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KommunalwahlDreierkoalition im Stadtrat von Königswinter verliert ihre Mehrheit

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Zwei Frauen umarmen sich, mehrere Menschen applaudieren.

Ihre Tochter gratulierte der CDU-Kandidatin Heike Jüngling zu ihrem guten Abschneiden.

In Königswinter müssen Heike Jüngling und Lutz Wagner in die Stichwahl für das Bürgermeisteramt. Im Rat verliert die Koalition nach fünf Jahren ihre Mehrheit.

In der Drachenfelsstadt brechen politisch spannende Zeiten an. Nicht nur, dass nach der Kommunalwahl am Sonntag Bürgermeister Lutz Wagner (KöWi) und seine Herausforderin Heike Jüngling (CDU) in eine Stichwahl müssen, weil keiner von beiden die 50-Prozent-Marke übersprang. Spannend auch deshalb, weil die Koalition aus KöWi, SPD und Grünen ihre vor fünf Jahren errungene Mehrheit im Stadtrat verloren hat.

Die CDU ist mit 41,2 Prozent (2020: 33,0 Prozent) die mit Abstand stärkste Kraft geworden. „Es gibt im Rat keine Mehrheit ohne die CDU“, betonte am Montag auf Anfrage der Vorsitzende Christian Steiner. Eine Zusammenarbeit mit der AfD, die auf 10,1 Prozent kam (2020: 3,6 Prozent), schloss Steiner kategorisch aus und verwies auf den Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU.

Mehrheitssuche im Stadtrat von Königswinter erst nach der Stichwahl

Rechnerische Mehrheiten könnte es mit den KöWis, der SPD oder den Grünen geben. Steiner erklärte die grundsätzliche Gesprächsbereitschaft seiner Partei.

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Die Stimmung der Koalitionäre von KöWi, SPD und Grünen rund um Bürgermeister Lutz Wagner war schon am Abend der Wahl mehr als verhalten beim Aufploppen der ersten Ergebnisse von Bürgermeister- und Stadtratswahl. Auf dem Großbildschirm im ehemaligen Sealife wurden sie übertragen.

Bei der Ermittlung der Stimmen für die Bürgermeisterkandidaten war der Amtsinhaber einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Je nach ausgezähltem Bezirk konnte er den Abstand zu Heike Jüngling (CDU) verringern. Letztlich blieb es für ihn bei 42 Prozent (9088 Stimmen), Heike Jüngling holte 45,6 Prozent (9866 Stimmen) und liegt damit vor dem Amtsinhaber. Edgar Lenzen (AfD) kam auf 8,6 Prozent (1866 Stimmen) und Christian Fischer (parteilos) mit 3,8 Prozent auf 826 Stimmen. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung hier bei 65,8 Prozent.

„Es sieht knapp aus“, hatte Dezernentin Heike Jüngling, die mit ihren Parteikollegen der CDU in Eudenbach die Ergebnisse verfolgte, bei einer Stippvisite im früheren Sealife gesagt. „Aber ich freue mich über den Zuspruch, den ich bekommen habe und dass die CDU insgesamt ein gutes Ergebnis erringen konnte.“

Rat der Stadt Königswinter auf 50 Mitglieder aufgestockt

Bei der Ratswahl kam die CDU mit ihren 41,2 Prozent und bei einer Aufstockung der Sitzzahl von 40 auf 50 auf insgesamt 21 Sitze im Rat. Hier erreichten KöWi 17 Prozent (acht Sitze), SPD 13,8 Prozent (sieben Sitze), die Grünen 11,4 Prozent (sechs Sitze), die AfD 10,1 Prozent (fünf Sitze), die Linke 3,8 Prozent (zwei Sitze) und die FDP 2,7 Prozent (einen Sitz).

Für Lutz Wagner stand am Wahlabend fest, dass es nun noch einmal mit voller Kraft zur Stichwahl in zwei Wochen weitergehen müsse. „Nun heißt es, Wähler wie Nichtwähler zu aktivieren, damit wir dann ein gutes Ergebnis einfahren können“, sagte er und stellte gleichzeitig fest: „Wir müssen feststellen, dass es einen Rechtsruck in Königswinter gegeben hat, und müssen in den einzelnen Wahlbezirken analysieren, was dazu geführt hat.“

Klar sei auch, dass in Königswinter derzeit keine Partei über die erforderliche Mehrheit verfüge und die CDU noch keinen Partner habe, mit dem sie koalieren könne. Klaus Ruppert, Co-Vorsitzender der Grünen, sieht die CDU am Zuge, sagte er am Montag auf Anfrage dieser Zeitung. Der Wahlkampf der Union habe jedoch die Koalition aus KöWi, SPD und Grünen (insgesamt 21 Sitze) eher noch enger zusammengeschweißt, sie werde sich nicht aufspalten lassen.

Ruppert schloss nicht aus, dass man im Königswinterer Rat künftig mit wechselnden Mehrheiten arbeiten werde. Das habe in Bornheim und Bad Honnef auch funktioniert, Manuela Roßbach, Fraktionsvorsitzende der KöWis, sagte am Tag nach der Wahl mit Blick auf das CDU-Ergebnis: „Das macht uns nicht mutlos.“

Auch SPD-Chef bringt wechselnde Mehrheiten ins Gespräch

Jetzt gehe es erst einmal um die Stichwahl. Lutz Wagners sachliche Politik tue der Stadt gut. Roßbach hofft nach eigenem Bekunden, dass der „überhitzte Wahlkampf“ ein bisschen „runtergedimmt“ werde. Die KöWis seien motiviert, weiter sachlich Politik für Königswinter zu machen. Die Koalition insgesamt werde Gespräche führen und schauen, was sich ergebe. Nicht zuletzt müssten sich die demokratischen Parteien positionieren, wie sie mit der AfD umgehen.

Nils Suchetzki, Vorsitzender der SPD Königswinter, betonte wie seine Koalitionspartner, dass zunächst die Stichwahl im Mittelpunkt stehe. Heike Jüngling und Lutz Wagner lägen nur „hauchdünn auseinander“, da sei ein Sieg des Amtsinhabers noch möglich. Das Abschneiden der Koalition bezeichnete Suchetzki ebenso wie das seiner Partei (2025: 13,8 Prozent; 2020: 15,4 Prozent) als „enttäuschend“. Zur künftigen Arbeit im Stadtrat wollte er vor der Stichwahl nicht spekulieren, erwähnte aber auch die Variante der wechselnden Mehrheiten.