Junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigung haben sich in der Gedenkstätte des LVR angeschaut, wie das Thema dort präsentiert wird.
Inklusives ProjektPodcast-Gruppe befasste sich in Pulheim mit den Verbrechen der Nazis

Die inklusive Podcast-Gruppe erhält Einblicke in die Papierrestaurierung des LVR in Brauweiler.
Copyright: Karl Eigenbrodt
Die Erinnerungskultur in Deutschland ist sehr komplex und wird immer noch viel diskutiert. Doch eine Gruppe wird bei der Aufarbeitung oft vergessen: Menschen mit Behinderung. Informationen über die nationalsozialistischen Verbrechen sind oft nicht in verständlicher Sprache verfügbar, und viele Angebote sind nicht barrierefrei. Zudem sind Menschen mit Behinderung in dieser Art der Bildungsarbeit immer noch in viel zu wenigen Rollen vertreten.
Das Podcast-Projekt „Erinnerungs-D.i.N.G. („Für Demokratie – inklusives Nachdenken über Geschichte“) möchte das nun ändern. Eine Gruppe aus 15 jungen Menschen mit und ohne Behinderung aus Hamburg, Hannover, Kiel, Heidelberg und Berlin erforscht aktuell die Verbrechen der Nationalsozialisten. Dabei gehen sie auch der Frage nach, wie Erinnerungen und Demokratie inklusiv vermittelt werden können.
Pulheim: Reise zu mehreren Gedenkstätten
Ihre Reise führt sie zu mehreren Gedenkstätten, beispielsweise zum ehemaligen KZ Buchenwald. Jetzt hat sie ihre Reise nach Brauweiler geführt. Ein Zwischenstopp, der vorab gar nicht geplant war. Mariessa Radermacher vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) hatte zufällig vom Projekt erfahren und war gleich von der Idee überzeugt. „Da werden Inklusion, Demokratie und Forschung vereint“, sagt sie.
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Daraufhin hat sie die Gruppe einfach eingeladen. Daraus wurde eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Laut Projektleiterin Constanze Stoll ist die Gedenkstätte in Brauweiler bei der Inklusion schon sehr weit. Es gibt Piktogramme, einen inklusiven Zeitstrahl und einen Media-Guide in einfacher Sprache. Dazu konnte die Gruppe interessante Einblicke in die Arbeit des LVR gewinnen.
Einblicke in die Denkmalpflege
Zu Beginn wurde die Papierrestaurierung besucht. Teilnehmer Jannik Diep konnte dabei sein Origami-Talent unter Beweis stellen und faltete ein kleines Papiervögelchen – zur Freude der Mitarbeitenden des LVR. Danach gab es noch einen Einblick in die Denkmalpflege, und die Gruppe konnte sich anschauen, wie Denkmäler für die Zukunft digital erfasst werden.
Der Tag wurde mit einem zweistündigen Workshop in der Gedenkstätte Brauweiler des LVR abgerundet. Dort erarbeitete die Gruppe Themen und Fragen zur NS-Zeit. Wichtig sei, sich damit auseinanderzusetzen, wie Menschen, die Dinge auf eine andere Art und Weise verstehen, solcherlei komplizierte Zusammenhänge auffassen, so Projektleiterin Constanze Stoll.
„Oft sind die Sachen zu textlastig und nicht gut“, sagt Gruppenteilnehmer Christoph Huber. „Es gibt bislang relativ wenige Materialien für Menschen mit Behinderung“. Dass sich jetzt ein Podcast-Projekt damit befasst, findet Huber spannend und gut. Einen Tag nach dem Besuch in Brauweiler ging es für die Gruppe zum Digitallabor des LVR in Köln-Deutz.
Dort wurde die Podcast-Folge gemeinsam erarbeitet. Etwa 30 Minuten dauert eine Episode. Das Projekt zeigt, wie Erinnerungskultur zukünftig inklusiver, lebendiger und verständlicher werden kann – damit Geschichte für alle zugänglich bleibt und gemeinsam weitergedacht wird.