Tag des offenen DenkmalsKreis konnte mit Pfunden wuchern

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Hausbesitzerin Lydia Fisk genoss das Interesse der Besucher an dem von ihr organisierten Musikprogramm. (Bild: Wirtz)

Hausbesitzerin Lydia Fisk genoss das Interesse der Besucher an dem von ihr organisierten Musikprogramm. (Bild: Wirtz)

Kreis Euskirchen – Trotz des ungemütlichen Wetters am Sonntag strömten mehrere tausend Menschen zu den Denkmälern im Kreisgebiet, um anlässlich des Tages des offenen Denkmals einen Blick hinter die Kulissen dieser Zeugnisse menschlichen Schaffens zu werfen. Die Veranstaltung hatte diesmal den Schwerpunkt an „Orten des Genusses“, aber auch viele andere historische Bauten standen den Besuchern zur kostenlosen Besichtigung offen.

Bestaunt wurden ebenso die eindrucksvollen Zeugen römischer Hochkultur wie die wenig bekannten Relikte aus neuerer Zeit, wie etwa der geheime Regierungsbunker in Kall-Urft aus der Zeit des Kalten Krieges oder das in Stand gesetzte Technik-Denkmal „Radioteleskop Stockert“. Sowohl beim „Stockert“ als auch beispielsweise bei der Sanierung der Steinfelder Eifelbasilika hatte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit erheblichen Fördermitteln beteiligt.

Mit Erfolg zufrieden

Das Ortskuratorium der Stiftung für den Kreis Euskirchen war im Nachhinein mit dem Erfolg der deutschlandweiten Großveranstaltung zufrieden, wie der Vorsitzende Wolf Werth gestern berichtete. Was Werth, der am Zülpicher Museum für Badekultur einen Info-Stand der Stiftung aufgebaut hatte, besonders auffiel, war der erstaunlich hohe Anteil der Besucher aus entfernteren Wohnorten. Viele kamen aus dem Raum Aachen oder aus Düsseldorf. Werth: „Der Kreis Euskirchen konnte diesmal mit seinen Pfunden richtig wuchern.“

Der Andrang an den Eingängen zu den Denkmälern übertraf an einzelnen Stellen die mögliche Höchstzahl der Teilnehmer bei den Führungen um ein Vielfaches. Das Angebot beispielsweise, kostenlos den Notsitz der Landesregierung für den Katastrophenfall in Urft zu besichtigen, war nach der Bekanntgabe in wenigen Stunden von 120 angemeldeten Teilnehmern ausgebucht. Die Nachfrage war sicher dreimal so groß.

Einen weiteren attraktiven Beitrag zum Tag des offenen Denkmals lieferte Lydia Fisk in ihrem Fachwerkhaus am Kirchwall Nummer 4 in der Kreisstadt. Unter dem Titel „Historische Orte des Genusses“ gab es in den kleinen Räumen des vor 210 Jahren erbauten Denkmals ein Konzertprogramm, darunter am Nachmittag eine Aufführung berühmter Opern- und Operettenmelodien. Als Interpreten traten Thomas Benden, Stefanie Hauer, Daniela Kwiotek, Barbara Felicitas und Stefan Schumacher auf. Marietheres Görgen übernahm die Klavierbegleitung und die Moderation.

Konzert auf engstem Raum

Eva Heiwolt (14 Jahre) hatte schon am Morgen mit Klavierstücken von Mozart, Bach und Schumann das musikalische Programm begonnen. Nur knapp 20 Stühle konnte die Hausherrin in ihren engen Räumen aufstellen. Das Haus war 1799 erbaut worden - es stand seinerzeit am Stadtrand. Zweimal brannte es fast ab, das letzte Mal vor 18 Jahren. Lydia Fisk kaufte das Fachwerkhaus vor zwölf Jahren, nachdem es durch den Billiger Architekten Peter Pütz kernsaniert worden war. Unter der Nummer 532 wurde das Euskirchener Waldfreibad Steinbachtalsperre am 1. September in die Denkmalliste des Landes NRW eingetragen. Einen passenden Rahmen zur Überreichung der Plakette bot nun der Tag des Denkmals am Sonntag. Werksleiter Jürgen Huthmacher aus dem städtischen Fachbereich „Freizeit und Sport“ war sichtlich stolz, die Plakette aus den Händen des Technischen Beigeordneten, Paul Zündorf, entgegenzunehmen. Für den Verein der Freunde und Förderer des Waldfreibades Steinbachtalsperre nahmen der Vorsitzende Gerd Madré und Schwimmmeister Thomas Wierum Ehrenurkunden entgegen.

Architektin Corinna Relles von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Euskirchen sowie die Mitarbeiterin Cindy Schmitz-Zens und die ehrenamtliche Helferin, Architektin Kerstin Graap, führten die Besucher durch die Badeanstalt und erklärten anhand von alten Bildern die Geschichte der schönen Anlage.

Als im Jahre 2003 das Waldfreibad von der Schließung bedroht war, hatten sich 250 Bürger zu einem Förderverein zusammengeschlossen und durch ihr vielseitiges Engagement die Weiterführung des Betriebs geschafft.

Mit dem Bau der Steinbachtalsperre war 1933 begonnen worden. Es ging darum, hochwertiges Wasser für die Tuchfabriken zu speichern. 1936, als die Talsperre fertig war, wurde die Badeanstalt mit Badehaus errichtet. Das Naturwasser des Steinbachs speist heute noch das 7500 Quadratmeter große Schwimmbecken, an das sich weiträumig der Plansch- und Nichtschwimmerbereich anschließt. Während einer Sanierungsmaßnahme im Jahre 1989 wurde die gesamt Anlage umfangreich umgebaut und technisch verbessert.

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