FC-Analyse1. FC Köln stabil in Bochum – Baumgart reagiert cool auf wütenden VfL-Fan

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Baumgart schreit (1)

Wie immer aktiv an der Seitenlinie: FC-Trainer Steffen Baumgart

Köln – Nach zwei Bundesliga-Auswärtssiegen in Folge musste sich der 1. FC Köln nach einem äußerst intensiven Spiel mit einem 2:2 beim forschen Aufsteiger VfL Bochum begnügen.

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Das Wichtigste zuerst

Nach dem 0:4 gegen Abo-Meister Bayern und dem überraschenden Pokal-Aus gegen den Hamburger SV endete die Woche vor der Pause für den 1. FC Köln immerhin mit einem Teilerfolg. Der war unter dem Strich verdient. Gegen Ende der Spielzeit waren allerdings die Bochumer, die die Euphorie nach dem Einzug ins Pokal-Viertelfinale mitgenommen hatten, dem Erfolg etwas näher. FC-Trainer Steffen Baumgart hatte gleich sechs Spieler wieder in seine Startelf hereinrotiert (Schmitz, Özcan, Kainz, Duda, Schaub, Modeste für Ehizibue, Jannes Horn, Schindler, Thielmann, Andersson, Uth) – mit unterschiedlichem Erfolg. Der FC hatte zwischenzeitlich das Spiel gedreht, suchte auch direkt nach der Pause den Weg nach vorne. Doch danach stellten die Kölner, die immer müder wirkten, ihre Offensivbemühungen ein und brachten den Aufsteiger somit wieder ins Spiel. Der VfL war fortan am Drücker und kam auch zum verdienten Ausgleich. VfL-Trainer Thomas Reis, ein Kumpel von Steffen Baumgart, hatte kurz zuvor den Vorbereiter (Sebastian Polter) und den Torschützen (Takuma Asano) eingewechselt. Für den FC ändert sich in der Tabelle nicht viel. Die Kölner überholten aber immerhin Frankfurt und sind nun guter Siebter. Zehn Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16 sind bereits ein stattliches Polster.

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Die Tore

Das 1:0 für Bochum in der 25. Minute fiel nach einer eigenen Ecke des FC, der danach zu hoch und überhaupt nicht abgesichert stand. Nach einem Bochumer Befreiungsschlag konnte erst Luca Kilian Locadia nicht stoppen, dann Jonas Hector dem schnellen Holtmann nicht folgen. Dessen Schuss bekam Torhüter Marvin Schwäbe durch die Beine.

In der 36. Minute glich der FC nach einer Slapstick-Szene aus: Nach einer Ecke von Florian Kainz setzte sich Salih Özcan im Getümmel mit dem Kopf durch. Der Ball prallte dann von gleich drei Bochumern, Leitsch, Löwen und Bella Kotchap, zu Timo Hübers, der nicht lange fackelte und unter die Latte zum 1:1 traf.

Hübers Jubel

Erster Treffer für den FC: Hübers beim Jubel nach seinem 1:1-Ausgleich.

Sekunden vor Pause gingen die Gäste in Führung. Nach einem Bochumer Ballverlust reagierte Florian Kainz gedankenschnell und bediente perfekt den mitgelaufenen Anthony Modeste. Der nahm das Zuspiel gekonnt an und traf mit einem frechen und technisch starken Heber über VfL-Keeper Riemann hinweg.

Das 2:2 in der 70. Minute kassierten die Kölner nach einem einfachen Einwurf. Jannes Horn irrlichterte im Strafraum, der eingewechselte Polter kam im Strafraum an den Ball und legte für den ebenfalls eingewechselten Asano auf. Der zog sofort ab und ließ FC-Keeper Schwäbe mit seinem Flachschuss keine Chance.

Das war gut

Nach dem Rückstand ließ sich der FC nicht von seinem Weg abbringen, sondern kam mit viel Engagement zurück ins Spiel und drehte es zwischenzeitlich. Die Mannschaft präsentiert sich weiter als ungemein fit. Fast 121 Kilometer spulte das Team ab und damit über fünf mehr als die gewiss auch nicht laufschwachen Gastgeber. Gut war auch die Reaktion von Baumgart in der 19. Minute auf einen Zwischenruf von der Tribüne. Ein VfL-Fan war den FC-Trainer verbal angegangen: „Halt die Fresse!“ Baumgart reagierte cool, antwortete nur: „Ganz bestimmt nicht!“

Baumgart schreit (1)

Wie immer aktiv an der Seitenlinie: FC-Trainer Steffen Baumgart

Das war schlecht

Nach der Chance von Hector zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte der FC in den Verwaltungsmodus und zog sich zu weit zurück. Erneut kassierten die Kölner viel zu billige Gegentore, beide nach Einwürfen. Das erste Gegentor nach dem eigenen, das zweite nach einem Bochumer.

Spieler des Spiels

Bochums Gerrit Holtmann. Der 26-Jährige ist pfeilschnell und konnte von den Kölnern fast nie gestoppt werden. Fast alle gefährlichen Aktionen liefen über seine linke Seite. Der gebürtige Bremer traf zur VfL-Führung und hatte auch danach mehrere gefährliche Situationen.

Moment des Spiels

Der Tor per Heber von Anthony Modeste kurz vor der Pause. Technisch stark und ziemlich frech.

Modeste Lupfer

Fackelt nicht lange: Anthony Modeste bei seinem Treffer zum 2:1

Das sagen die Trainer

Thomas Reis (VfL Bochum): „Das Remis ist okay. Aber es war nicht unmöglich für uns zu gewinnen. Wir sind glücklich über den Punkt, freundschaftlich können wir ihn teilen und mit ihm leben. Es war ein sehr interessantes Spiel.“

Steffen Baumgart (Trainer 1. FC Köln): „Es geht in Ordnung. Beide Mannschaften haben auf ähnlichem Niveau gespielt, aber auch Fehler gemacht. Wir hatten nicht mehr die Frische, das Ding jetzt noch zu ziehen. Die Jungs waren kaputt. In Köln ist man schnell unzufrieden mit einem Punkt, ich glaube aber, wir sollten bescheiden und demütig sein.“

Das sagen wir

Der FC kann relativ entspannt in der kurze Liga-Pause gehen. 29 Punkte nach 20 Spielen sind für den Fast-Absteiger der vergangenen beiden Spielzeiten eine sehr gute Ausbeute. Die Mannschaft ist absolut fit, wirkt insgesamt gefestigt und vermittelt nicht den Eindruck, dass sie erneut um den Liga-Verbleib zittern müsste. Der FC zeigte in Bochum eine ordentliche Reaktion nach der großen Enttäuschung im Pokal. Nicht nur Trainer Steffen Baumgart glaubt an sein Team, auch die Spieler selbst glauben an sich. Doch fehlerfrei präsentiert sich der FC keineswegs. Er kassiert weiterhin zu billige Gegentore, diesmal nach Einwürfen. Baumgart und sein Team sollten die Pause nutzen, um daran zu arbeiten.

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