VerteidigungswegDer Deich in Troisdorf an der Sieg ist in Gefahr

Gut zu erkennen ist, wie der Deichverteidigungsweg rehct unten durch die unerlaubte Nutzung schon tief ausgefahren ist.
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Troisdorf – Immer wieder fahren Autos auf dem Deichverteidigungsweg an der Sieg entlang und verdichten so den gesamten Untergrund. Die Folge ist, dass die Funktion des Deiches beschädigt wird. „Fahrzeuge haben auf diesem Weg nichts suchen“, sagt Bürgermeister Klaus Jablonski. Bei der aktuellen Sanierung des Siegdeiches sei dieser Weg so breit angelegt worden, dass auch schwere Lastwagen dort mühelos fahren könnten. „Im Notfall ist der schnelle Transport von Sandsäcken zur Erhöhung des Deiches gesichert“, erklärt Jablonski. Doch für den dauerhaften Verkehr sei er nicht geeignet.
Pfützen zeigen, dass schon erste Schäden im Untergrund entstanden sind. Der Deichverband hat jetzt die Notbremse gezogen. Es wurden Baumstämme quer über den Weg gelegt, damit kein Fahrzeug mehr durchkommt. „Einige Menschen waren sogar so dreist, dass sie direkt vom Parkplatz Hüttenstraße über die Grünfläche auf den Deichverteidigungsweg gefahren sind“, berichtet Steffen Schrader. Er ist der Geschäftsführer des Deichverbandes. „Deshalb wurde eine Holzumrandung um den Parkplatz gelegt.“ Zudem ist der Bereich rechtlich in die Hochwasserschutzanlage integriert worden. „Wer nun durchfährt, dem drohen Bußgelder bis zu 50 000 Euro“, betont Schrader. Neue Schilder weisen jetzt darauf hin.
Der Weg ist so ausgelegt, dass bei starken Fluten über seinen Unterbau Sickerwasser auf der Landseite austreten kann, so dass die Gefahr von Ausspülungen oder gefährlichen Böschungsrutschungen verringert wird.
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Rückstau bei Hochwasser
Deiche am Meer sind zur Seeseite hin flacher ausgelegt, damit die Wellen nicht mit voller Wucht auf das Bauwerk schlagen sondern ihre Kraft vorher verlieren. „Die Dämme an der Sieg werden eigentlich so nicht in dieser Weise vom Wasser bedrängt“, berichtet Dr. Hans-Bernd Bendl vom Umweltamt der Stadt. Sie würden eher durch die Fließgeschwindigkeit „angenagt“. Ein weiteres Problem sei, der Rückstau bei Hochwasser. „Wenn der Rhein gut gefüllt ist, dann fließt die Sieg nicht mehr in den Strom. Dadurch steigt der Wasserstand.“ Die Deiche seien gefährdet, wenn das Wasser über eine lange Zeit an ihnen stünde. Sie könnten dann regelrecht aufweichen und im schlimmsten Falle sogar stellenweise brechen. Das Problem würde gravierender, wenn der Deichverteidigungsweg durch Verdichtung nicht mehr seine Funktion hätte. Deshalb müsse man auf ihn achten.
Über fünf Kilometer lang ist der Deich an der Sieg. Seine Sanierung ist ein teures Projekt. Rund drei Millionen Euro wurden zu Beginn der Arbeiten eingeplant. „Die Abschlussrechnung liegt noch nicht vor“, sagt Schrader. 1,2 Kilometer Deich wurden saniert. Er ist jetzt um ein gutes Drittel breiter und um bis zu einem halben Meter höher. Auf der Deichkrone wurde auch der Fuß- und Radweg verbreitert.
Hochwasser auf Marktplatz in Sieglar

Eine Attraktion für die Bevölkerung war das Hochwasser in vorigen Jahrhundert, als der Marktplatz in Sieglar unter Wasser stand. Diese Aufnahme ist um das Jahr 1926 herum datiert.
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Das gefährdete Hochwassergebiet befindet sich geologisch in der untereren Niederterrasse.
Immer wieder sorgten Überschwemmungen für skurrile Situationen. So fuhren Kähne auf dem Marktplatz der Damm gebrochen war und Sieglar überschwemmt war. Fotos um das Jahr 1926 herum belegen dies anschaulich. Danach wurde der Siegdeich saniert und erhöht.
Seit dem Jahr 1968 hat der Deichverband „Untere Sieg“ den Schutz des Bauwerkes übernommen. Er achtet auch auf die Funktionsfähigkeit der Ableitung des Mühlengrabens an der Agger, der Schleuse an der Autobahn 59 und des Absperrwerkes dort.