Bundesliga-Rückrunde startetDie geheime Weltklasse eines früheren Kölners

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Flickmit Gelbemmann

Bayern-Coach Hansi Flick hat seine Leute im Griff. 

Köln – Das Warten hat ein Ende, am Freitag nimmt die Fußball-Bundesliga wieder ihren Betrieb auf. Eine Vorschau auf das, was kommen könnte.

26 Tage nach dem letzten Hinrundenspiel geht die Rückrunde los.

Schalke 04 empfängt Borussia Mönchengladbach. Beide Vereine sind zufrieden aus dem alten Jahr gekommen; zwar haben sie am 17. Spieltag jeweils nicht gewonnen, aber eben auch nicht verloren und gelten weiterhin als Kandidaten für die Qualifikation zur Champions League. Breel Embolo, einst bei Schalke als Spitzentalent gefeiert, dann schwer verletzt und anschließend nie wirklich in Tritt gekommen, spielt unter Gladbachs Trainer Marco Rose mittlerweile auf zentral-offensiver Position. Darauf ist man auf Schalke offenbar nicht gekommen, was die Schalker nun wiederum ein wenig ärgert, denn Embolo spielt ziemlich überragend. Neben Schalke und Mönchengladbach kämpfen Leverkusen und Dortmund vor allem um die Plätze zwei bis vier, ein bisschen aber auch um Platz eins, obwohl das ja grundsätzlich und oft genug ja auch ziemlich allein die Bayern tun. RB Leipzig kämpft ebenfalls um die Ränge zwei bis vier, mittlerweile aber vor allem um Platz eins, was angesichts einer atemberaubenden Mannschaft und eines Trainers, der tatsächlich ein Genie sein könnte, nicht aussichtslos scheint.

Was macht Dortmund, die wollten ja Meister werden?

Der BVB beschäftigt seit diesem Winter den designierten besten Stürmer der Bundesligageschichte. Marco Reus hat neulich bemerkt, er habe einen Spieler wie Erling Haaland seit Robert Lewandowski nicht mehr beim BVB gesehen, was ja mal ein spektakulärer Maßstab ist – und ein Satz, den ein Profi nicht über den anderen sagt, wenn er es nicht so meint. 19 Jahre alt ist Haaland, 20 Millionen Euro Ablöse hat er gekostet und ist nicht nur 1,94 Meter groß, sondern dazu sagenhaft schnell. Ein Spieler, der zum Spektakel werden könnte.

Die Bayern werden dann also gar nicht Meister?

Doch, wahrscheinlich schon. Aber es ist ja schon interessant genug, dass man  überhaupt mal die Frage stellen darf. Vier Punkte liegen die Bayern hinter Leipzig. Gewinnen sie das direkte Duell, ist es nur noch einer. Allerdings müssen die Bayern erst einmal elf Spieler zusammenbekommen, zuletzt wurde ja viel geweint in München wegen der unendlichen Verletzungssorgen. Aber das wird schon, Oliver Kahn ist ja jetzt da, da geht dann vieles über die Mentalität. 

Klinsmannnnn

Jürgen Klinsmann soll Flair zu Hertha BSC bringen.

Ist Hertha BSC über den Jahreswechsel schon ein Megaklub geworden?

Noch nicht, aber es kann nicht mehr lange dauern. Der Verein schickt sich an, das Berliner Motto umzukehren: Bislang galt die Hauptstadt ja als arm, aber sexy. Der Hertha könnte es gelingen, zur steinreichen Tante zu werden, die niemand besuchen will, weil sie einen sowieso immer schlecht behandelt. Immerhin hat Berlin jetzt Jürgen Klinsmann, der zwar einen Stab voller „Performance Manager“ und weiterer Spezialisten beschäftigt. Selbst aber gerade seinen Trainerschein nicht finden kann. Immerhin ist er sich sicher, einen zu haben – und lächelt die Angelegenheit mit dem lässigsten Satz klein, den ein Mensch nur sagen kann, wenn er extrem gechillt ist: „Der Schein ist in irgendeiner Schublade in meinem Häuschen in Kalifornien.“ Mit so einer Aussage haben Klinsmanns Kritiker dann erstmal genug zu tun. Die riesigen Transfers sind bislang ausgeblieben. Man interessierte sich für diesen und jenen, es kursierten Namen vom Kaliber Götze und Xhaka. Gekommen ist immerhin Santiago Ascacíbar vom VfB Stuttgart. Aber das muss es ja nicht gewesen sein. Spätestens im Sommer werden die Berliner dann in die Vollen gehen. Allerdings ist gerade noch offen, in welcher Liga sie das tun, derzeit trennen sie nur vier Punkte vom Relegationsplatz.

Wer könnte alles absteigen?

Einige. Bei Paderborn stellt sich ein wenig die Frage, ob die Mannschaft irgendwann aufgibt. Wenn man aber gerade wirklich daran glaubt, dass es jetzt aus ist mit den Paderbornern, gewinnen sie wieder fast gegen Dortmund oder schießen zwei Tore gegen die Bayern oder Leipzig. Klar ist: Paderborn wird sich treu bleiben und mit fliegenden Fahnen absteigen, ohne sich dabei zu ruinieren. Mit Steffen Baumgart an der Linie wird es bis zur letzten Minute eine große Show. Und wer weiß – vielleicht reicht es ja zur Relegation gegen den HSV, das würde sehr interessant.

Vorsichtig muss man auch in Frankfurt sein. Der letzte Sieg der Eintracht datiert vom 2. November des vergangenen Jahres und war immerhin ein 5:1 gegen den FC Bayern, allerdings gab es auch dafür nur drei Punkte. Zuletzt war die Mannschaft vollends platt, verlor ständig und schleppte sich in die Winterpause, um dann aus Gründen der Internationalisierung auf US-Tournee zu gehen. Ob die Pause lang genug war, um wieder in Form zu kommen, muss sich nun zeigen.

kevinvogt

Kevin Vogt spielt nun für Werder Bremen.

Werder Bremen hat immerhin Kevin Vogt geholt, den besten Dreierketten-Mittelmann der Liga, vielleicht sogar der Welt. In Köln ist einst Peter Stöger am Versuch gescheitert, Vogt zu Einsätzen in der Abwehr zu überreden, daher konnte Vogt beim FC nur beweisen, dass er definitiv nicht der beste defensive Mittelfeldspieler der Liga/der Welt ist. Mittlerweile scheint sich Vogt auf Dinge zu beschränken, die er kann, jedenfalls auf dem Fußballplatz. Mal sehen, wie Bremens verblüffend haltbarer Trainer Florian Kohfeldt mit dem neuen Mann klarkommt. Von Rang 17 startet es sich jedenfalls schlecht ins neue Jahr, und was passiert, wenn man mit den Spielern Osako, Pizarro und Bittencourt in den Existenzkampf gerät, hat der 1. FC Köln vor zwei Jahren erlebt.

In Düsseldorf wird sich zeigen müssen, ob Friedhelm Funkel noch einmal ein magischer Sprint gelingt. Der Trainer war immer für trocken angesetzte Serien gut. In der englischen Woche vor der Winterpause gelang ihm allerdings nur ein Sieg.

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Und die Mainzer?

Haben versucht, sich mit einem kühnen Trainerwechsel des Abstiegskampfs zu entziehen: Am 9. November trennte sich der 1. FC Köln nach einem 1:2 gegen Hoffenheim von Achim Beierlorzer, der acht Tage später in Mainz vorgestellt wurde und in seinem ersten Spiel an der Linie ein Wiedersehen mit den Hoffenheimern feierte, die ihn diesmal jedoch nicht aus dem Amt schossen, sondern so freundlich waren, 1:5 unterzugehen.

Das ging so bizarr gut los, dass man es kaum glauben mochte. Und ganz so gut ging es dann auch nicht weiter. Aber auch nicht richtig schlecht. Drei Punkte vor dem Relegationsplatz stehen die Mainzer nun. Und es wird eine der Fragen dieser Rückrunde sein: Kann sich Geschichte wiederholen? Im März ergäbe sich jedenfalls eine günstige Konstellation: Am 27. Spieltag könnte sich Mainz im Freitagspiel daheim gegen Leipzig eine schlimme Packung einfangen. Tags darauf könnte dann Hertha BSC das Derby gegen Union verlieren, woraufhin beide Vereine ihre Trainer entließen. Beierlorzer übernähme die Hertha, die dann mit breiter Brust nach Leipzig reiste und mit einem hohen Sieg eine Entscheidung im Meisterrennen herbeiführte. Womit endgültig geklärt wäre: Bayern München wird Meister. Oder Mönchengladbach. Oder Dortmund.

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