Bayer 04Hannes Wolf ist auch auf dem Weg nach Bremen Fan seiner Mannschaft

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Wolf vor Bremen

Hannes Wolf ist gern Trainer von Bayer 04 Leverkusen

Leverkusen. – Wenn Hannes Wolf über seine Mannschaft spricht, wird daraus schnell eine Liebeserklärung. Fünf Spiele hat er den Kader von Bayer 04 Leverkusen trainieren dürfen und mit unterschiedlichen Leistungen zehn Punkte geholt. Mit einem Sieg in Bremen und möglichen Patzern der Konkurrenten Union Berlin (in Wolfsburg) und Borussia Mönchengladbach (beim FC Bayern) könnte das Minimalziel Platz sechs und Europa-League-Teilnahme schon am Samstagabend erreicht sein. Die Eindrücke, die Wolf von zwei intensiven Trainingswochen ohne Wettkampfspiel vermittelt, müssten für den kommenden Gegner bedrohlich wirken. „Wir hatte sehr gute Trainingseinheiten“, berichtete der Interimstrainer am Freitag, „die Mannschaft war sehr frisch, sehr konzentriert und energetisch auf und neben dem Platz.“

Glaubt man Wolf, werden alle diese Qualitäten am Samstag im Weserstadion (15.30 Uhr/Sky) nötig sein gegen eine Mannschaft, die nach acht Pflichtspielniederlagen in Folge um ihr sportliches Überleben in der Bundesliga kämpft. Das knapp verlorenere DFB-Halbfinale sieben Tage zuvor sei da eine Warnung gewesen. „Man muss sehen, gegen wen sie da verloren haben: Gegen die Leipziger, die unbedingt in dieses Endspiel und da ihren ersten Titel gewinnen wollen. Werder hat sehr physisch, diszipliniert und hart gespielt. Darauf müssen wir uns inhaltlich einstellen.“ Die Statistik einer Gruppe, die monatelang nur verloren hat, interessiere ihn deshalb nicht.

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Besonders angetan ist Wolf, neben allem anderen, von Leon Baileys Entwicklung. In den letzten drei Spielen gelangen dem Jamaikaner, der zuvor keine Startelfeinsätze bekam, fünf Torbeteiligungen. Der Trainer hebt weniger die individuellen Fähigkeiten, sondern mehr das Arbeitsethos des Angreifers hervor. „Er ist bereit, Defensivaufgabe zu übernehmen und auch mal 93 Meter nach hinten zu laufen“, sagt Wolf, für den Bereitschaft und Leidenschaft in der täglichen Arbeit der Schlüssel zu allem sind mit einem Kader, der Talent im Überfluss hat.

Ein weiteres Beispiel dafür ist der Jüngste. Die Vertragsverlängerung mit Florian Wirtz (18) bis 2026 war für ihn nur logisch. „Das Außergewöhnliche bei Flo ist: Er ist ein Kämpfer. Er ist ein Arbeiter. Er will immer gewinnen. Er lässt nie nach, in keiner Trainingseinheit. Er definiert sich nicht über sein Talent, sondern über seine Einstellung, seine Einsatzbereitschaft, mit der er sich in jedem Ziel viele Szenen verschafft. Und darauf kommt dann noch sein außergewöhnliches Talent. Das macht ihn so besonders.“

Wolf schätzt sich glücklich, in Leverkusen solche Spieler trainieren zu können, und im Saisonfinale trotz der Verletzung von Lucas Alario (befindet sich beim argentinischen Verband in der Reha) die Qual der Wahl zu haben. „Das war auch so bei der Verletzung von Sven Bender. Da wachst du als Trainer dann nachts eben nicht schweißgebadet auf, sondern du weißt, dass du in Aleksandar Dragovic einen gestandenen Profi mit rund 90 Länderspielen hast, der dann zum Einsatz kommt.“ Die mögliche Rückkehr von Sven Bender gegen Bremen verschafft Optionen, aber der Trainer kann in Ruhe abwarten. „Ob wir mit Sven in der Abwehr beginnen oder ob er dann reinkommt, wird man sehen.“ Ebenfalls wieder im Kader steht Kapitän Charles Aranguiz, dessen Achillessehnenprobleme in der zweiwöchigen Pause abgeklungen sind.

Mit seinen eigenen Optionen kann der 40-Jährige gelassen umgehen. Noch hat Bayer 04 kein Bekenntnis zu einer Zusammenarbeit über die Saison hinaus abgegeben. Man will sich alle Optionen offenlassen. Seinen Job als U-18-Bundestrainer hat Hannes Wolf für die kommende Saison sicher. Gerüchte von einem Interesse eines Klubs wie Fortuna Düsseldorf, die Wolf am Freitag nicht kommentieren wollte, zeigen jedoch, dass jeder Sieg des eloquenten Fußballlehrers den Marktwert steigen lässt. Von einem Sieg in Bremen würden also wieder alle Seiten profitieren. Außer den Bremern und ihrem Trainer Florian Kohfeldt, bei dem wohl nur die Frage ist, wann er den Klub seines Herzens verlassen muss - zum Saisonende oder schon vorher.  

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