Archäologen bergen Abschnitt einer römischen Wasserleitung. Zeitungsartikel rief Denkmalbeauftragten auf den Plan.
Archäologischer FundRömischer Kanal verzögert Schulausbau in Frechen

Kurz nach Beginn der Bauarbeiten wurde der Kanal entdeckt und seitdem ruhten die Bauarbeiten.
Copyright: Wolfgang Mrziglod
Eine ungewollte längere Pause hat es für die Firma gegeben, die auf dem Gelände der Bachemer Mauritiusschule den Erweiterungsbau für die katholische Grundschule errichten soll. Denn wider Erwarten hat es auf dem dafür vorgesehenen Areal einen Bodenfund gegeben, obwohl beim Spatenstich im August auf Nachfrage unserer Zeitung die Möglichkeit aufgrund vorheriger Bohrungen ausgeschlossen wurde.
Beim Ausschachten für das Untergeschoss entdeckten die Bauarbeiter dann allerdings doch einen Strang einer römischen Wasserversorgungsleitung, die wohl quer über das gesamte Schulgelände führt.
Fund sorgt für Baustopp
Dabei, so stellte sich heraus, wurde der Abschnitt der Leitung, der im Neubaubereich liegt, durch mehrere Gründungsbohrungen erheblich beschädigt. Seitdem liegt die Baustelle still. Die Stadt Frechen stellte auf Nachfrage dazu klar: „Im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens zur Erweiterung der Mauritiusschule wurde die Untere Denkmalbehörde beteiligt und hat ihrerseits denkmalschutzgesetzkonform das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland angehört und eine Zustimmung zu dem geplanten Vorhaben erhalten.
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Dies diente dem Schutz des in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmals „Mauritiusschule“. Dass sich unter dem geplanten Neubau ein Bodendenkmal befinden könnte, war bislang weder der Unteren Denkmalbehörde noch dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege bekannt. Grundsätzlich liegt die Zuständigkeit für Bodendenkmäler beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege. In der dort seit 2025 geführten Denkmalliste für Bodendenkmäler liegt keine entsprechende Eintragung vor. Auch in der Liste der Bodendenkmäler der Stadt Frechen wird die römische Wasserleitung nicht aufgeführt.“

Auf der Zeichnung hatte Egon Heeg damals den Kanal in Richtung Schule eingetragen.
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Durch die Berichterstattung dieser Zeitung am 8. August 2025 über den Spatenstich zur Schulerweiterung wurde der Frechener Historiker und Denkmalschutzbeauftragte der Stadt Frechen, Egon Heeg, auf die Arbeiten aufmerksam. Er informierte die daraufhin die LVR-Außenstelle Nideggen darüber, dass nach seinen Aufzeichnungen aus Mitte der siebziger Jahre der Kommune bekannt sein müsste, dass hier eine römische Wasserleitung verläuft. Darüber wurde nach Angaben der Stadt Frechen am 12. August auch die Unteren Denkmalbehörde informiert. Umgehend wurde der Baustopp verhängt und am 4. September wurde die Leitung durch beauftragte Archäologen aufgefunden.
Seitdem begleitet das Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) unter Hinzuziehung einer archäologischen Fachfirma und unter enger Beteiligung der Unteren Denkmalbehörde die entsprechenden Bodenarbeiten. Ende September wurden zusammen mit dem LVR die Ergebnisse beziehungsweise weiteren Schritte besprochen: Demnach handelt sich um einen Fund „hoher Güte“.
Ausstellung geplant
Eine 3D-Kartierung der Anlage ist inzwischen erfolgt und die Bergung eines Teils der Leitung zur Aufarbeitung und späteren Ausstellung an einem noch nicht weiter definierten Ort ist vorgesehen.
Die Pressestelle der Stadt Frechen wies in ihrer Stellungnahme abschließend daraufhin, dass bei den umfangreichen Bohrlochsondierungen im Zuge einer erfolgten Kampfmittelsondierung die römische Wasserleitung nicht entdeckt wurde. Für den Historiker Egon Heeg ist der Vorgang nicht nachvollziehbar, zumal in der Chronik des Stadtarchivs an markanter Stelle darauf verwiesen wird, dass es in Bachem beispielsweise 1942 bereits Reste einer römischen Wasserleitung gefunden wurden.
In der Woche nach Ende der Herbstferien bekam die archäologische Fachfirma endgültig grünes Licht und konnte mit den vorbereiteten Arbeiten auf dem Schulgelände beginnen, um am Mittwoch (5. November) den Kanalabschnitt zu bergen. Zu den Verzögerungen kam es nach städtischer Auskunft, da erst „der LVR-Bericht als Grundlage für das Angebot des Archäologen vorliegen musste. Nach dieser Vorlage wurde das Angebot erstellt und der Auftrag wurde erteilt.“
