Leverkusen überragt in jeder HinsichtBayer 04 siegt 5:2 bei Borussia Dortmund

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Auch Leverkusens Floran Wirtz hatte entscheidenden Anteil am 5:2-Sieg seiner Mannschaft in Dortmund.

Dortmund – Jonathan Tah liegt mit seinen fast 100 Kilogramm quer in der Luft, nimmt mit dem schwächeren linken Fuß Maß und jagt den Ball per Direktabnahme unter die Latte. Wenn Bayer 04 Leverkusens Abwehrchef ein solches Tor gelingt, dann muss es ein besonderer Tag gewesen sein. Der Sonntag war so einer – die Werkself feierte einen rauschhaften 5:2 (3:1)-Erfolg bei Borussia Dortmund. „Ich bin mit Überzeugung reingegangen und hab ihn perfekt getroffen“, berichtete Tah.

Die Erklärung passte hervorragend zum Gesamt-Eindruck der Werkself, deren Rückstand auf Dortmund durch den Sieg auf fünf Punkte schmolz. Fast noch wichtiger aus Sicht von Bayer 04: Der Vorsprung auf Rang fünf ist nun genauso groß. Als i-Tüpfelchen gelang die Revanche für das 3:4-Hinspiel-Spektakel im September, als Bayer 04 trotz Führung gegen den BVB verloren hatte. „Es war ein guter Auftritt, wir waren sehr effektiv und haben sehenswerte Tore geschossen“, sagte Trainer Gerardo Seoane.

Bayer 04: Grill ersetzt an Corona erkrankten Hradecky im Tor

Der Schweizer hatte auf Überraschungen in der Startelf verzichtet. Einzig im Tor gab es mit Lennart Grill ein in Leverkusen länger nicht gesehenes Gesicht. Bayers Nummer drei, gerade von einer Leihe zum norwegischen Klub Brann Bergen zurückgekehrt, vertrat Kapitän Lukas Hradecky (Corona) sowie dessen Stellvertreter Andrej Lunev (Riss der Syndesmose).

Zunächst brachte sich Bayer 04 mit Schlampereien in Bedrängnis, überstand die Anfangsphase aber schadlos. In der zehnten Minute nahm die Partie richtig Fahrt auf. Dan-Axel Zagadou versuchte sich an der eigenen Strafraumkante im Dribbling gegen Florian Wirtz, verlor die Nerven und spielte quer auf Patrik Schick. Der Tscheche zog ab, Kobel im Dortmunder Kasten ließ den Ball aufs Knie seines Verteidigers Manuel Akanji prallen, von dort flog er zur Leverkusener Führung ins Tor (10.). Das Schützenfest hatte mit einer Slapstick-Einlage begonnen.

Frimpongs Eigentor bringt BVB zurück ins Spiel

Wenig später brachte der frühere Leverkusener Julian Brandt einen Freistoß von der rechten Seite ans kurze Eck. Thomas Meunier verpasste die Hereingabe knapp. Jeremie Frimpong versenkte den Ball stolpernd per Kopf zum zweiten Eigentor und Ausgleich im Netz (16.). Noch bezog die Partie ihren Unterhaltungswert aus Kuriositäten, doch das sollte sich ändern.

Denn anders als in vielen Spielen zum Ende der Hinrunde brach die Werkself nach dem Rückschlag nicht auseinander. Im Gegenteil: Leverkusen antwortete mit einem der vereinsübergreifend schönsten Angriffen der Bundesliga-Saison. Auf einen Ballgewinn von Kerem Demirbay folgten in etwa 15 Sekunden sieben Ballkontakte. Florian Wirtz krönte die Kombination über Moussa Diaby und Karim Bellarabi mit dem 2:1 (20.), seinem ersten Tor seit November.

Andrich trifft per direktem Freistoß

Es waren Minuten, in denen Bayer 04 alles gelang. So auch außergewöhnliche Dinge wie ein direkter Freistoßtreffer. Mo Dahoud hatte Patrik Schick gefoult. Robert Andrich legte sich den Ball an der Strafraumkante zurecht und wuchtete ihn unter die Latte – mit freundlicher Unterstützung von Thorgan Hazard, der den Mauer-Dienst wegduckend verrichtete. Es war Leverkusens erstes direktes Freistoßtor seit März 2019. „Ab und zu kann ich auch mit dem Ball etwas“, sagte Andrich grinsend.

In Halbzeit zwei erhöhte Dortmund den Druck und verringerte die defensiven Aussetzer. Doch ist die BVB-Offensive ohne Erling Haaland um mindestens eine Klasse schlechter als mit dem derzeit verletzten Norweger. So gab es keine Herausforderungen, die Leverkusens Abwehr nicht bewältigen konnte. „Die Mannschaft hat nicht nur gut nach vorne gespielt, sondern auch gut gegen den Ball gearbeitet“, lobte Trainer Seoane. In der 53. Minute vollführte der überragende Tah im Anschluss an einen Eckball seinen Kunstschuss zum 4:1.

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Bis in die Schlussphase hatte Dortmund mehr vom Spiel, die Angriffe zerschellten aber reihenweise an Leverkusens Hintermannschaft, die Trainer Seoane durch die Einwechslung von Odilon Kossounou zu einer Fünferkette aufgerüstet hatte. Ein Konter über Frimpong und Diaby führte zum 5:1 (87.), Steffen Tigges traf im Gegenzug zum 2:5-Endstand (89.).

Die Leverkusener ließen sich vom kleinen Gäste-Block feiern, BVB-Kapitän Marco Reus sprach von einem „katastrophalen Tag“ für sein Team. Spannung im Meisterrennen gibt es nach dem Spektakel von Dortmund nicht mehr. Dafür aber im Kampf um Platz zwei – dank dieses besonderen Tages von Bayer 04.

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