Sorge um vertrockneten WaldRWE lehnt Bewässerung des Hambacher Forstes ab

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Viele Bäume im Hambacher Forst sind schon vertrocknet oder umgekippt. Umweltschützer glauben, dass die Dürreschäden dort wegen der besonderen Lage höher als in anderen Wäldern sind.

Viele Bäume im Hambacher Forst sind schon vertrocknet oder umgekippt. Umweltschützer glauben, dass die Dürreschäden dort wegen der besonderen Lage höher als in anderen Wäldern sind.

Kerpen-Buir – Weil der Hambacher Wald wegen seiner Lage am Tagebaurand besonders stark unter der aktuellen Trockenheit leide, fordern Umweltschützer nun eine Art Bewässerungsprogramm durch RWE.

„Wasser ist ja genug da“, erläutert dies Jutta Schnütgen-Weber vom Zivilgesellschaftlichen Koordinierungskreis Strukturwandel, zudem sich Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen zusammengeschlossen haben. Sie weist daraufhin, dass täglich fast eine Million Kubikmeter Grundwasser wegen des Tagebaus abgepumpt werden. „Das muss ja nicht alles in die Erft abgeleitet werden.“ Zudem würden landwirtschaftliche Felder am Tagebaurand bewässert. Warum dann nicht auch der Wald?

Bodenverdichtung durch Räumungsaktionen

Im Internet verbreiten die Umweltschützer Fotos, welche die Trockenheitsschäden im Hambacher Forst darstellen sollen. Diese seien größer als in anderen Wäldern. Denn der Wald habe eine offene Kante zum Tagebau hin, so dass dort dem Boden mehr Feuchtigkeit entzogen werde, als bei einem Wald, der eine geschlossene Fläche überspanne. „Der Waldrand steht frei. Der Wind geht durch, die Sonne scheint rein.“ Das sorge für höhere Verdunstungsraten. Schon seien eine Menge Bäume am nördlichen Waldrand umgefallen.

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Landwirtschaftliche Flächen am Rand des Tagebaus Hambach – wie hier bei Manheim-alt – werden künstlich bewässert.

Landwirtschaftliche Flächen am Rand des Tagebaus Hambach – wie hier bei Manheim-alt – werden künstlich bewässert.

Zudem gebe es durch die Räumungsaktionen der vergangenen Jahre nun eine besonders starke Bodenverdichtung dort. Denn dabei seien schwere Geräte eingesetzt und Wege im Wald befestigt worden. Der Hambacher Forst, dessen Erhalt laut Kohlekommission wünschenswert sei, brauche deshalb ein „Notfallprogramm“, so Schnütgen-Weber. Dies gelte auch für die benachbarte Steinheide, ein geschütztes FFH-Gebiet. Auch dort seien viele alte Bäume betroffen, die als Wohnraum für Fledermäuse eine besondere ökologische Bedeutung haben.

RWE leht künstliche Bewässerung ab

Der Zivilgesellschaftliche Koordinierungskreis fordert deshalb RWE auf, den von dem Unternehmen eingereichten Antrag auf Sümpfung des Tagebaus für die Jahre 2020 bis 2030 wieder zurückzuziehen. Dieser müsse überarbeitet werden und auch die angeregten Bewässerungsmaßnahmen einschließen. Die dabei gemachten Erfahrungen könnten auch für die Rettung anderer Wälder genutzt werden. „Es fehlt ein nationales Forschungsprogramm für die Zukunft des deutschen Waldes. Waldbesitzer RWE sollte vorweg gehen und sich zukunftsorientiert in ein solches Projekt einbringen.“

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RWE lehnt einen Rückzug des Sümpfungsantrages und eine künstliche Bewässerung des Waldes aber ab. Wie Sprecher Olaf Winter mitteilte, sei eine „Hinzuführung von Wasser“ da sinnvoll, wo menschliche Tätigkeit schützenswerten Feuchtgebieten, die auf ständigen Grundwasserkontakt angewiesen sind, Wasser entzieht. Dies sei etwa im Naturpark Schwalm-Nette der Fall, den RWE mit Sümpfungswasser versorge. Im Hambacher Forst, der noch nie Grundwasser-Kontakt gehabt habe, sei dies nicht „zielführend“.

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