Hürth-Fischenich – Bei der Nahversorgung mit Lebensmitteln sind Fischenich und Kendenich bislang weiße Flecken auf der Hürther Einzelhandelskarte. Für die mehr als 8000 Einwohner in beiden Orten gibt es keine ortsnahen Einkaufsmöglichkeiten.
Das soll sich bald ändern. Am südlichen Ortseingang von Fischenich will der Discounter Aldi an der Bonnstraße eine Filiale mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. Für einen Standort auf der anderen Straßenseite hatte sich ein Supermarktbetreiber interessiert – großflächigen Einzelhandel schließt das Einzelhandelskonzept an dieser Stelle allerdings aus.
Bevorzugte Lage war der Ortsrand von Fischenich nicht. Unter den potenziellen Standorten für die Ansiedlung eines Nahversorgers, die das Einzelhandelskonzept ausweist, waren auch Flächen, die näher am Ortskern und am ebenfalls unterversorgten Stadtteil Kendenich lagen.
Grundstückseigentümer
Um diese Standorte hatte sich der Projektentwickler Thesauros AG (Köln), der für den Discounter tätig ist, nach Angaben des technischen Bereichsvorstands Willi Michels schon seit 2011 ebenfalls bemüht. Doch entweder sei man sich mit den Grundstückseigentümern nicht einig geworden, oder es habe Probleme bei der Verkehrserschließung gegeben – in einem Fall gleich beides.
Für die Fläche am Ortseingang sind die Grundstücksfragen geklärt, wichtige Planungsfragen aber noch offen. So muss für die Ansiedlung nicht nur ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Auch der Flächennutzungsplan, der das Areal als Grünfläche ausweist, muss geändert werden.
Ob die Bezirksregierung in Köln mitspielt, ist offen. „Das wird Gegenstand schwieriger Gespräche werden“, sagt Manfred Siry, Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Umwelt bei der Stadtverwaltung, voraus.
Kreisverkehr auf der Bonnstraße
Neben der Lage muss Aldi weitere „Kröten schlucken“, wie Björn Just, Leiter Filialentwicklung bei der Aldi-Regionalgesellschaft in Kerpen, betont. Denn der Discounter soll auf eigene Kosten einen Kreisverkehr auf der Bonnstraße errichten, über den die Filiale erschlossen wird. Der Kreisel solle, sagt Bürgermeister Dirk Breuer, auch als Tempobremse am Ortseingang dienen.
Darüber hinaus erleichtere der Kreisverkehr die Nahverkehrsanbindung, ergänzt der CDU-Stadtverordnete Gerd Fabian. Denn bislang fährt kein Bus die Bonnstraße entlang, weil eine Wendemöglichkeit fehlt.
Ändern musste Aldi die ursprüngliche Planung. So soll das Gebäude auf Verlangen der Stadt an die Straße heranrücken und die Parkplätze dahinter eingerichtet werden. „Der Eingangsbereich von Fischenich soll kein Aldi-Parkplatz sein“, begründet Stadtbaudirektor Siry die Vorgabe.
Kaufkraft fließt ab
Aldi will die Auflagen erfüllen. Denn in Hürth gebe es „dringenden Handlungsbedarf“, sagt Manager Just. Im Stadtgebiet gebe es aktuell nur noch eine, allerdings deutlich größere Aldi-Filiale im Fachmarktzentrum in Hermülheim, die überlastet sei. Außerdem fließe viel Kaufkraft in die umliegenden Städte ab. „Wir müssen dezentraler werden“, sagt Just.
Während der Planungsausschuss der Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens für Aldi einstimmig zustimmte, wird es auf ebenso einstimmigen Beschluss kein Bauleitverfahren für einen Supermarkt mit insgesamt 1600 Quadratmeter Verkaufsfläche einschließlich Getränkemarkt geben. Großflächiger Einzelhandel ist nach Auskunft der Verwaltung nur in zentralen Versorgungsbereichen zulässig. Dazu zählt Fischenich nicht.