Bayer 04 LeverkusenNur die Top-Spieler machen Hoffnung für Monaco

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Florian Wirtz und Jeremie Frimpong beim Jubel über das 2:1 im Hinspiel.

Florian Wirtz und Jeremie Frimpong beim Jubel über das 2:1 im Hinspiel.

Nach zwei 2:3-Niederlagen in Folge droht dem Werksklub in Monaco das Europa-League-Aus.

Am Donnerstagabend spielt Bayer 04 Leverkusen um sein letztes verbliebenes Saisonziel. Die Wahrscheinlichkeit, aus der Europa League auszuscheiden und es auch noch zu verlieren, liegt bei über 50 Prozent. Das ist keine gute Nachricht für den Tabellenzehnten der Fußball-Bundesliga vor der Reise zur AS Monaco, aber der Werksklub hat die Situation, wie alles in dieser Saison, selbst verschuldet. Dafür genügte ihm allerdings nicht eine chaotische 2:3-Niederlage im eigenen Stadion. Es mussten innerhalb von vier Tagen schon zwei sein, um die Verunsicherung perfekt zu machen.

Die Parallelen zwischen den beiden Rückschlägen waren trotz der Unterschiedlichkeit der Wettbewerbe (Europa League, Bundesliga) und Gegner (AS Monaco, FSV Mainz) verblüffend. In beiden Fällen geriet die Mannschaft zunächst in Rückstand, schien dann das Spiel zu drehen, um am Ende durch mangelhafte Verteidigung das Spiel zu verlieren. In beiden Fällen bedeutete jede Stärkung der Offensive eine Schwächung der Defensive. Und in beiden Fällen haben krasse individuelle Fehler dem Gegner ins Spiel geholfen. Gegen Monaco der Aussetzer von Torhüter Lukas Hradecky vor dem 0:1, gegen Mainz der verschossene Elfmeter von Edmond Tapsoba beim Stand von 0:0.

Und nach beiden Spielen musste sich Trainer Xabi Alonso unangenehme Fragen gefallen lassen. Warum er trotz zweier gesunder Optionen (Azmoun, Schick) gegen Monaco auf einen klassischen Mittelstürmer verzichtete, zum Beispiel. Und viel dramatischer am Sonntagabend: Warum er geglaubt hat, trotz des Ausfalls von Moussa Diaby ein wichtiges Bundesliga-Spiel ohne die gesunden Top-Spieler Florian Wirtz, Jeremie Frimpong und Piero Hincapie in der Startaufstellung gewinnen zu können.

Gegen Mainz liefen die Bayer Spieler elf Kilometer weniger

In der primären Verantwortung der Mannschaft lagen dann andere Dinge. Zum Beispiel, dass sich die Mainzer während dieses Spieles 70 Sprints mehr zugemutet hatten. Dazu passt die gemessene Laufstrecker aller Spieler. Leverkusen rund 111 km, Mainz 122. Die Gäste liefen elf Kilometer mehr. Da der Trainer seiner Mannschaft auch Grundordnung und Strategie vorgibt und Einstellung und Fleiß befehlen muss, ist Xabi Alonso trotz des individuellen Versagens von Spielern auch hier nicht freizusprechen.

„Wir wollen in Monaco nicht ein Wunder schaffen müssen“, war der Wunsch des Spaniers vor dem Hinspiel. Gemessen am Verlauf der letzten Tage käme es allerdings diesem Wunder gleich, wenn Bayer 04 am Donnerstagabend Tugenden entwickeln würde, die dazu nötig sind, dieses Spiel mit einem knappen Sieg zumindest in die Verlängerung zu retten und dort dann die Entscheidung zu schaffen. Wobei die Aussicht Elfmeterschießen für ein Team, das sieben der letzten acht Strafstöße nicht verwandelt hat, ein Alptraum sein muss.

Florian Wirtz ist auf seinem alten Leistungsniveau angekommen

Die Hoffnung auf dieses Fast-Wunder ruht auf dem nach wie vor unbestrittenen Supertalent in der Offensive, auch wenn Moussa Diaby wegen der im Hinspiel erlittenen „kleinen Muskelverletzung“ wohl ausfallen wird. Florian Wirtz ist endgültig wieder auf seinem alten Leistungsniveau angekommen. Seine Leistungen schreien nicht nach Schonung. Jeremie Frimpong ist mit seiner Schnelligkeit eine ständige Bedrohung. Patrik Schick hat gegen Mainz nicht nur ein Tor erzielt, sondern auch permanent Gefahr verbreitet. Und Sardar Azmoun schließlich zeigte am Sonntag eine Form von Beweglichkeit, Schnelligkeit und Engagement, wie man sie von ihm seit seiner Ankunft von mehr als einem Jahr noch nicht gesehen hat. Mit ihm als Option verbietet es sich quasi, ohne klassischen Mittelstürmer zu spielen, auch wenn Patrik Schick wegen seiner chronischen Adduktorenprobleme wieder mal pausieren muss.

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