Köln – Es könnte alles so schön sein beim 1. FC Köln vor dem ersten Gruppenheimspiel in der Conference League am Donnerstag (21 Uhr, RTL) gegen den 1. FC Slovacko aus Tschechien. Das Rhein-Energie-Stadion wird nahezu ausverkauft sein, die Lust bei Mannschaft und Fans auf den Wettbewerb ist immens, die Ausgangslage nach dem Auftakt-Punkt in Nizza ordentlich, die nächste Aufgabe lösbar. „Wir haben letztes Jahr hart dafür gekämpft, dass wir diesen Wettbewerb erreichen. Jetzt geht es darum, das zu genießen und ums Weiterkommen“, sagte Kölns Verteidiger Benno Schmitz.
Doch ungewollt schnell hatten die Kölner am Mittwoch das Thema wieder, das man eigentlich am liebsten abhaken will. Profis und Trainer möchten eine Woche nach den schweren Ausschreitungen in Nizza nur zu gerne das Sportliche in den Fokus rücken. Es sei „von allen Seiten genug“ über die Ausschreitungen im Vorfeld des 1:1 beim OGC Nizza gesprochen worden, fügte Schmitz an: „Es wurde mehr über die Fans gesprochen als über das Spiel. Das ist schade.“ Doch ignorieren und beiseiteschieben lässt sich das leidige Thema nicht – selbst wenn die Kölner nicht beteiligt sind.
1. FC Köln hofft nach Nizza-Ausschreitungen auf gewaltfreies Fußballfest
Am Dienstagabend flogen bei einem Europacupspiel wieder die Fäuste und die Feuerwerkskörper. Die Gewalt eskalierte erneut. Wieder in Frankreich (Marseille). Wieder mit deutscher Beteiligung (Frankfurt). Diesmal in der Champions League, doch der Wettbewerb scheint egal zu sein.
„Es ist zur Zeit leider so, dass es wirkt, als würde es immer mehr in den Stadien, auch ohne deutsche Beteiligung“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart mit Blick auf das Frankfurt-Spiel und führte fast hilflos aus: „Ich habe kein Rezept dafür, aber alle zusammen müssen daran arbeiten, dass man diese Elemente Schritt für Schritt aus dem Stadion bekommt.“ Man müsse wiederholt „dazu auffordern, gewaltfrei zu agieren, Fußballfeste zu feiern. Auch in Marseille waren 99 Prozent vernünftig, man muss trotzdem über dieses eine Prozent sprechen.“
Die erste Konsequenz nach Nizza war, dass das erste Kölner Heimspiel von der Uefa zum Risikospiel hochgestuft wurde – selbst wenn ein Randale-Risiko gegen die Tschechen, die nur von rund 400 Fans begleitet werden, eigentlich nicht vorhanden ist.
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Sportlich ist der FC gegen Slovacko, Achter in der heimischen Liga, klarer Favorit. Das größte Problem: Baumgart kennt den Gegner kaum. Für den Coach sei dieser taktisch schwierig einzuschätzen. „Es ist ein sehr erfahrenes Team, technisch stark, das einen Gegner bespielen aber auch gut verteidigen kann.“ Doch die Vorbereitung fällt ungewohnt schwer, da vom Pokalsieger längst nicht die üblichen Daten zur Gegner-Analyse zur Verfügung stünden. „Was wir haben, ist maximal das, was wir von der Tabelle und den Fernsehbildern ablesen können. Alles andere kann ich mir aus den Fingern saugen“, sagte Baumgart und stellte klar, dass seine Mannschaft vor allem ihr eigenes Spiel durchsetzen müsse.
Der Gegner als die große Unbekannte. Doch nach dem Scheitern in der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League an Fenerbahce (0:3, 1:1) setzte der Klub aus der Mährischen Slowakei ein Ausrufezeichen und bezwang in den Playoffs zur Conference League AIK Stockholm überraschend souverän (3:0, 1:0). Zum Gruppen-Auftakt kam Slovacko zu einem 3:3 gegen Partizan Belgrad. Dennoch sind die Tschechen die auf dem Papier leichteste Aufgabe, die die Kölner lösen müssen, um ihre Chancen zu wahren und mit 99 Prozent ihrer Fans zu feiern – ausgelassen und friedlich.
1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Skhiri – Thielmann, Ljubicic, Kainz – Tigges, Adamyan. – 1. FC Slovácko: Nguyen - Reinberk, Hofmann, Kadlec, Kalabiska - Havlik, Danicek - Petrzela, Havlik, Doski - Mihailik. - Schiedsrichter: Aranowski (Ukraine).