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1000 Teilnehmer erwartetVater der getöteten Avin nimmt an Mahnwache in Hürth teil

Lesezeit 4 Minuten
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Avin und ihr Vater

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Avin und ihr Vater

Ein zehnjähriges Mädchen und ein Schulbegleiter (25) starben. Der Ruf nach mehr Sicherheit wird lauter. Die SPD nimmt Landrat und Stadt Hürth in die Pflicht.

Woher nimmt diese Familie bloß ihre Kraft? Zur Mahnwache am Mittwoch (25. Juni) in Hürth, mit der der Opfer des verheerenden Verkehrsunfalls am 4. Juni gedacht werden soll, wird auch der Vater der getöteten Avin kommen. Dies sagte er gebürtige Iraner im Gespräch mit dieser Redaktion. Bereits wenige Tage nach dem Tod seiner Tochter hatte er kritisiert, dass viele Verkehrsteilnehmer an der Unfallstelle zu schnell führen und die Behörden zu wenig für den Schutz der Fußgänger täten.

Mehr Sicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer fordern auch eine Ärztin und ein Arzt aus Hürth, die wenige Tage nach dem Unfall eine Online-Petition gestartet haben. Knapp 10.000 Menschen haben unterschrieben. Darunter auch der Vater des Schulbegleiters Luis (25), der durch sein beherztes Eingreifen offenkundig mehrere andere Kinder der Carl-Orff-Grundschule gerettet hat. Er bezahlte seinen Mut mit seinem Leben.

Weil mein Sohn bei dem Unfall im Alter von 25 Jahren getötet wurde und von dieser Stelle keine Gefahr mehr ausgehen darf
Der Vater des getöteten Luis

Dessen Vater hat sich der Petition ebenfalls angeschlossen. Er begründet dies: „Weil mein Sohn bei dem Unfall im Alter von 25 Jahren getötet wurde und von dieser Stelle keine Gefahr mehr ausgehen darf!“

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Ab 18 Uhr soll in Hürth mit einem Schweigemarsch und Mahnwachen an die zehnjährige Schülerin Avin und den Schulbegleiter Luis (25) erinnert werden, die nach dem schweren Verkehrsunfall auf der Frechener Straße ihr Leben verloren haben.

Experten hatten sich neun Tage nach dem Unfall die Frechener Straße begutachtet. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorgelegt werden.

Experten hatten sich neun Tage nach dem Unfall die Frechener Straße begutachtet. Am selben Tag starb der Schulbegleiter Luis. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorgelegt werden.

Die Initiatoren einer Online-Petition aus Hürth, der ADFC Rhein-Erft und das Aktionsbündnis Kidical Mass aus Köln sowie weitere Unterstützer fordern Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Eingeladen haben die Veranstalter auch die NRW-Minister Oliver Krischer (Verkehr) und Herbert Reul (Inneres) sowie Landrat Frank Rock und den Hürther Bürgermeister Dirk Breuer.

Kommen wird Breuer, Krischer und Rock dagegen werden nicht dabei sein. Der Landrat hat zeitgleich einen Termin in Kerpen. Ob Reul nach Hürth kommen wird, ist unklar. Eine Rückmeldung steht nach Angaben des ADFC aus.

Vom Kölner Rudolfplatz aus startet um 17 Uhr eine Fahrraddemo zur Mahnwache in Hürth. Die Teilnehmer erreichen gegen 18 Uhr die Kreuzung Frechener Straße/Sudetenstraße. Dort war im Dezember 2021 ein 15-jähriger Radfahrer unter einen abbiegenden Lastzug geraten und ums Leben gekommen. Anschließend ist ein stiller Gang zur Unfallstelle an der Einmündung der Theresienhöhe geplant.

Hürth: BMW-Fahrer war in Schülergruppe gefahren

Vor drei Wochen, am 4. Juni, war dort ein 20-jähriger BMW-Fahrer laut Zeugenaussagen mit hoher Geschwindigkeit in eine Gruppe von Schülern und Betreuern gefahren, die die Straße an der Ampel bei Grünlicht überquerten. Der Mann, der aus Altstädten kommen soll, schweigt zu den Vorwürfen.

Bei der zuständigen Versammlungsbehörde wurden laut Polizei 1000 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei kündigte an, den Abschnitt zwischen Sudeten- und Alstädter Straße sowie einen Teil der Theresienhöhe zeitweise zu sperren. 

Axel Fell, der ADFC-Vorsitzende in Rhein-Erft, hat eine ähnlich große Betroffenheit und Anteilnahme nur 2023 erlebt. 750 Kinder und Jugendliche aus fünf Pulheimer Schulen, aber auch viele Lehrer und Eltern hatten sich zum Abschluss einer Gedenkfahrt für einen zehnjährigen Jungen auf dem Paul-Decker-Platz versammelt. Ein Lkw hatte Henry dort am 18. September überrollt. Der Junge starb wenige Stunden später.

SPD-Fraktion im Kreistag fordert Sofortmaßnahmen für mehr Sicherheit

Die Unfälle auf der Frechener Straße werden derweil auch zu einem politischen Thema. In einem Antrag an den Kreistag fordert die SPD-Fraktion unter anderem die Einführung von Tempo 30 auf der Landesstraße, insbesondere im Bereich der Kreuzungen Sudetenstraße und Theresienhöhe.

Zudem sollen Ortseingangsschilder versetzt werden, um die Frechener Straße zu einer innerörtlichen Straße mit Tempo 50 zu machen. Der Kreis müsse feste oder mobile Blitzer aufstellen, um die Einhaltung des Tempolimit zu  kontrollieren. Die Stadt Hürth wiederum soll nach Ansicht der SPD prüfen, ob die Fahrbahn verengt werden kann oder andere bauliche Maßnahmen zur Geschwindigkeitsdämpfung ergriffen werden können.

CDU weiß nichts von einem gemeinsamen Antrag mit der SPD

„Die Menschen in Hürth sind tief verunsichert. Es braucht jetzt ein klares Signal und konkrete Schritte, um das Vertrauen in die Sicherheit unserer Straßen zurückzugewinnen", sagt Monika Streicher, Kreistagsmitglied aus Hürth.  Dierk Timm, Fraktionsvorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, ergänzt: „Die Sicherheit auf unseren Straßen ist keine Frage der Zuständigkeit, sondern eine Frage der Verantwortung. Es ist unerlässlich, dass alle Akteure – Stadt, Kreis und Land – jetzt konstruktiv zusammenarbeiten.“

Im Zusammenhang mit dem Vorgehen der SPD ist es zu Irritationen gekommen. Im von Daniel Dobbelstein, dem Geschäftsführer der Kreistagsfraktion, verschickten Schreiben heißt es, die SPD stelle den Antrag für mehr Verkehrssicherheit gemeinsam mit der CDU.

Deren Fraktionsvorsitzender Gregor Golland widerspricht dem entschieden. Es gebe keine gemeinsame Initiative mit den Sozialdemokraten. Was es zur Verkehrssituation um die Frechener Straße zu besprechen gebe, sei zunächst Angelegenheit der CDU-Fraktion. Danach werde man sich mit den Koalitionspartnern, den Grünen und der FDP, beraten. Golland sagte im Gespräch mit dieser Redaktion, er könne sich nicht erklären, was die SPD veranlasse, eine solche Behauptung aufzustellen: „Das macht mich sprachlos.“

Die SPD korrigierte im Laufe des Nachmittags ihre Nachricht. Er habe eine falsche Version versandt, teilte Dobbelstein mit.