Rekultivierung auch in Rhein-ErftBessere Lebensbedinungen für den Feldhasen schaffen

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Der Mensch macht dem Feldhasen (Lepus europaeus) das Leben schwer.

Der Mensch macht dem Feldhasen (Lepus europaeus) das Leben schwer.

Rhein-Erft-Kreis – Zwar sei Ostern die Zeit des Hasen, aber der Hase habe momentan eine schwere Zeit, sagt Unternehmenssprecher Guido Steffen zu Beginn der Video-Pressekonferenz von RWE Power. Der Essener Energieriese hat den Feldhasen zur Leitart in seiner Biodiversitätsstrategie für den Lebensraum Offenland ausgewählt.

2018 hat RWE eine Biodiversitätsstrategie verabschiedet mit dem Ziel, in rekultivierten Gebieten die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern. Dabei hat die Rekultivierungsabteilung um deren Leiter Werner Sihorsch drei Handlungsfelder festgelegt: Wald, Offenland und Gewässer. „Das Thema Biodiversität spielt bei der Rekultivierung eine große Rolle“, sagte Michael Eyll-Vetter, Leiter Tagebau bei RWE. Dazu forsche das Unternehmen stetig an der Forschungsstelle Rekultivierung auf Schloss Paffendorf unter der Leitung von Gregor Eßer, führt Eyll-Vetter aus.

Projekt „Feldhase“: Bessere Lebensbedingungen

Der Feldhase ist als „Zielart“ für das Offenland festgelegt worden. Seine Lebensbedingungen sollen verbessert werden. Zum Projekt „Feldhase“ gehört auch das Erheben des Bestandes: Per Scheinwerfertaxation werden die Feldhasen auf Ackerflächen gezählt. Das bedeutet, an vier Abenden im Jahr werden die festgelegten Strecken abgefahren und ausgeleuchtet. Die Hasen, die dann gesehen werden, werden gezählt. Die Tierkundler rechnen aus dieser Zahl den Hasenbestand hoch, erklärte Michael Petrak vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz.

Auf der Kasterer Höhe in Bedburg kommt für das Frühjahr 2020 so zum Beispiel ein Näherungswert von 29 Hasen pro 100 Hektar zustande, auf der Königshovener Höhe von 26. Das sind höhere Werte als in den angrenzenden Gebieten. Der Landesjagdverband NRW hatte laut RWE für die Landkreise Düren, Heinsberg und Rhein-Kreis Neuss zehn bis 20 Hasen gezählt und hochgerechnet.

Indikator für die naturnahe Landschaft

„Evolutionsbiologisch ist der Feldhase genauso alt wie die Braunkohle“, erklärte Michael Petrak. Der Lepus europaeus lebte ursprünglich in Steppenlandschaften. Heute braucht das Tier kleinteilige Flächen mit warmem Boden. Gern hat er breite Feldränder mit möglichst viel Gras, Kräutern, Knollen, Rinde und Wurzeln. Der Feldhase mag auch Randstreifen von Getreidefeldern, die bei der Ernte nicht gemäht werden. Auch zwischen Wildblumen und in hellen Gehölzstreifen fühlt er sich wohl. „Je reichhaltiger der Tisch gedeckt ist, desto gesünder isst er“, sagt Thomas Muchow von der Stiftung Rheinsche Kulturlandschaft. Hasenapotheke nennt sich die vielfältige Landschaftsform. Drei- bis viermal im Jahr bekommen Hasenweibchen Junge. Für RWE ist der Feldhase ein Indikator für die naturnahe Landschaft. Denn dort, wo er sich wohlfühle, kämen auch andere Tierarten wie Rebhühner gut zurecht, erklärt Werner Sihorsch. Die Rekultivierungsabteilung von RWE legt nach eigener Aussage jedes Jahr rund 120 Hektar neues Ackerland rund um die Tagebaue Inden, Hambach und Garzweiler an.

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Der Mensch mache es dem Tier aber häufig schwer, zum Beispiel durch intensive Landwirtschaft. Bei Flächen, die RWE an Landwirte abgibt, versucht das Unternehmen, einen Vertragsnaturschutz zu vereinbaren. Auch Runde Tische sollen die tierfreundschaftliche Bewirtschaftung sichern.

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