Kommentar zur U21Ein Erfolg der Gemeinschaft, Werte und Persönlichkeiten
Köln – Der Erfolg der deutschen U-21-Nationalmannschaft ist deshalb so spektakulär, weil er frei ist von den Belastungen, die der deutsche Fußball in diesen Tagen mit sich herumschleppt. Auch wenn die zurecht hart kritisierte Verbandsspitze in Person von Vizepräsident Rainer Koch bei der Siegerehrung Medaillen, Pokale und Glückwünsche überreichte, scheint er mit den dunklen Seiten des weltgrößten Einzelsportverbandes nichts zu tun zu haben. Eine Mannschaft hat für Deutschland die Europameisterschaft gewonnen, die mit jedem Schritt, jedem Schuss und jedem Zweikampf Werte transportierte, nach denen sich die Gemeinde weit über den Fußball hinaus sehnt. Und ihr Trainer Stefan Kuntz wurde nicht müde, sie zu fördern und zu betonen.
Das alles wirkt echt, weil es echt ist. Die Auftritte dieser Mannschaft folgten keiner der Inszenierungen, wie sie im modernen Profi-Sport üblich geworden sind, um Abgrenzung von den ständigen Bedrohungen des Rassismus, der Ignoranz und Intoleranz sichtbar zu machen. Diesem Team ist es gelungen, diese Botschaften alleine durch die Art zu transportieren, mit der es Fußball gespielt und darüber gesprochen hat. Daraus erwuchs eine sportliche Leistung, die ihm niemand zutrauen konnte. Die mit Supertalenten gespickten Auswahlteams aus England, Frankreich, Spanien und Portugal hatten eine weit höhere sportliche Wahrscheinlichkeit, das Turnier zu gewinnen. Aber das Team von Stefan Kuntz hatte den größeren Willen und die stärkeren Persönlichkeiten.
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Dass viele dieser Spieler in ihren noch jungen Karrieren Umwege gehen mussten, um in ihrem Beruf Fuß zu fassen, erwies sich als Vorteil. Niklas Dorsch und Lukas Nmecha, die entscheidenden Figuren im Finale, verdienen ihr Geld in der aus deutscher Sicht ein wenig obskuren belgischen Liga. Kapitän Arne Maier und Verteidiger Amos Pieper landeten in Bielefeld, nachdem sie für die Großklubs Hertha BSC und Borussia Dortmund nicht mehr gut genug waren. David Raum hat sich bei Greuther Fürth im Steinbruch der Zweiten Liga zum Klassespieler entwickelt. Die Liste ließe sich fortsetzen.
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Außer Supertalent Florian Wirtz und Ridle Baku, der wohl nur durch einen kolossalen Irrtum des Bundestrainers Joachim Löw bei Stefan Kuntz geblieben ist, kann sich keiner sicher sein, einmal das Trikot der A-Nationalmannschaft zu tragen. Genau das ist es, was diesen Erfolg ausmacht. Er ist die Leistung einer Gemeinschaft, die aus Menschen besteht, mit denen sich jeder identifizieren kann; also etwas, das im großen Sport mit seinen entrückten Superhelden so gut wie ausgestorben ist.