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Lesung Frank SchätzingBestseller-Autor zog Zuhörer in Brauweiler in seinen Bann

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Frank Schätzing.

Frank Schätzing las im Kaisersaal der Abtei Brauweiler aus seinem neuen Roman "Helden".

Die Idee, den Roman "Helden" zu schreiben, kam Frank Schätzing unter der Dusche.

Als wäre er selbst eine seiner Gestalten, so intensiv liest Frank Schätzing aus seinem rund 1000 Seiten starken Roman „Helden“ vor. Kein Wunder, verbrachte er beim Schreiben doch fast täglich von zehn Uhr morgens bis um sieben Uhr am Abend in ihrer Gesellschaft, bevor die Abendstunden seiner Frau und Freunden galten. Es ist die Schlacht um den Kölner Bayenturm, eine Actionszene ziemlich zu Anfang des Buches, mit denen Schätzing seine Gäste in der Abtei Brauweiler in den Bann zog. Auf Einladung des Landschaftsverbands Rheinland war er in den Kaisersaal gekommen.

In dem Kapitel geht es sogleich um das nackte Überleben des Protagonisten Jacop der Fuchs, der von der stürmenden Menge am Rheinufer niedergetrampelt wird. „In der Luft ein Brennen, als schrie ein Tier in den Höhen, am Boden Krieg und Feuer.“ „Ich bin Thrillerautor, ich schicke meine Helden ins Schlamassel“, erzählte Schätzing später im Gespräch mit dem Historiker Dr. Markus Jansen, einer derjenigen, die das Buch auf faktische Richtigkeit gegengelesen hatten.

Das Bild zeigt den Autor Frank Schätzing im Gespräch.

Fans freuten sich über eine Widmung im frisch erstandenen Buch.

Bei aller Spannung ließ die Szene die Zuhörer die Kriegsführung des 13. Jahrhunderts bis ins Detail und die Wahl der Waffen nachverfolgen. Da reißt eine Explosion einen hölzernen Rammbock buchstäblich in Stücke. War es eine Handgranate? Oder was ist mit dem Flammenwerfer, mit dem ein „schwarzes Gespensterschiff“ in der Einleitung zum Buch die Schlacht um Dover andere Schiffe in Brand setzt? Ist das im Mittelalter denn schon möglich gewesen? Ja, das alles habe es gegeben, so der Autor. Ziemlich alles an englischer Fachliteratur über das Mittelalter habe er in einem halben Jahr gelesen, bis er in der Lage gewesen sei, mittels der Fakten die Wohnstube des Protagonisten vor sich zu sehen oder die des Königs bis hin zur Frage, wie er beispielsweise seine Notdurft verrichtete.

Pulheim: Die Idee kam dem Autoren unter der Dusche

Die Idee zur Fortsetzung des 1995 veröffentlichten und später verfilmten Köln-Krimis „Tod und Teufel“ habe ihn übrigens eines Morgens im Gespräch mit seiner Dusche ereilt, schilderte Frank Schätzing. „Mach doch eine Fortsetzung“, habe die Dusche gesagt. Den Helden aber eine zweite Kriminalgeschichte lösen zu lassen, hätte ihn aber zu Tode gelangweilt. Vielmehr lasse er Jacop, den einstigen Herumtreiber in die Welt hinausziehen, um als Kaufmann in den Metropolen des Luxus, London und Paris sein Glück zu versuchen. Das so scheinbar düstere und monolithisch in die Geschichte gepresste Mittelalter sei in Wirklichkeit ja eine Zeit des Aufbruchs gewesen, es habe sich schon die Frage gestellt: „Was bist du als Mensch?“

Auch er habe ein Buch über Köln geschrieben, sagte Markus Jansen, nur „ein ganz anderes“. „Die Aufgabe der Historiker ist es, Geschichte zu verfakten, ich versuche Fakten auf die Spitze zu treiben“, machte Schätzing deutlich.