Der 1. FC Köln patzt im Rennen um den Aufstieg erneut. Gegen das bereits als Absteiger feststehende Schlusslicht Regensburg kam der FC nicht über ein 1:1 hinaus.
1. FC Köln nur 1:1FC-Trainer Struber reagiert kühl auf Fan-Frust – Kellers Äußerung gibt zu denken

Ziel des Fan-Frusts: FC-Trainer Gerhard Struber.
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Der 1. FC Köln hat erneut wichtige Punkte liegen lassen. Das Team von Gerhard Struber kam gegen das Schlusslicht nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus und verlor seine Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga an den Hamburger SV.
Das Wichtigste zuerst
Der 1. FC Köln hat gegen den abgeschlagenen Tabellen-Letzten SSV Jahn Regensburg einen weiteren Rückschlag kassiert und daheim nur 1:1 gespielt. Nach fürchterlicher erster Halbzeit und einem Pfeifkonzert zur Pause brachte Tim Lemperle den FC nach einer knappen Stunde zwar in Führung. 15 Minuten später jedoch kassierte der FC den Ausgleich gegen eine Mannschaft, die am Samstagabend vor 50.000 Zuschauern in Müngersdorf den erst zweiten Auswärtspunkt dieser Spielzeit holte und trotz des 1:1 beim Bundesliga-Absteiger nun als Absteiger in die Dritte Liga feststeht.
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Köln wiederum gab am 32. Spieltag die Tabellenführung an den Hamburger SV ab und hat nur noch drei Zähler Vorsprung auf den SC Paderborn. Der 1. FC Kaiserslautern kann am Sonntag im Duell beim Karlsruher SC ebenfalls auf drei Punkte an die Kölner heranrücken und hätte je nach Verlauf des 33. Spieltags im Saisonfinale die Chance, in Müngersdorf im direkten Duell noch am FC vorbeizuziehen. Die Fans waren außer sich und forderten vehement die Entlassung von Cheftrainer Gerhard Struber.
Die Tore
Nach einer knappen Stunde fußballerischer Armut schlug Luca Waldschmidt eine Flanke von links in den Regensburger Strafraum, wo Tim Lemperle Gegenspieler Robin Ziegele abschüttelte und einen perfekten Kopfball gegen Pollersbecks Laufrichtung ins lange Eck drückte. Schöner Treffer.

Hier schien sich alles zum Guten zu wenden: Tim Lemperle und Timo Hübers nach dem 1:0.
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Eine Viertelstunde später flankte Suhonen von der linken Seite stark vor das Kölner Tor, wo sich Ganaus gegen Heintz durchsetzte, aber an Schwäbe scheiterte. Den zweiten Ball jedoch schnappte sich Ganaus und traf zum Ausgleich. Der gut besetzte Auswärtsblock mit den Fans aus Regensburg war derart fassungslos, dass kaum ein Jubel zu hören war. Und tatsächlich fühlte sich die Szenerie unwirklich an. FC-Abwehrchef Timo Hüber sprach später von einem „Eiertor“. Zählte aber trotzdem voll – 1:1.
Moment des Spiels
Als in der Nachspielzeit die ersten „Struber raus“-Rufe zu hören waren, war das der verzweifelte Versuch der Zuschauer, das umfassende Kölner Versagen in Worte zu fassen. Gerhard Struber reagierte später kühl. „Als Cheftrainer ist man immer auch Blitzableiter. Das gilt es, gut einzuordnen. Es ist kein Zufall, dass wir da sind, wo wir sind. Ich bin mir sicher, dass wir es im Team gut meistern werden“, sagte er. Geschäftsführer Christian Keller antwortete auf die Frage, ob es aus seiner Sicht mit Struber weitergehen könne: „Warum nicht?“, was eine Reaktion bedeutete, die endgültig zu denken gab.
Spieler des Spiels
Leopold Wurm. Der 19-jährige Innenverteidiger des SSV Jahn, gebürtiger Regensburger und U18-Nationalspieler, zeigte eine bemerkenswerte Leistung und gewann eine Vielzahl seiner Duelle. Auch am Ball trotz seiner 1,94 Meter Körpergröße mit mehreren eleganten Aktionen.
Das war gut
Am Kölner Spiel: nichts. Immerhin hatte kurz vor Anpfiff der Regen aufgehört, sodass die Zuschauer auf dem Heimweg nicht auch noch nass wurden.
Das war schlecht
Der Auftritt der Kölner, der allerdings insgesamt erwartungsgemäß ausfiel: Gegen eine mittellose Regensburger Mannschaft, die am 32. Spieltag trotz eines Unentschiedens beim Bundesliga-Absteiger bereits aus der Liga stürzte, brachten die Gastgeber den Ball nur einmal über die Linie. Den Gästen dagegen reichte ein langer Schlag, um den Treffer zu erzielen, der ihnen zum Punktgewinn reichte.

Strittige Szene: Dejan Ljubicic bekommt im Strafraum den Ball an die rechte Hand.
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Noch ernüchternder war der Umgang mit dem Abend: Spieler, Trainer und Geschäftsführer des FC verwiesen auf die Kölner Feldüberlegenheit und die nach wie vor intakten Chancen, den Aufstieg zu vollenden. Die Wortbeiträge der Verantwortlichen fielen teils absurd aus, was wiederum nur einen Schluss zulässt. Man sieht keine versteckten Potenziale mehr, die ein anderer Trainer oder zumindest eine veränderte Ansprache noch freisetzen könnten. Es gilt die Devise „Augen zu – und durch“. Das klingt nach Blindflug. Und am Samstag sah es genau danach aus.
Das sagen die Trainer
Andreas Patz (SSV Jahn Regensburg): „Wir freuen uns über den Punktgewinn. Ich bin wahnsinnig stolz, wie wir uns präsentiert haben. Aber das weinende Auge überwiegt. Es tut mir extrem leid für die Jungs, den Verein, für die Fans. Wie wir nach Rückstand zurückgekommen sind, war beeindruckend. Ich hoffe, dass wir den Fans etwas zurückgeben könnten.“
Gerhard Struber (1. FC Köln): „Das Ergebnis ist richtig enttäuschend für uns alle, niederschmetternd. Wir hatten die Hoffnung, besser ins Toreschießen zu kommen und unser Torekonto aufzupolieren. Wir waren in vielen Momenten zu ineffizient. Dann gibt es diesen einen langen Ball, der uns von der Siegerstraße bringt. Wir hatten ganz andere Erwartungen an das Ergebnis. Die Rufe gegen mich sind nicht fein. Aber ich habe Verständnis dafür, als Cheftrainer ist man auch der Blitzableiter. Da gilt es, klar zu bleiben und sich nicht auseinanderreißen zu lassen. Wir erleben eine Prüfung. Jetzt gilt es, Teamwork unter Beweis zu stellen.“
Das sagen wir
Die Stimmung im Stadion zeigte am Samstagabend, wie fragil die Lage rund um den 1. FC Köln in den vergangenen Wochen geworden ist. Dass sowohl Christian Keller als auch Gerhard Struber die Emotionen der Ränge als Folklore abtaten und auf die nach wie vor aussichtsreiche Platzierung in der Tabelle verwiesen, spricht für die Kölner Ratlosigkeit im Saisonfinale: Die Mannschaft gibt nicht mehr her als das, was sie derzeit auf den Rasen bringt.
Die Möglichkeiten sind begrenzt. Schon am kommenden Freitag in Nürnberg steht eine weitere ganz schwere Prüfung an. Der Auftritt gegen Regensburg lässt wenig Hoffnung zu, dass die Mannschaft die innere Stärke für das Saisonfinale aufbringt – zumal in einem möglichen Endspiel am 34. Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern.