bei ihrem Vortrag in Bensberg

In der Thomas-Morus-Akademie referierte Caroline Vongries über „Starke Frauen Europas“, Josefin Rabehl ergänzte das Programm mit eigenen Stücken.

Mehrere Veranstaltungen in Rhein-Berg widmeten sich am Weltfrauentag den starken Frauen in Gegenwart und Vergangenheit.

 Der Weltfrauentag am 8. März wird seit 1911 in Deutschland begangen. Auch heute noch geht es darum, auf fehlende Gleichberechtigung und Gleichstellung in vielerlei Hinsicht aufmerksam zu machen. Gleichzeitig aber schenkt der Tag Mut und Zuversicht und hebt weibliche Idole aus Vergangenheit und Gegenwart hervor vor.

Eine Menge dieser Erfolgsgeschichten, gelebt von Frauen, brachte Caroline Vongries zu ihrer Lesung im Kardinal-Schulte-Haus am Freitagabend mit, begleitet wurden ihre Texte musikalisch von Josefin Rabehl. „Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt?“, fragte sich Jeanne d'Arc im 15. Jahrhundert. „Du musst dich immer erinnern, niemals aufzuhören zu handeln, nur weil du fürchtest, du könntest scheitern“, mahnte die hawaiianische Königin Lili'uokalani im 19. Jahrhundert. „Einmal im Leben zur rechten Zeit sollte man an Unmögliches geglaubt haben“, sagte Christa Wolf ein Jahrhundert später.

Frauen in der Weltgeschichte: Stark, klug und mutig

Mit diesen und weiteren Zitaten starker Frauen aus der Weltgeschichte leitete Vongries die Veranstaltung ein. „Starke Frauen der Weltgeschichte – klug und mutig“ lautet auch der Titel ihres Buches, in dem sie sich mit Liebe zum Detail mit dem Thema befasst hat. Die Biografien und Geschichten kluger und mutiger Frauen stellte Vongries ihrem Publikum vor. Die einen, die ihr eigenes Schicksal, die anderen, die das eines ganzen Landes in die Hand genommen haben.

„Jeder Mensch hat eine Geschichte und es ist wichtig, diese zu erzählen“, so die Autorin, ehe sie näher auf die Mütter des Grundgesetzes, Friederike Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel, die sich für Artikel 3 (Männer und Frauen sind gleichberechtigt) eingesetzt haben, einging. Im Parlamentarischen Rat wurde erst einmal gegen diesen Artikel gestimmt.

Änderung von Gesetzen dauerte Jahrzehnte

Bis andere Gesetze, die Frauen benachteiligten, gestrichen und geändert wurden, wie der Gehorsamsparagraf, das Recht auf Erwerbstätigkeit, die Legalisierung von Schwangerschaftsabbruch oder die Anerkennung der Vergewaltigung in der Ehe, dauerte es Jahrzehnte.

Während des Erwachsenwerdens, schilderte Vongries, habe sie festgestellt, dass sie sich vor allem mit männlichen Protagonisten identifiziert habe, denn selbst eine Bundeskanzlerin gab es zu der Zeit noch nicht. „Dass meine Großmütter starke Frauen waren und sicher auch meine Mutter, ja – aber ihre Welt war eine ganz andere. Die Welt, in die ich wollte, war vor allem männlich geprägt“, erinnert sich die Journalistin und beschäftigte sich intensiv mit Frauengestalten und Königinnenforschung.

Älteste Schriftstücke stammen von einer Hohepriesterin

„Für mich selbst ist Geschichte, unsere Geschichte, erst begreifbar geworden, als ich angefangen habe, mich mit den Frauen in der Geschichte zu befassen, sie für mich, für meine Töchter und für uns alle sichtbar zu machen. Diese historischen Frauen haben mir geholfen, die Welt anders zu sehen“, sagt Vongries heute.

Für die Zuhörerschaft ging es dann 4300 Jahre zurück in die Vergangenheit. Wussten Sie, dass die ältesten überlieferten Schriftstücke von einer Frau stammen und diese somit die erste Urheberin von Schriften ist? Es geht um die Hohepriesterin Enheduanna, eine Königstochter aus dem Zweistromland, die ihren Herrschaftsanspruch verteidigen musste und dies als Hymnen niederschrieb. Auch das gemischte Publikum am Freitagabend runzelte erstaunt die Stirn über diese neu gewonnene Information.

Josefin Rabehl mit eigenen Stücken

Die einzelnen Vortrags-Blöcke der Journalistin und Autorin Vongries endeten jeweils mit einem musikalischen Beitrag der Sängerin Rabehl, die eigene Stücke einbrachte, wie „Wir fahren noch mal in die Nacht“ oder „Es warst schon immer du“, das vor nicht einmal einer Woche entstand und der Veranstaltung eine meditative Stimmung verlieh.

Nach jeder Biografie hatte das Publikum somit Zeit, die Worte der Lesung auf sich wirken zu lassen. Den Abschluss machte Rabehl mit dem Lied „Baraye“ von Shervin Hajepour, der es jüngst im Rahmen der iranischen Befreiungsbewegung verfasste. „Für die Frauen, für das Leben, für die Freiheit“, lautet eine Zeile. Dafür sitzt der junge Iraner übrigens mittlerweile im Gefängnis.

Stärke der Frauen will entdeckt werden

„Frauen sollen sich trauen, eigene Wege zu gehen, selbst einen Unterschied zu machen, Verantwortung zu übernehmen, nichts fraglos zu akzeptieren, wenn es ihnen nicht richtig erscheint. Dass sie stärker sind, als sie vielleicht selbst denken. Dass diese Stärke in uns, in den Frauen liegt, dass sie entdeckt werden will! Und dass die Welt uns braucht“, gab Vongries den Frauen zum Abschluss mit.

Drei Epochen der Frauenbewegung im Theas-Theater

In der Bensberger Thomas-Morus-Akademie spricht Caroline Vongries am Mikrofon über "Starke Frauen Europas".

In der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg schilderte Caroline Vongries bei einer musikalischen Lesung das Leben von "Starken Frauen Europas".

Auf drei Epochen der Frauenbewegung blickten Claudia Dietze und Petra Christine Schiefer bei einem Programm im Theas-Theater in Bergisch Gladbach: auf die 1920er Jahre, die 1950er Jahre und die Gegenwart.

Ihre Texte und Gedanken zu 100 Jahren Frauenbewegung präsentierten sie mit Lesung, Schauspiel und in Liedern – begleitet von Andrea Jürgens am Akkordeon. „Die Frau von morgen und wie wir sie wünschen“ hieß die Überschrift des Abends, der Erfolge und Defizite der Emanzipation betrachtete – wobei die Akteurinnen auch die heiteren Seiten des Themas mit aufnahmen.

Mary Bauermeister  - starke Frau und Künstlerin

Auch die Stadt Rösrath lud ins Schloss Eulenbroich ein zu ihrem traditionellen Programm zum Internationalen Frauentag. Im Mittelpunkt stand die vor einem Jahr verstorbene Künstlerin Mary Bauermeister, die jahrzehntelang in ihrem Atelier in Forsbach aktiv war.

Bei der Veranstaltung zeigte die Stadt den Film „Mary Bauermeister – eins und eins ist drei“ von Carmen Belaschk, es folgte eine Gesprächsrunde über Bauermeister mit Simon Stockhausen.

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