Köln – Wir kümmern uns nach dem 23. Spieltag ausnahmslos um den Abstiegskampf. Der spitzt sich beim VfB Stuttgart dramatisch zu. Die Schwaben kassierten den nächsten Nackenschlag. Ist der Traditionsklub noch zu retten?
Wer in die Gesichter der VfB-Spieler und Verantwortlichen unmittelbar nach dem Abpfiff des Heimspiels geschaut hatte, der dürfte wenig Hoffnung erkannt haben. Denn nach dem Ausgleich der Gäste zum 1:1-Endstand durch einen Foulelfmeter in der vierten Minute der Nachspielzeit wirkten die Stuttgarter konsterniert, leer, mental schwer angeschlagen. „Es ist beschissen und tut weh“, klagte Trainer Pellegrino Matarazzo. Seit acht Partien ist der VfB nun sieglos. Die Konkurrenten im Keller sind zwar noch in Reichweite, aber wer solche Spiele trotz Überlegenheit nicht über die Zeit rettet und gewinnt, der steigt am Ende höchstwahrscheinlich ab.
Die Stuttgarter beschleicht dabei immer mehr das Gefühl, dass sich alles gegen sie verschworen hat.
Denn am nächsten Tag folgte die nächste Hiobsbotschaft. Der wichtige Angreifer Silas Katompa Mvumpa erlitt am Samstag eine Schulterluxation und fällt für den Rest der Saison aus. Doch in seiner prekären Lage steht sich der Tabellenvorletzte auch oft selbst im Weg. Der von Konstantinos Mavropanos fabrizierte Foulelfmeter und der Chancen-Wucher von Orel Mangala und Co. brachten die Mannschaft erneut um den Sieg. In der vergangenen Saison hatte beim Aufsteiger fast alles geklappt, er hatte nie wie ein solcher gespielt und oft überperformt. Doch der VfB scheint schlechtes Karma angesammelt zu haben. Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle, der den FC nach über neun Jahren verlässt und vermutlich Mitte März zu seinem Ex-Klub Stuttgart als Vorstandsvorsitzender zurückkehrt, hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass beide Klubs nach 23 Spieltagen 16 Punkte trennen.
Beim VfL Wolfsburg dachte man, dass die Mannschaft aus dem Gröbsten raus sei. Doch am Wochenende zeigte sich, dass die Niedersachsen auch mit Rückkehrer Max Kruse ein Spiel verlieren können.
Im dritten Spiel mit Kruse war es soweit, statt nach oben gehen die Blicke beim VfL nach dem 1:2 gegen ein überraschend starkes Hoffenheim, das um die Champions-League-Plätze mitspielt, vorerst weiter nach unten.
Viele Augenzeugen hatte das Duell, das von Spöttern gerne als „El Plastico“ bezeichnet wird, allerdings nicht: 7145 Zuschauer verloren sich in der Volkswagen-Arena, darunter 41 Fans der Gäste. Ziemlich peinlich alles.
Wenn man ehrlich ist, überrascht einen das nicht wirklich. Die Paarung gilt als eine der unattraktivsten in der Liga, zudem wird deutschlandweit im Zusammenhang mit sinkenden Zuschauerzahlen immer mehr von einer „Entfremdung“ gesprochen. Allerdings trifft das auch nicht auf alle Vereine zu, bei einem Traditionsklub wie Köln waren zuletzt die 10.000 verfügbaren Karten innerhalb von zehn Minuten vergriffen.
Jörg Schmadtke kennt die Unterschiede zwischen beiden Vereinen genau, der Geschäftsführer der „Wölfe“ arbeitete vor seiner Zeit beim VW-Klub viereinhalb in gleicher Funktion für den FC. Doch der 57-Jährige überraschte vielmehr mit einer Ankündigung in eigener Sache.
Denn Schmadtke geht nächstes Jahr in den Ruhestand. „Ich werde meine Managerkarriere 2023 beim VfL beenden“, sagte der Manager am Rande der Partie bei Sky. Zuvor hatte der frühere Torwart seinen auslaufenden Vertrag noch einmal um weitere sieben Monate bis Ende Januar 2023 verlängert. Als Nachfolger brachte Schmadtke Sportdirektor Marcel Schäfer ins Gespräch.
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Nur um sieben Monate zu verlängern, macht aus Schmadtkes Sicht durchaus Sinn. „Ansonsten hätte ich ab Februar bis auf eine begleitende Rolle nichts mehr zu tun“, sagte er: „Ein Klub sollte nicht noch fünf Monate Gehalt bezahlen, wenn ich nicht der Entscheider bin.“ Eine vernünftige Aussage von Schmadtke und ein angekündigter Abschied, der ihm aber aus finanziellen Gründen nicht schwer fallen dürfte. Denn Schmadtke zählt seit einigen Jahren zu den bestbezahlten Sportchefs in Deutschland überhaupt.
Von solchen Gehältern, wie sie in Wolfsburg gezahlt werden, können sie woanders nur träumen. Dass Geld zwar oft Tore schießt, aber nicht immer, zeigen die Beispiele der Teams aus Bochum und Bielefeld.
Arminia hat nach dem 1:0-Sieg gegen Union Berlin 25 Punkte auf dem Konto, sechs mehr als die Stuttgarter. Und Aufsteiger Bochum sorgte nach dem 4:2-Triumph gegen die großen Bayern zwar diesmal nicht für Furore, sammelte aber den 29. Zähler ein. Und das mit einem Mini-Etat von 25 Millionen Euro.