Green Juice Festival 2022„Blackout Problems“-Sänger klettert auf Bühnenelemete

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Ausgelassene Stimmung herrschte bei der Münchner Band "Blackout Problems".

Bonn – Nicht nur dem Publikum, auch den Sicherheitskräften beim Green Juice Festival in Bonn dürften beim Auftritt von Blackout Problems Schweißperlen über die Stirn gelaufen sein: Denn die Punkrock-Band lieferte eine fulminante Show ab, bei der es sich Sänger Mario Radetzky nicht nehmen ließ, die Bühnenelemente zu erklettern. Am letzten Tag des kleinen Festivals im Park in Neu-Vilich standen unter anderem Mia Morgan, Massendefekt und die Antilopen Gang auf dem Programm.

Noch einmal Vollgas am Festival-Samstag: Den Anfang machten Rogers, die keine 24 Stunden zuvor für den erkrankten Fil Bo Riva eingesprungen waren. Feinsten Pop-Rock aus Bonn gab es von PBSL, bevor Engst und Mia Morgan den Bereich vor der Bühne allmählich bis zum Wellenbrecher. Den wiederum brachte die Punkband Massendefekt zum beben.

Sänger von Blackout Problems klettert dem Bühnendach entgegen

Ein wahres Highlight bildete der Auftritt von Blackout Problems: Sänger Mario Radetzky hielt es nicht lange auf der eigentlich vorgesehen Bühne, nein: Er zog mit seinem Mikrofon samt Kabel (!) auf einen Container neben der VIP-Tribüne um, von wo er nach seiner Perfomance ins Publikum sprang und sich zurück zu seiner Band tragen ließ.

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Mia Morgan stand in Bonn auf der Bühne.

Dort kletterte er die Masten der Bühne empor und rief zu einem riesigen Circle Pit um den Turm auf, in dem das Mischpult bedient wird: Kurzerhand sprangen und liefen hunderte Menschen im Kreis um besagtes Gerüst herum – eine so irre Aktion hatten selbst Stammgäste des Green Juice Festivals noch nicht erlebt.

Auftritt beim Green Juice: Antilopen Gang mit Rock gegen Rechts

Als die Sonne untergegangen war, machte die Antilopen Gang den Deckel drauf: Panik Panzer, Danger Dan und Kolja begeisterten die Fans mit einer Mischung aus gesellschaftskritischem Deutschrap und Pfeif-mal-auf-alles-Punk.

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Der Auftritt der Antilopen Gang schloss das Festival ab.

Die Popularität der Antilopen Gang stieg mit der Zunahme ihrer gesellschaftskritischen Relevanz: So durfte auch Danger Dans Klavier-Solostück „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ nicht fehlen, indem er Rechtsextreme verspottet, die ihn erfolglos verklagten. Mit „F*** die Uni“ und „Anti alles Aktion“ spielten sie in der Zugabe zwei Songs, die von Schimpfwörtern nur so wimmeln. Ein letztes Mal unbeschwert sein, ein letztes Mal das Green Juice Festival genießen, bevor für die Besucherinnen und Besucher am Montag wieder der Alltag wartet.

Tag 2 beim Green Juice Festival: Trotz Stromausfällen ausgelassene Stimmung in Bonn

Und plötzlich war von Provinz nichts mehr zu hören – gleich drei Mal fiel bei der Newcomer-Band aus Ravensburg der Strom aus. Doch das Publikum beim Green Juice Festival in Bonn feierte sich während der mehrminütigen Unterbrechung einfach selbst. Besonders für Fans von Indie und Punkrock hatte sich der zweite Festivaltag gelohnt. Rund 5000 Menschen feierten zu den Songs von Leoniden und Marathonmann. Headliner des Freitagabend bildete die Hiphop-Gruppe Die Orsons.

Schon beim ersten Song griff der Enthusiasmus der Indie-Band Leoniden auf das Publikum über: Die Musikerinnen und Musiker sprangen über die Bühne, reckten die Gliedmaßen empor und wirbelten ihre Instrumente herum. Unter den Festivalfans setzte eine kollektive Hüpfbewegung ein. Beim vorletzten Song wagte sich Sänger Jakob Amr gar mitten ins Publikum und trommelte umringt von Menschen auf seinem Glockenspiel, bevor er sich auf Händen zurück zur Bühne tragen ließ.

Veranstalter entschuldigt sich für Stromausfall beim Green Juice Festival

Zuvor hatten Provinz mit ihrer „Hymne gegen euch“ die Bühne betreten. Das Charisma und die einzigartige Stimme von Sänger Vincent Waizenegger dürfte ein Grund für den kometenhaften Aufstieg der Band sein. Sie spielt in diesem Jahr ihren ersten Festival-Sommer. Doch der Auftritt beim Green Juice dürfte eher in schlechter Erinnerung bleiben: Mitten im Song wurden die Videoleinwände schwarz, dann brach der Ton ab – der Strom war ausgefallen.

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Die Orsons beim Green Juice in Bonn.

Nach rund 90 Sekunden konnte die Band ihren Song von vorne beginnen. Wenige Lieder später ein erneuter Blackout, diesmal für mehrere Minuten. Auch am Schluss des Sets fiel der Strom aus. Julian Reininger, Veranstalter des Green Juice Festivals in Bonn, kam nicht umhin, sich beim Publikum und der Band zu entschuldigen. Dafür sei das Technische Hilfswerk mit einem Generator eingesprungen, um die Stromzufuhr zu stabilisieren. Den Rest des Abends lief alles glatt.

Green Juice Festival: Tausende Handylichter sorgen für besondere Stimmung

Zum Glück für Die Orsons, nach den Fantastischen Vier wohl Stuttgarts bekannteste Hiphop-Gruppe. In genretypischen Sportklamotten begannen Tua und Bartek das Konzert, Maeckes im bunten Anzug, Berufs-Exzentriker Kaas sprang im Pelzmantel und mit Pussy-Riot-Maske umher. Die einstige Spaßtruppe hat sich zu einer Band mit vier talentierten Musikern entwickelt, die alle unterschiedliche Schwerpunkte setzen. So spielten alle hintereinander einen Solo-Song, bevor die vier Rapper bei „Ventilator“ den bisher größten Moshpit des Festival-Wochenendes auslösten.

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Ausgelassene Stimmung an Tag Zwei des Green Juice Festivals.

Wie schon am Vorabend bei den Beatsteaks merkte Tua mehrfach die gute Stimmung im Publikum an. Tausende Handytaschenlampen winkten bei „Bessa bessa“ hin und her, mit ordentlich „Schwung in die Kiste“ entließen Die Orsons das Publikum in den Sommerabend.

Tag 1 beim Green Juice Festival: Beatsteaks sorgen für Ekstase

„Unglaublich“, entfuhr es Beatsteaks-Sänger Arnim Teutoburg-Weiß, als die Menge bei „Let me in“ explodierte. Das Publikum beim Green Juice-Festival in Bonn tobte zu den Songs der Berliner Punkband, die den Schlusspunkt des ersten Festivaltags bildete.

Um kurz nach 17 Uhr öffneten die Organisatoren die Tore zu dem Park in Neu-Vilich in Bonn. Die ersten der mehreren hundert Besucher, die auf das Festivalgelände strömten, standen seit 13 Uhr vor den Absperrgittern. Besucher mit schwer bepackten Rucksäcken liefen auf der Siegburger Straße umher, wo sich der Eingang befindet.

Textsicheres Publikum bei der Indie-Pop-Band Jeremias

Den Anfang am Donnerstag machte Sängerin Mele mit ihrer Band, die sich „die deutsche Justin Bieber“ nennt und das überwiegend junge Publikum mit ihrem Deutschpop begeisterte.

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Den Anfang beim Green Juice Festival machte Solosängerin Mele.

Die meisten Besucherinnen und Besucher waren aber für Jeremias gekommen, die in diesem Jahr den Sprung vom Indie-Pop-Geheimtipp auf die Festivalbühnen gemacht haben. Die Texte saßen bei der Band aus Hannover wie auch beim Publikum.

„Die Leute haben Bock, sie wollen Donnerstag schon da sein – es füllt sich sehr schnell, wir schauen in glückliche Gesichter und daher sind wir auch glücklich“, sagt Julian Reiniger, Chef des Veranstalter-Teams. Die Besonderheit des Green Juice Festivals liegt darin, dass sich das Veranstaltungsgelände mitten in einem Wohngebiet befindet. Doch die Nachbarschaft beschwert sich nicht nur nicht über den dreitägigen Ausnahmezustand, sie hilft fleißig mit.

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Seit 13 Uhr hatten die ersten Besucher und Besucherinnen vor den Absperrgittern gewartet.

Um 20.30 Uhr übernahmen die Beatsteaks mit „Hello Joe“ das Kommando auf der Hauptbühne. Die beinahe schon Punkrock-Opas haben das Live-Spielen während der Pandemie nicht verlernt und brachten die Menge mit Hits wie „Jane became insane“ und „Cut off the top“ zum Springen.

Green Juice 2022: Völlige Ekstase bei den Beatsteaks

Kaum ein Song, bei dem der Bereich vor der Bühne nicht in eine immense Staubwolke gehüllt wurde. Wer seine Kumpels dort verlor, fand sie auf dem übersichtlichen Gelände – vor Ort waren rund 5000 Menschen – schnell wieder. Sänger Arnim heizte dem Publikum nicht nur ein, sondern kühlte es mit einem Wasserschlauch direkt wieder ab.

Und als gegen 22 Uhr das Feuerwerk emporgestiegen war, der Staub sich gelegt hatte, blieben glücklich verschwitzte und verdreckte Menschen zurück, bereit für die beiden kommenden Tage, voller Vorfreude auf weitere Bands wie Die Orsons, Provinz und die Antilopen Gang.

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