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CDU-RatsfrauAnne Henk-Hollstein verabschiedet sich nach 36 Jahren aus der Kölner Politik

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Anne Henk-Hollstein vertritt seit 36 Jahren Porz in Kölns politischen Gremien.

Anne Henk-Hollstein vertritt seit 36 Jahren Porz in Kölns politischen Gremien.

Anne Henk-Hollstein (CDU) kandidiert nicht erneut für den Rat und will sich auf den Vorsitz der Landschaftsversammlung Rheinland konzentrieren.

Zwischen dem Zebrastreifen über die Lülsdorfer Straße und dem Eckgrundstück an der Mühle in Langel liegen nur gut hundert Meter Weg – aber auch 36 Jahre kommunalpolitischer Arbeit. CDU Ratsfrau Anne Henk-Hollstein, die in Köln-Langel zu Hause ist, hat mit dem Beschluss zur Einrichtung des Zebrastreifens 1989 ihren ersten politischen Erfolg als Bezirksvertreterin gehabt. Und die jüngst erteilte Genehmigung zum Bau eines Supermarktes an der Mühle, für den sich die Christdemokratin gemeinsam mit Vertretern weiterer Parteien eingesetzt hat, markiert jetzt den selbst gewählten Endpunkt ihrer Laufbahn als Kommunalpolitikerin.

Dass am Langeler Ortseingang tatsächlich ein Aldi-Markt entsteht und der Bauherr zudem ein Café sowie in Kooperation mit den Alexianern eine Wohngruppe errichten will, sieht Henk-Hollstein als schönen Lohn einer gemeinschaftlichen Anstrengung. Der Erfolg werde bei einer Projektvorstellung gefeiert, kündigt sie an – aber erst nach der Kommunalwahl, denn als Wahlkampfthema sei das langgehegte Projekt zu schade.

Porzer Kommunalpolitikerin tritt nicht mehr zur Wahl an

Dann wird sie nicht mehr als CDU-Ratsfrau dabei sein, denn bei der Kommunalwahl im September tritt Anne Henk-Hollstein nicht mehr an. Die 60-Jährige will sich in den nächsten fünf Jahren weiter ihrem Amt als Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland widmen und danach in den Ruhestand gehen. Als ihr Nachfolger für das Ratsmandat, das sie seit 2009 innehat, kandidiert Stefan Götz.

Henk-Hollstein war schon seit ihrer Schulzeit politisch interessiert und früh Mitglied der Jungen Union. Nach schweren Verletzungen durch einen unverschuldeten Autounfall mit Anfang 20 konnte sie sich nicht mehr im bisherigen Maß im Sport engagieren und fand in der Kommunalpolitik eine Möglichkeit, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. 1989 errang sie ein Mandat als Bezirksvertreterin, wurde 1999 Vorsitzende der Porzer CDU-Bezirksfraktion und zehn Jahre später in den Kölner Rat gewählt, dem sie seither angehört.

„Die Ratsarbeit war mir nicht neu“, sagt Henk-Hollstein, „denn als Porzer Fraktionsvorsitzende war ich jeden Mittwoch in der Ratsfraktion. Es stellte aber schon einen Unterschied dar, ob man in der Bezirksvertretung für Themen kämpft, die man ganz aus der Nähe kennt, oder ob man im Rat das große Ganze sehen muss“. So hätten beispielsweise Entscheidungen über neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte ihr zuweilen einen Spagat abverlangt.

Henk-Hollstein hätte sich eine bessere Anbindung für Porz gewünscht

Es sei schwierig gewesen, die Notwendigkeit dafür gerade den Anwohnern von sozial stärker belasteten Orten deutlich zu mache. Dort standen aber die städtischen Grundstücke zur Verfügung. Umso froher sei sie, dass beispielsweise in Zündorf mit großem bürgerschaftlichen Engagement eine gute Willkommenskultur für Geflüchtete entstanden sei.

Dass innerhalb von Porz bei etlichen Themen der Eindruck entsteht, dieser Stadtbezirk würde stiefmütterlich behandelt, kann Anne Henk-Hollstein nachvollziehen. Wählerinnen und Wähler hätten wenig Verständnis dafür, dass sich in all den Jahrzehnten an der Verkehrsanbindung kaum etwas verbessert habe, weder für den Straßenverkehr noch durch eine Verlängerung der Straßenbahnlinie sieben.

Neue Schulen für Porz

Es gebe im Kleinen wie im Großen aber viele gute, politische Beschlüsse für Porz, an denen sie mitgewirkt habe, sagt Anne Henk-Hollstein und verweist unter anderem auf das Schulbaumaßnahmenpaket, das für Porz etwa einen Ringtausch zwischen den Schulstandorten Hohe Straße und Berliner Straße im Rahmen der Ausbaupläne vorsehe. Und dass die Entscheidung zum Abbruch und Neubau von Hauptschule und Realschule in Zündorf sowie zur Neuerrichtung der dortigen Turnhalle getroffen worden sei, betrachtet sie als Zukunftssicherung. Eine zeitweilige Ersatzturnhalle wird an der Ecke Houdainer Straße/Zum Stumpfen Kreuz entstehen.

Zahlreiche Entscheidungen gerade für Porz seien im Einvernehmen mit Porzer Politikern anderer Fraktionen getroffen worden, solche zielgerichtete Einigkeit betrachtet Henk-Hollstein als wertvoll. Doch nicht alle Lieblingsprojekte ließen sich verwirklichen, bedauert sie. Die Wiederbelebung des Ausflugslokals „Strandbads Marie“, lange von großem bürgerschaftlichen Schwung getragen, sei gescheitert, nachdem Einzelinteressen zu groß wurden und das Vorhaben sich nicht mehr mit Naturschutzbeschränkungen vereinbaren ließ. Das habe die Befürworter einer kleinen Lösung so frustriert, dass das Projekt ganz eingeschlafen sei.

Anne Henk-Hollstein will sich weiter im Landschaftsverband Rheinland engagieren

Mit Leidenschaft spricht Anne Henk-Hollstein von der Arbeit im Landschaftsverband Rheinland, die sie weiter fortsetzen will. 2009 zunächst vom Rat in die Landschaftsversammlung entsandt, habe sie das Potenzial der sozialen Arbeit im Verband schnell als ihr Themenfeld erkannt. Soziale Aufgaben, Jugendhilfe und Gesundheitsangelegenheiten, landschaftliche Kulturpflege und Kommunalwirtschaft für ein Gebiet mit beinahe zehn Millionen Einwohnern, zwölf Kreisen, 13 kreisfreien Städten und der Städteregion Aachen obliegen dem höheren Kommunalverband. Die zielorientierte Arbeit über Parteigrenzen hinweg und die Möglichkeit, sozial benachteiligten Menschen jeden Alters sehr konkret zu helfen, habe sie sehr motiviert.

„Ich bekam Einblick in Arbeitsfelder wie Forensik und Psychiatrie, habe in Krankenhaus-Ausschüssen gearbeitet und Einrichtungen im gesamten Rheinland kennengelernt“, sagt sie. Ihr großer Einsatz für die neuen Arbeitsfelder führte Anne Henk-Hollstein nach wenigen Jahren in den Vorstand der Landschaftsversammlung, 2018 wurde sie zur Vorsitzenden gewählt.

„Mein Anspruch war es, den Landschaftsverband und seine Aufgaben sichtbarer zu machen und den Blick über Köln hinauszuleiten“, sagt sie. Für die Menschen in der Region habe die Arbeit des Landschaftsverbandes weitreichende Verbesserungen erzielen können, sie verweist beispielsweise auf Eingliederungshilfen für Jugendliche, die seit 2020 in Zuständigkeit des LVR liegen. 

Henk-Hollstein widmet sich Themen wie inklusiven Wohnquartieren, ein Beispiel dafür wird zusammen mit Inklusionsvereinen hinter der Abtei Brauweiler verwirklicht. Die Konzeption eines Kindertageshospizes will sie in den nächsten fünf Jahren unbedingt vorantreiben, eine Entlastung betroffener Familien sei dringend notwendig.

Den erwarteten Freizeitgewinn nach 36 Jahren Kommunalpolitik will Henk-Hollstein mit ihrem Ehemann, der gleichfalls lange in der Politik aktiv war auch beim Reisen genießen. Aber ihr Interesse daran, was sich an Aufgabenfeldern in ihrem Wahlbezirk und im Wohnort Langel auftut, will sie nicht mit dem Ratsmandat abgeben.