1. FC Köln gegen FreiburgSo erlebt Steffen Baumgart das Spiel in Wohnzimmer-Isolation

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Wetten, dass es am Samstag gegen Freiburg ruhiger auf der Kölner Bank zugehen wird? Trainer Steffen Baumgart fehlt.

Köln – Wie muss man sich am Samstag ab 15.30 Uhr im Heimspiel gegen den SC Freiburg den isolierten Steffen Baumgart beim imaginären Coaching im heimischen Wohnzimmer vorstellen? Brüllend, pfeifend, gestikulierend, nervös Kaugummi kauend? Der Cheftrainer des 1. FC Köln, der normalerweise am Spielfeldrand zum HB-Männchen mutiert, der stets in die Hocke geht und von seinem Freiburger Gegenüber Christian Streich deshalb respektvoll als energiegeladener „Sumoringer“ bezeichnete wurde, ist zwangsweise ruhiggestellt. Zumindest ein bisschen. Der Coach ist seit Mittwoch aufgrund eines positiven Corona-Tests in Isolation.

Stellt Baumgart womöglich gar seinen Fernseher nach draußen, um  in den Flow zu kommen? Greift er bei sechs Grad Celsius zum gewohnt mutigen Outfit: Polo-Shirt, Weste, Schiebermütze? Antwort: Er weiß es selbst noch nicht.

„Keine einfache Situation"

Baumgart sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger:“„Es wird auch für mich interessant und nicht so einfach werden, denn solch eine Situation hatte ich auch noch nie. Ich werde mit meiner Frau gucken – sie teilt ja mein Schicksal. Sie wird mich so erleben, wie sie mich kennt. Und sie wird sicher nicht immer die beste Sicht auf den Fernseher haben, denn sie muss damit rechnen, dass ich nicht ruhig sitzen bleibe“, sagt der 50-Jährige, stellt aber mit einem Schmunzeln auch klar: „Den Fernseher werde ich sicher nicht nach draußen stellen. Was für ein Blödsinn!“

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Das Wichtigste: Ihm gehe es weiterhin gut, seiner ebenfalls infizierten Frau Katja auch. „Wir sind praktisch symptomfrei. Die Isolation ist natürlich richtig. Aber in normalen Zeiten wäre ich zur Arbeit gegangen, da ich mich arbeitsfähig, aber jetzt auch ein bisschen gefangen fühle“, schildert Baumgart.

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Doch das interessante Trainer-Duell mit Freiburg-Ikone Streich muss nun ausfallen. Der vermisst Baumgart, das Fernbleiben des Coaches könnte für seine Mannschaft aber ein „kleiner Vorteil“ sein, meint Streich. „Klar, er steht nicht am Rand, die starke Präsenz ist nicht da. Es kann schon sein, dass der eine oder andere Spieler dann ein bisschen was vermisst“, sagt der Freiburger. „Ob es der entscheidende Vorteil ist? Ein bisschen vielleicht.“ Eine Aussage, fast so wie aktuell  im Dschungelcamp: „Du bist es – vielleicht.“

Baumgart hatte sich bereits am Donnerstag digital zur Pressekonferenz zuschalten lassen, die sein Assistent André Pawlak übernahm, der auch am Samstag auf der Kölner Bank die Verantwortung trägt. „André hat das gut gemacht, ich habe allerdings auch nichts anderes erwartet. Ich bin bis zum Anpfiff an allen Prozessen beteiligt. Da waren natürlich auch der Kader und die Aufstellung ein Thema.“ Baumgart bleibt dabei, dass Ellyes Skhiri nach der Rückkehr vom Afrika-Cup noch kein Thema für die Startelf sei. „Da müssen wir die Kirche im Dorf lassen. Trotz seiner Qualitäten war der Junge acht Wochen von uns weg. Wir gucken jetzt mal, wie er die erste Trainingseinheiten bei uns von der Belastung weggesteckt hat.“

Keine großen Änderungen

Der Trainer, so hat es den Anschein, wird seine Startelf im Vergleich zum 2:2 in Bochum nicht gravierend verändern. Mark Uth und Jan Thielmann könnten für die zuletzt  nicht überzeugenden Ondrej Duda und Louis Schaub in die Startelf rücken, Abwehr-Neuzugang Julian Chabot in den Kader. Baumgart rechnet damit, dass die Partie  eine für beide Seiten zähe Angelegenheit werden könnte. „Freiburg ist eine der komplettesten Mannschaften der Liga mit viel Qualität in allen Mannschaftsteilen. Sie sind in der Lage, alles zu spielen. Als Gegner kommt man nur zu wenigen Tormöglichkeiten. Es wird darauf ankommen, dass wir unseren Weg beibehalten.“ Freiburg sei schon seit Jahren kein Außenseiter mehr. „Wenn ich höre, dass in der Bundesliga ein Christian Günter zum 100. Mal in Folge in der Startelf steht, muss ich sagen: Das ist schon beeindruckend“, meint der Coach.

Dennoch: Sollte der FC die Breisgauer bezwingen, wäre er auf einen Punkt an sie herangerückt. Und stünden auf oder unmittelbar vor einem Europapokalplatz. Das lässt Raum für Träume. Sogar im Wohnzimmer.

1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Hübers, Kilian, Hector – Özcan - Thielmann, Ljubicic, Kainz – Uth, Modeste. SC Freiburg: Flekken - Kübler, Lienhart, Nico Schlotterbeck, Günter - Eggestein, Höfler - Schade, Grifo - Höler, Demirovic.

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