Der Kölner Unternehmer spricht im Interview über seinen geplatzten Traum und seine Wahlkampagne, den neuen Vorstand, mögliche zukünftige FC-Ambitionen und Lukas Podolski.
Nach geplatztem Präsidenten-TraumStroman kann sich FC-Engagement weiterhin „selbstverständlich“ vorstellen

Der Kölner Unternehmer Wilke Stroman
Copyright: IMAGO/Jan Huebner
Derzeit erholt er sich im Kreis seiner Familie auf Mallorca. Für Wilke Stroman war vor rund zweieinhalb Wochen ein großer Traum geplatzt. Bei der Vorstandswahl des 1. FC Köln erhielt der Kölner Unternehmer, der mit Tugba Tekkal und Carsten Wettich (zuvor FC-Vizepräsident) für den Vorstand kandidiert hatte, nur rund 25 Prozent der Stimmen. Der 45-Jährige hatte mit mehr gerechnet, zumindest auf deutlich mehr gehofft. Doch die Mitglieder des Vereins votierten bei der Versammlung am 27. September klar für das vom Mitgliederrat vorgeschlagene „Team Stobbe“, das rund 65 Prozent erhielt. Jörn Stobbe als Präsident und die Vizepräsidenten Jörg Alvermann und Ulf Sobek stehen nun dem Verein für mindestens drei Jahre vor vor. Das Team „Adenauer“ um Sven-Georg Adenauer landete mit rund zehn Prozent auf Platz drei.
Im Interview mit dieser Zeitung spricht der gebürtige Ostfriese Stroman über die FC-Wahl, seine Kampagne, den neuen Vorstand, wie er sich doch noch im Klub engagieren und welche Rolle dabei Lukas Podolski spielen könnte.
Herr Stroman, Ihr Traum, Präsident des 1. FC Köln zu werden, ist am 27. September geplatzt. In der ersten Reaktion nach der Mitgliederversammlung zeigten Sie sich „unendlich traurig“. Wie sehen Sie das Ganze mit etwas Abstand?
Wilke Stroman: Auch über zwei Wochen nach der Wahl bin ich weiterhin sehr traurig. Es war eine unglaublich intensive Zeit – und die Chance, bei seinem Herzensverein ein solches Amt übernehmen zu dürfen, war für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe in den letzten Monaten sehr viel Herzblut, Zeit und Engagement investiert, um für meinen Verein da zu sein. Dass dieser Traum nun geplatzt ist, braucht natürlich noch etwas Zeit, um verarbeitet zu werden. Aber mir geht es gut – ich bin aktuell mit meiner Familie auf Mallorca, genieße ein paar Tage Sonne und Ruhe. Trotzdem bleibt natürlich ein weinendes Auge, das gehört einfach dazu.
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Wie blicken Sie rückblickend auf die vergangenen vier Monate seit Bekanntwerden Ihrer Kandidatur?
Sie waren für mich eine sehr schöne, aber auch extrem anstrengende Zeit – wahrscheinlich eine der intensivsten meines Lebens. Beruflich lief parallel eine große Transaktion bei Mobilezone, dem Unternehmen, bei dem ich tätig bin. Dies gleichzeitig zu stemmen, war eine echte Herausforderung. Trotzdem bin ich sehr dankbar für diese Zeit, weil ich den Verein und seine Menschen noch mal ganz anders kennenlernen durfte. Man glaubt, man kennt den FC, wenn man seit 20 Jahren Fan ist, jedes Heimspiel besucht, Sponsor war und gute Kontakte in den Verein hat – aber das ist nur die halbe Wahrheit. Erst in dieser Phase habe ich wirklich verstanden, wie groß, vielfältig und lebendig dieser Verein ist – manchmal auch herausfordernd. Ich durfte unzählige tolle Begegnungen machen. Die Leidenschaft und das Engagement zu erleben, war eine absolute Bereicherung.
Erst in dieser Phase habe ich wirklich verstanden, wie groß, vielfältig und lebendig dieser Verein ist – manchmal auch herausfordernd.
Sie haben es ebenso wie das Team „Adenauer“ geschafft, die benötigten 4589 Unterschriften der Mitglieder einzusammeln, um am Mitgliederrat vorbei zu kandidieren. Das gab es zuvor noch nie. Doch am Ende waren Sie gegen das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Trio um den neuen Präsidenten Jörn Stobbe klar unterlegen. Was könnte das für zukünftige Wahlen bedeuten?
Natürlich waren wir enttäuscht über das Ergebnis – 25 Prozent sind weniger, als wir uns erhofft hatten. Wir hatten den Eindruck, dass das Rennen offener sein würde. Warum es am Ende so deutlich ausgegangen ist, kann ich auch jetzt, mit etwas Abstand, noch nicht abschließend sagen. Was ich aber anregen möchte, ist, den Prozess rund um die Unterstützerunterschriften zu modernisieren. Grundsätzlich ist es richtig, dass man eine gewisse Hürde nehmen muss, um zu zeigen, dass man es ernst meint. Niemand möchte eine Wahl mit 20 Teams. Aber die Regelung mit 4589 Originalunterschriften ist sehr hoch und schwer umsetzbar. Ich würde mir wünschen, dass der Verein hier digitaler wird – etwa mit einer festen Unterstützerzahl oder einer Online-Bestätigungsmöglichkeit. So bleibt der Anspruch erhalten, aber die Hürde wird realistischer. Das würde den demokratischen Prozess zukunftsfähiger machen.
Sie warben ebenso wie das Team Adenauer für eine hybride Mitgliederversammlung. Bleiben Sie ihr Verfechter – und wären Ihre Chancen so größer gewesen?
Ich bleibe absoluter Befürworter einer hybriden Mitgliederversammlung. Im Jahr 2025 ist das schlicht zeitgemäß. Der Kern muss immer eine Präsenzveranstaltung bleiben – das Erlebnis im Stadion war großartig und hervorragend organisiert. Aber zusätzlich sollte es die Möglichkeit geben, auch digital teilzunehmen oder abzustimmen. Das erhöht die Partizipation und bindet mehr Mitglieder ein, die nicht persönlich vor Ort sein können. Ob eine hybride Versammlung etwas am Ergebnis geändert hätte, ist reine Spekulation und spielt für mich keine Rolle. Wir haben klar verloren, und ich suche den Grund dafür nicht in äußeren Umständen. Entscheidend ist, dass der Verein zukunftsorientiert und modern bleibt.

Sichtlich enttäuscht (v.l.): Tugba Tekkal, Wilke Stroman und Carsten Wettich unmittelbar nach der Vorstandswahl
Copyright: IMAGO/Jan Huebner
Sehen Sie bei sich, Ihrem Team um den bisherigen Vizepräsidenten Carsten Wettich oder der Kampagne Fehler?
Wir haben versucht, unseren Wahlkampf sehr inhaltlich zu gestalten – mit einem klaren 100-Tage-Programm und konkreten Zielen. Gegen Ende sind wir dann stärker auf die emotionale Ansprache übergegangen, gerade zur Mitgliederversammlung hin. Ich finde, das war ein guter Mix und nicht der Grund für das Ergebnis. Rückblickend kann man sicher immer Kleinigkeiten finden, die man anders machen könnte. Aber grundsätzlich bin ich stolz auf unser Team, auf die Haltung, die wir gezeigt haben, und auf die Art, wie wir den Wahlkampf geführt haben – sachlich, respektvoll und leidenschaftlich.
Wir haben klar verloren, und ich suche den Grund dafür nicht in äußeren Umständen. Entscheidend ist, dass der Verein zukunftsorientiert und modern bleibt
Können Sie sich vorstellen, sich in Zukunft doch beim 1. FC Köln zu engagieren?
Selbstverständlich. Ich habe mich in den letzten 20 Jahren immer für den Verein engagiert – unabhängig von Ämtern oder Personen. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Es geht beim FC nicht um Einzelne, sondern um das große Ganze – um unseren Verein. Und dafür werde ich mich immer einsetzen, egal in welcher Rolle.
Sie sind erst 45 Jahre alt. Können Sie sich eine erneute Kandidatur für das Präsidentenamt vorstellen?
Diese Frage stellt sich aktuell überhaupt nicht. Wir haben gerade eine Wahl hinter uns, es gibt ein neues Vorstandsteam. Der Verein ist sportlich wie finanziell ordentlich aufgestellt, und genau das ist die Basis, um die kommenden Jahre erfolgreich gestalten zu können. Spekulationen über eine mögliche erneute Kandidatur sind fehl am Platz. Dafür ist es erstens viel zu früh, und zweitens steht das für mich momentan überhaupt nicht zur Debatte. Jetzt geht es darum, dass das neue Team in Ruhe arbeiten kann.
Lukas und ich haben uns letzte Woche gesehen und über den FC und die Wahl gesprochen. Wenn ich mithelfen kann, Brücken zu bauen, mache ich das selbstverständlich gern
Sie haben hervorragende Kontakte zu Lukas Podolski. Würden Sie dem FC und dem neuen Vorstand helfen, die Klublegende doch wieder in den FC einzubinden?
Ja, klar. Lukas und ich sind gut befreundet, wir haben uns auch letzte Woche gesehen und natürlich über den Verein und die Wahl gesprochen. Lukas ist wie ich jemand, dessen Herz für den FC schlägt – das wird sich nie ändern. Wenn ich mithelfen kann, Brücken zu bauen oder Gespräche zu unterstützen, mache ich das selbstverständlich gern. Ich würde mich freuen, wenn Lukas künftig wieder eine Rolle im Verein spielt – in welcher Form auch immer. Ein Verein wie der FC lebt von seiner Geschichte, seinen Persönlichkeiten und seiner Identität. Und Lukas gehört ganz fest dazu.
Was wünschen und erwarten Sie vom neuen Vorstand?
Ich wünsche dem neuen Vorstand in erster Linie ein gutes Händchen, Erfolg und ein bisschen Glück – ohne Glück geht's im Fußball nie ganz. Ich hoffe, dass sie den Rückenwind aus der Wahl mitnehmen und nutzen können, um den Verein weiter zu stabilisieren und zu entwickeln. Sportlich wünsche ich mir, dass wir in den nächsten Jahren wieder etwas ambitioniertere Ziele erreichen können als zuletzt. Auf struktureller Ebene hoffe ich, dass die großen Themen rund um das Geißbockheim und das Stadionumfeld mit der Stadt gemeinsam vorangebracht werden. Das ist sicher eine der größten Herausforderungen.