FC-Neuzugang Luca Kilian„Mein Opa sagt immer: «Junge, du musst mehr grätschen»“

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Hat mit 1,92 Meter Gardemaß für einen Innenverteidiger: Luca Kilian

Herr Kilian, Sie kommen aus einer fußballverrückten Familie. Ihr Großvater Amand Theis hat fast 300 Bundesligaspiele für den BVB, Düsseldorf, Offenbach und Nürnberg bestritten. Er galt als Eisenfuß, Spitzname „Panzer“.  Holen Sie sich bei ihm Tipps – sozusagen von Innenverteidiger zu Innenverteidiger?

Luca Kilian: Opa war ein ganz schöner Klopper. Er sagt mir heute noch immer: „Junge, du musst mehr grätschen und deinem Gegenspieler auch mal ordentlich auf den Fuß treten“ (lacht). Ich glaube, er war zumindest auf dem Platz ein Beinharter. Aber er ist ein Super-Typ. Wir unterhalten uns oft nach den Spielen, ich bekomme ein gutes Feedback von ihm. Er ist jetzt 71 – aber fit wie ein Turnschuh. Opa ist jetzt schon ein bisschen mit dem FC-Virus infiziert. Er war gegen Leipzig im Stadion und hat mir gesagt: „Junge, war richtig geil. Ich komme wieder.“

Auch Sie haben direkt nach dem Wechsel von Ihrem neuen Klub auffällig in den höchsten Tönen geschwärmt. Haben Sie da nicht ein bisschen übertrieben?

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Ich habe mich extrem gefreut, dass der Wechsel geklappt hat. Der Verein ist super. Es ist positiv verrückt, was die Fans für den FC geben. Für solch einen Verein auflaufen zu können, macht mich stolz. Wissen Sie, Borussia Dortmund ist mein Heimatverein. Ich war dort als kleiner Junge im Stadion. Ich weiß, was Emotionen sind, wie Fußball in diesen Städten gelebt wird.

Kilian 2

Luca Kilian beim Training am Geißbockheim

Von 2011 bis 2018 haben Sie für den BVB gespielt. War die Konkurrenz einfach zu groß, um dort den Durchbruch zu schaffen? Immerhin sind Sie 2017 mit Borussia Deutscher U-19-Meister geworden. Dramatisches Finale gegen die Bayern, Sie verwandelten den vorletzten Elfmeter.

Es waren 35.000 Zuschauer im Stadion, zum Glück bin ich cool geblieben (lacht). Bis zu meinem Bundesligadebüt war dies das geilste Erlebnis meiner Karriere. Die Konkurrenz bei den Profis danach war definitiv groß, dennoch hätte ich mir vielleicht die eine oder andere Chance mehr gewünscht. Aber das ist längst abgehakt. Es ist absolut in Ordnung, wie alles danach für mich gekommen ist.

Ist Mats Hummels weiter Ihr Vorbild?

Warum denn nicht? Ich war acht oder neun, da war Mats gerade von den Bayern nach Dortmund gewechselt. Ich war als Steppke im Stadion und Mats von Anfang an mein Lieblingsspieler. Ich sehe ihn heute noch gerne spielen und höre ihm ebenso gerne zu. Denn er hat was zu sagen. Mats ist ein Vorbild – auch menschlich.

Sie haben nach Ihrem Wechsel aus Mainz bisher fünf Spiele für den FC absolviert, davon zwei von Beginn an. Einverstanden?

Ich bin zufrieden. In Mainz hatte ich mich am Ende komplett außen vor gefühlt. In Köln ist das jetzt endlich wieder anders: Ich habe das Gefühl, dass ich meine Chance erhalte und gebraucht werde. Ich will mich aber weiterentwickeln, da geht sicherlich noch mehr.

Lemperle Kilian Uth

Luca Kilian (m.) mit Marc Uth (r.) und Tim Lemperle

Ihre Karriere verlief bis zum Wechsel nach Mainz stetig bergauf, im Frühjahr 2020 sollen Sie sogar eine Anfrage des AC Mailand gehabt haben. Was es schwierig, mit der neuen Situation umzugehen?

Auf jeden Fall. Bis dahin hatte ich  nicht viele Täler, daher war die Zeit in Mainz keine einfache. Im Sommer habe ich den Entschluss getroffen, dass ich was verändern und noch härter an mir arbeiten muss. Das habe ich getan. Zum Beispiel habe ich mir einen Personal-Trainer genommen und habe noch mehr abseits des Trainings im Kraftraum gearbeitet.

Was waren die Gründe für Ihr Karrieretief?

Da kamen viele Faktoren zusammen. Ich war in der letzten Saison leider länger verletzt, angeschlagen, krank und nie im Rhythmus. Im vergangenen Januar fiel ich drei Wochen wegen einer Lebensmittelvergiftung aus. Der Thunfisch war schlecht. Ich kam nur langsam auf die Beine. Ich war raus, als in Mainz der Trainer gewechselt wurde. Die anderen Jungs haben es dann auch gut gemacht.

Sie haben in Mainz einen Vertrag bis 2024 und sind vorerst bis zum Saisonende ausgeliehen. Können Sie sich vorstellen, länger in Köln zu bleiben?

Ja.

Bei m 0:5 in Hoffenheim sind Sie in der 56. Minute beim Stand von 0:3 eingewechselt worden. Es gibt dankbarere Jobs für einen Innenverteidiger, oder?

Natürlich gibt es schönere Situationen. Aber man muss professionell damit umgehen und versucht trotzdem etwas zu bewirken. Als dann das 0:4 fiel, war der Stecker gezogen. Ein 0:5 ist am Ende eine Klatsche. Die haben wir unter der Woche aufgearbeitet und abgehakt. Wie ich die Mannschaft kennengelernt habe, werden wir gegen Leverkusen eine Reaktion zeigen, da bin ich mir sicher.

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Für Christoph Daum ist der FC  am Sonntag sogar leicht favorisiert. Stimmen Sie ihm zu?

In Müngersdorf, mit unseren Fans, ist gegen jeden Gegner was drin. Wir werden unsere Chance bekommen. Wir müssen von Anfang an die richtige Intensität auf den Platz bekommen, mutig sein und so das Publikum mitnehmen.

Stehen Sie neben Jorge Meré in der Startelf?

Ich gebe Gas und versuche mich anzubieten. Sie wissen, was ich jetzt sagen werde, oder?

Etwa folgendes: Dass das der Trainer entscheidet und die Mannschaft aufstellt?

Richtig (lacht). Er hat eine gute Auswahlmöglichkeit. Steffen Baumgart weiß, dass er auf mich zählen kann.

Unter Baumgart haben Sie in Paderborn den Sprung in den Profifußball geschafft. Wie gehen Sie mit dem Etikett des Ziehsohns um?

Ich werde nie vergessen, dass der Trainer mich zum Bundesligaspieler gemacht hat. Die Zeit in Paderborn war klasse. Und ich hoffe, dass wir die erfolgreiche Geschichte gemeinsam beim FC so weiterschreiben können.

Sie kennen Baumgart länger als jeder andere im Kader. Geht er auf dem Platz wirklich immer so ab?

Ja, da ist nichts gespielt. Er pusht einen. Volle Intensität und immer Vollgas gehen, offensiv und mutig sein, sich etwas trauen, keine Angst vor Fehlern haben: Das lebt er vor, das vermittelt er perfekt den Spielern. Und das zeichnet ihn aus.

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