Maskenpflicht fälltWas jetzt in Gastronomie und Einzelhandel im Rhein-Sieg-Kreis gilt

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Die landesweite Maskenpflicht fällt, einige Wirte und Händler bleiben aber dabei.

Rhein-Sieg-Kreis – Die einen atmen auf, wenn am Sonntag die Maskenpflicht fällt, andere sehen das Ende mit Sorge, einige Einzelhändler und Gastronomen halten am Corona-Schutz, an Masken und Kontrollen fest, das ergab unsere Umfrage.

Gastronomie und Veranstaltungen

„Gehen und Stehen Maskenpflicht, im Sitzen nicht“: Diesen Vers zum Einprägen der Corona-Hygienemaßnahme hat sich Sabine Rogawski für ihre Gäste ausgedacht; „und diese Regel gilt weiter im ganzen Haus“, sagt die Wirtin des Gasthofs Röttgen.

Die Corona-Regeln gelten in dem Seelscheider Traditionslokal weiterhin: „Wir waren immer ziemlich streng. Bei unserer Klientel kommt das gut an.“ Im Saal, wo die Menschen relativ eng beieinander sitzen, gebe 2G den Gästen nach wie vor Sicherheit, das habe der stark anziehende Ticket-Verkauf gezeigt, etwa für Mirko Bäumers Lustige Musikanten, die jüngst vor ausverkauftem Haus auftraten. „Zurzeit sind alle Veranstaltungen voll belegt.“

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Unten im Restaurant gilt 3G, haben auch Ungeimpfte mit einem Test Zutritt. „Die meisten unserer Gäste sind ohnehin geboostert, viele haben sogar schon eine vierte Impfung“, schildert Rogawski. Dass sie trotzdem immer wieder Gäste ohne Test nach Hause schicken muss, nimmt sie in Kauf. „Wir wollen das Vertrauen unserer Gäste erhalten und nicht Profit um jeden Preis machen.“

Die Desinfektionsspender bleiben hängen im Lohmarer Café Olivia, die Tische bleiben auf Abstand, Maskenpflicht und Impfstatuskontrollen aber entfallen. Das kündigt Inhaber Daniel Steven an: „Wir wollen nicht strenger sein als der Gesetzesgeber.“ Wer freiwillig Maske tragen wolle, dürfe das natürlich tun, das gelte auch für die Mitarbeiter. Das Abwägen zwischen der persönlichen Freiheit und dem Risiko der Quarantäne sei nicht einfach für Geschäftsleute, er selbst habe eine Österreich-Reise abgesagt: „Da gehen grad die Zahlen durch die Decke. Und es gibt wieder eine Maskenpflicht.“

Skepsis herrscht bei Ligita Vapne und Valeri Kailbach im Siegburger Café Baltika. Die gesamte Gastronomie sei in der Krise, viele Gäste hätten angesichts der noch Angst und sich an das Kochen zu Hause gewöhnt. Mit dem Fallen der Masken hofft das Paar, dass der Appetit auf die baltisch-russische Küche zurückkehrt. Und auf wieder steigende Temperaturen, so Kailbach: „Dann kann man in unserem Außenbereich essen.“

Einzelhandel

Die Plakate „Ab hier bitte mit Maske“ verschwinden an den Lebensmittelgeschäften, das hat unter anderen Edeka angekündigt. Auch im Wein- und Delikatessengeschäft „Barrique“ am Siegburger Markt fallen alle Corona-Beschränkungen, was Eve Deckert und Francesco Rosso freut. „Die Kunden sind müde“, hat Deckert, die mit ihrem Partner sich kurz vor dem ersten Lockdown selbstständig machte, beobachtet, „die Gesellschaft muss lernen, mit Corona zu leben.“ Endlich könne man einander wieder ins Gesicht schauen, sich besser verstehen. Und die Brille beschlage nicht mehr so schnell.

Die Plexiglasscheiben wird Martin Fander nicht abbauen, und auch die Masken bleiben griffbereit im „Reisefahnder“. „Das Virus ist ja nicht weg“, sagt der Inhaber des Lohmarer Reisebüros, und man wolle den Kunden Sicherheit geben. Auch Ansteckungen in der Belegschaft gelte es zu vermeiden: Positive müssten ja nach wie vor in Quarantäne.

Zutritt zur Modeboutique nur „oben mit“. Für Stefanie Hiller kommen die neuen Vorschriften viel zu früh. „Wir wollen uns doch nicht im Endspurt noch anstecken“, sagt die 50-Jährige. Weitere Schutzmaßnahme: Wer hinein will, muss klingeln. Jede Kundin, die ohne Maske vor der Tür steht, bekommt einen Mund-Nasen-Schutz geschenkt. Der darf im gut durchlüfteten Laden nur in einem Moment fallen: vor dem Spiegel.

Bus und Bahn

Auch wenn im öffentlichen Nahverkehr die Maskenpflicht bleibt, erwartet man bei der Rhein-Sieg-Verkehrgesellschaft (RSVG) keine größeren Probleme. In den Monaten der Pandemie habe es nur wenige hartnäckige Maskenverweigerer in den RSVG-Bussen gegeben, sagt Unternehmenssprecherin Melanie Matyschok. „Bei Verstößen sprechen die Fahrer die Fahrgäste gezielt an, insofern sie darauf aufmerksam werden.“ Nur selten habe man Polizei oder Ordnungsämter informieren müssen. „Seit über Lockerungen diskutiert wird, wurde immer kommuniziert, dass die Maskenpflicht im ÖPNV bestehen bleibt. Daher erwarten wir keine großartigen Veränderungen hinsichtlich der Verhaltensweisen unserer Fahrgäste.“

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