Bäume würden beschädigtRodungen am Otto-Maigler-See in Hürth stoßen auf Kritik

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Foto ist zu sehen, wie Baumstämme im Wald aufgelesen werden.

Das Holz im Wald wird aufgelesen und an zentraler Stelle gesammelt.

Laut Forstamt sind die Maßnahmen am Otto-Maigler-See aber unumgänglich, damit junge Bäume genügend Platz haben. 

Die Durchforstung rund um den Otto-Maigler-See ist fast abgeschlossen. „Ich denke, dass wir spätestens in zwei Wochen hier fertig sind“, sagt Revierförster Frank Mayer.  Mit dem Ziel, einen stufigen und stabilen Mischwald für die Zukunft zu formen, wurden in den vergangenen Wochen im Durchschnitt rund 150 Laubbäume pro Hektar aus dem Wald entnommen.

„So wie die Kinder im Wachstum öfter größere Schuhe benötigen, so brauchen auch die wachsenden Bäume hier im Wald zunehmend Platz um sich herum“, erklärt Forstamtsleiter Stephan Schütte. „Nur so können die Bäume gesund und kräftig heranzuwachsen.“

Forstmaschinenführer sieht Verständnis bei Waldbesuchern

Auch etliche Waldbesucher sehen das so, wie zum Beispiel Wilfried Nussbaum aus Erftstadt. „Wenn die Familie wächst, braucht man ja auch eine größere Wohnung“, erklärt er. Das sei eigentlich gut nachvollziehbar. „Die Waldbesucher haben eigentlich Verständnis für die Maßnahme“, sagt auch Forstmaschinenführer Volker Thomas.

Häufig wird er zurzeit bei seiner Arbeit angesprochen. Kritik gebe es selten. „Endlich passiert hier mal was“, bekommt Forstwirt Jürgen Esser sogar öfter zu hören. Händisch durchforsten er und seine Kollegen zurzeit einen jungen Rotbuchenwald, in dem die Bäume noch so eng stehen, dass man nur mit der Motorsäge dort arbeiten kann.

Wo gehobelt wird, fallen Späne
Stephan Schütte

Es gibt aber auch kritische Stimmen. Entsetzt haben sich auch Leser dieser Zeitung an die Redaktion gewendet und berichteten über eine „brutale Art der Rodung“, die ihnen teils als „sehr unsinnig“ erschien und ein normales Ausmaß übersteige. Zudem habe der Harvester „weitläufig Bäume beschädigt und über den Haufen gefahren“. Auch Schütte bekam Post mit dem Vorwurf, er lasse die Bäume ausschließlich aus Profitgier fällen.

„Wo gehobelt wird, fallen Späne“, entschuldigt sich Schütte. Vehement weist er jedoch zurück, dass die Durchforstung das Maß übersteige und, dass unsinnig Bäume gefällt wurden. „Denn nur bei einer regelmäßigen Durchforstung ist es möglich, dass junge Bäume so groß und stattlich werden, dass sie in vielen Jahrzehnten zu Altbäumen mit großen und stattlichen Kronen herangewachsen sind.“ Erst dann könnten sie einerseits als ökologischer Baustoff genutzt werden, andererseits aber auch Wohnraum bieten für Höhenbrüter wie Spechte, Fledermäuse und Wildbienen. „Wir fördern hier rund 60 bis 80 Zukunftsbäume pro Hektar“, erklärt Schütte.

Forstamtsleiter Stephan Schütte mit Revierförster Frank Mayer und den Mitarbeitern, die aktuell im jungen Buchenwald arbeiten.

Forstamtsleiter Stephan Schütte (l.) mit Revierförster Frank Mayer (r.) und den Mitarbeitern, die aktuell im jungen Buchenwald arbeiten.

Um sie herum seien im Durchschnitt zwei Bedränger entnommen worden. „Und weil der Wald, genauso wie die Kinderfüße eben immer noch im Wachstum ist, müssen wir eine solche Durchforstung in fünf bis sieben Jahren hier auch wiederholen“, erklärt der Forstamtsleiter. Gleichzeitig finde aber auch die Verjüngung des Waldes statt. Sie sei unabdingbar wichtig für den Wald. Denn nur durch einen stufigen Wald, in dem junge, jugendliche, ältere, alte und uralte Laubbäume zusammenstehen und wachsen, sei sicherzustellen, dass der Wald langfristig auch über viele Jahrzehnte eine Zukunft hat.

Hürth: Stämme bleiben als Poller stehen, um Badegäste an der Einfahrt zu verhindern

Und längst nicht jeder Stamm wird verkauft. „Wir lassen sogar ganz bewusst Stämme und auch Totholz im Wald“, erklärt Schütte und deutet auf die abgesägten Stämme, die wie Marterpfähle am Seeufer stehen. „Deutlich sind schon kleine Bohrlöcher zu sehen. Da sind Wildbienen eingezogen“, sagt er. Tothölzer, die teils auch flach am Boden liegen, finde man überall im Wald und auch am Seeufer. „Sie sind Lebensraum für ganz verschiedene Tiere, Insekten und Pilze.“

Sogar lebende Poller wurden am großen Wanderparkplatz am Ende der Straße Zur Gotteshülfe geschaffen. Aus Verkehrssicherheitsgründen musste die Bäume dort weg. Die Stämme blieben jedoch als Poller stehen, um so zu verhindern, dass die Badegäste während der Badesaison an der Eingangssperre vorbeifahren.

Auf dem Foto ist ein abgesägter Baum zu sehen. In seinen Stamm haben bereits Bienen und andere Insekten ein Zuhause gefunden.

Was aussieht wie Marterpfähle sind in Wirklichkeit Bienen- und Insektenhotels, die bereits bevölkert sind.

Das geerntete Holz, das zurzeit an einigen Wegen auf langen Stapeln liegt, wird an die Holzwerkstoffindustrie vermarktet – daraus werden Faser- und Spanholzplatten gefertigt. „Aber viel Geld lässt sich damit nicht verdienen“, so Schütte. Ein möglicher Erlös werde in die Wald- und Wegepflege investiert. „Doch wahrscheinlicher ist, dass wir Plus minus Null aus der Sache gehen“, so der Forstamtsleiter.

Allen Waldbesuchern, die sich über die aktuell noch teils reparaturbedürftigen Waldwege ärgern, versichern Mayer und Schütte, dass die Reparaturarbeiten bereits begonnen haben und spätestens im Frühsommer alle Wege wieder in Ordnung sein werden.

KStA abonnieren