Aktivistin besucht ProtestLuisa Neubauer in Lützerath: „Wir lassen uns diese klimafeindliche Politik nicht gefallen“

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Luisa Neubauer hält in Erkelenz-Lützerath ein Protestschild hoch.

Luisa Neubauer war am Sonntag nach Lützerath gekommen.

Recht spontan ist die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer am Sonntag zu Besuch in das von Klimaschützern besetzte Dorf Erkelenz-Lützerath gekommen. 

Die Schuhe zu eng, die Halme pieksen: Den gut gemeinten Tipp einer winterharten Lützerath-Aktivistin, sich im Kampf gegen kalte Füsse einfach Stroh in die Stiefeletten zu stopfen, probierte die bibbernde Luisa Neubauer an diesem eisigen Sonntagnachmittag zwar kurz aus, zupft das wärmende Naturmaterial dann aber doch wieder aus den Schuhen.

Ansonsten vermittelte die wohl prominenteste Mitstreiterin der deutschen Klimagerechtigkeitsbewegung allerdings nicht den Eindruck, angesichts der von der NRW-Landesregierung angekündigten baldigen Räumung von Lützerath kalte Füsse zu bekommen – im Gegenteil: „Wenn es in den kommenden Monaten hart wird, werden ganz viele Menschen hier sein, um Widerstand zu leisten. Wir werden zeigen, dass es für die Regierung richtig teuer wird, die Klimazerstörung weiter voranzutreiben.“

80 Teilnehmer kommen zum Protestspaziergang

Am Sonntag war in der Erkelenzer Ortschaft am Rand des Tagebaus Garzweiler, die nach den Plänen der Regierung und des Energieriesen RWE bald als letzte rheinische Ortschaft der Braunkohle weichen soll, allerdings noch nicht allzu viel los. Um die 80 Menschen trafen sich auf Einladung der Initiativen „Lützerath lebt“ und „Alle Dörfer bleiben“ zum allwöchentlichen Protestspaziergang. Die ursprünglichen Bewohner sind längst umgesiedelt; einige Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten halten in einem Hüttenlager und besetzten Häusern die Stellung.

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Luisa Neubauer am Sonntag in Lützerath

Luisa Neubauer sitzt am Sonntag mit Klimaschützern im wärmenden Stroh.

Am Sonntag mit dabei war zur freudigen Überraschung der Spaziergängerinnen und Spaziergänger aber eben auch Luisa Neubauer als einer der führenden Köpfe der Bewegung. Ziemlich spontan hatte sich die 26-Jährige dazu entschlossen, mal wieder nach Lützerath zu reisen: „Ich bin gekommen, um den die seit Monaten und jetzt auch bei eisiger Kälte hier ausharrenden Menschen meinen Respekt, meine Bewunderung und meine Solidarität zu zeigen. Es ist so wichtig, dass wir nicht nur nach Lützerath blicken, wenn eine Großdemo stattfindet, sondern dass dauerhaft Menschen vor Ort und klarmachen: Wir lassen uns diese klimafeindliche Politik nicht gefallen.“

Neubauer kritisiert Habeck und NRW-Ministerin Neubaur

Neubauer hielt auf dem Spaziergang nur eine kurze Ansprache und betonte unter Berufung auf diverse Gutachten einmal mehr, dass die Kohle unter Lützerath nicht zwingend für die Energiesicherheit benötigt werde: „Die Zahlen, die das belegen sollen, stimmen einfach nicht.“ Da sparte Neubauer, die selbst Grünen-Mitglied ist, auch nicht mit Kritik an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. „Sie haben sich von RWE schlichtweg über den Tisch ziehen lassen.“

Viele Gespräche führte Neubauer im kleinen Kreis mit den Lützerather Aktivistinnen und Aktivisten, um mehr über deren Lebensalltag zu erfahren. Nachdem der Gruppe vor zwei Wochen der Strom abgestellt worden, sind die Bedingungen noch härter geworden. Dennoch wird bereits eifrig an der nächsten Großdemonstration gebastelt, die für den 14. Januar im benachbarten Keyenberg geplant ist. Eine Sprecherin von „Lützerath lebt“ hofft, dass Tausende kommen und dass viele auch länger bleiben werden, um der Polizei die für den Januar erwartete Räumung schwer bis unmöglich zu machen.

Zeit für ein paar Fotos und Videos fürs Netz nahm sich die inzwischen auch für gekonnte Selbstinszenierung bekannte Klimaschützerin dann auch noch. Eine Szene wurde gleich mehrfach eingefangen, um alles perfekt ins Bild zu rücken: Luisa Neubauer ganz allein an der Tagebaukante mit einem handbeschrifteten Pappschild in der Hand: „Advent, Advent, die Erde brennt.“

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