Kölner AbschlussschwächeBaumgart hat keine Lust mehr auf permanente Floskeln

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Kölns Trainer Steffen Baumgart wechselt im Derby gegen Gladbach Davie Selke aus und bedankt sich beim Stürmer.

FC-Trainer Steffen Baumgart (l.) und Stürmer Davie Selke nach dessen Auswechslung im Derby gegen Gladbach

Der 1. FC Köln trifft das Tor nicht mehr. Das Baumgart-Team sollte sich an die letzten Auftritte in Augsburg erinnern.

Jahrelang galt der FC Augsburg als Angstgegner des 1. FC Köln. Vor allem auswärts gab es für die Kölner wenig bis nichts zu holen, sie kassierten in sieben Pflichtspielen seit 2010 vier Niederlagen, dazu kamen drei Unentschieden. Doch seit 2021 hat sich das Bild gewandelt.

Die letzten beiden Auswärtsspiele gewann der FC mit 3:2 und 4:1, auch im Heimspiel im Rhein-Energie-Stadion rang die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart die Fuggerstädter mit 3:2 nieder. Auch wenn es Ende 2021 noch einmal eine 0:2-Heimniederlage gab, so sollten diese insgesamt zehn Tore gegen den FCA den Kölnern für das Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr, Sky) doch Mut machen.

Denn der Ball muss endlich mal wieder über die Torlinie. Die Kölner Abschlussschwäche nimmt mittlerweile bedrohliche Ausmaße an und hat dazu geführt, dass der zu Beginn des Jahres noch äußerst stabil dastehende FC mittlerweile in den Abstiegskampf geraten ist. In den vergangenen sechs Bundesligaspielen holte Baumgarts Team nur zwei von möglichen 18 Punkten und erzielte gerade einmal einen Treffer, und das Tor von Davie Selke zum zwischenzeitlichen 1:4 bei der 1:6-Niederlage in Dortmund hatte nur statistischen Wert. Vier Tore in insgesamt neun Spielen der Rückrunde sind eine desaströse Bilanz und eigentlich die eines Absteigers. Zum Vergleich: Augsburgs Neu-Nationalspieler Mergim Berisha erzielte alleine fünf Treffer.

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Es ist ja nicht so, dass die Kölner keine Chancen hätten. Beim 0:0 im Derby gegen Gladbach gab es in der ersten Halbzeit gleich fünf, doch verwertet wurden sie wieder einmal nicht. Der FC hat keinen Vollstrecker vor dem Tor, spielt zudem den finalen Pass oft viel zu ungenau. Und den vielen Flanken ganz zu schweigen. Folge sind schon zwölf Kölner Ligaspiele ohne jeden Treffer. „Wir müssen langsam Tore machen“, sagte Baumgart und hofft auf ein Ende der chronischen Tor-Armut seiner Mannschaft, die allen Sympathisanten des FC im Saison-Endspurt mittlerweile große Sorgen machen muss.

„Müssen im Sechzehner klarer werden“

Doch so einfach abstellen lassen sich die Kölner Defizite vor dem Tor nicht. Auch nicht durch gezieltes Training. „Was die Torabschlüsse angeht, zeigen die Jungs im Training mehr als im Spiel. Es heißt: Weitermachen“, sagte Baumgart am Donnerstagmittag. In den vergangenen Partien sei häufig der gegnerische Torwart der beste Mann auf dem Platz gewesen. Das zeige, dass sein Team durchaus einige Möglichkeiten habe. „Trotzdem sind wir in den Situationen nicht gut genug, um Tore zu machen. Wir müssen schauen, dass wir gewisse Sachen besser machen, ansonsten sind es nur immer wieder Woche für Woche die gleichen Floskeln. Wir müssen gucken, dass wir im Sechzehner klarer werden. Lieber einen Schuss mehr als einer weniger“, betonte der Coach, fügte allerdings auch an: „Das ist mittlerweile eine Kopfgeschichte, daran arbeiten wir. Die Jungs wollen, trauern nicht, sind ehrgeizig. Da kann ich ihnen nichts vorwerfen.wollen.“ Doch am Ende, das weiß auch der Cheftrainer, lässt sich fehlende Qualität vor dem Tor nicht permanent durch andere Tugenden wettmachen.

Von seiner Spielidee abrücken wird Baumgart indes nicht. Denn lange Zeit hatte der FC mit seiner mutigen, aggressiven Herangehensweise durchschlagenden Erfolg. Auch in der Krise scheint die Mannschaft absolut an diese Spielidee zu glauben.  „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Jungs einen anderen Weg gehen wollen. Eine klare Idee von Fußball muss auch in solchen Phasen standhalten“, sagte auch Baumgart.

Doch die Zeiten und das Personal haben sich geändert. Der FC hat keinen Torjäger wie Anthony Modeste mehr, der perfekt zum Kölner Spiel passte. Und zudem wird der langzeitverletzte Mark Uth seit Monaten vermisst. In Ermangelung eines echten Zehners hatte Baumgart zudem Florian Kainz von der Außen- auf die Spielmacher-Position beordert, der Österreicher wird auch in Augsburg im Zentrum beginnen, das deutete Baumgart an. Überhaupt will der Coach seine Startelf nur auf „ein, zwei Positionen“ verändern.

Lob für Augsburgs Mentalität

Vor dem Gegner hat Baumgart großen Respekt, das klang bei seinen Ausführungen eindeutig durch. Kein Wunder, ist dieser doch derzeit insbesondere daheim eine Macht und hat in diesem Jahr vier von fünf Heimspielen gewonnen (dazu ein Remis). „Mentalität, Aggressivität – da gehören die Augsburger zu den Mannschaften, die das am besten in der Liga machen. Uns hat das zuletzt ein bisschen gefehlt bei den Duellen Mann gegen Mann. Darauf wird es ankommen“, sagte der FC-Trainer und kündigte an: „Wir spielen klar auf Sieg!“ Doch für diesen muss der FC, der von 3300 Fans begleitet wird, selbstverständlich erst einmal wieder treffen. Und das gelang ihm immerhin zuletzt in Augsburg eindrucksvoll, die Kölner sollten sich diese Auftritte in Erinnerung rufen.

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