Trommelfest in LeverkusenOhrstöpsel waren fehl am Platz

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Die „Genesis of Percussion“ stellten Alexej Gerassimez und seine vier Kollegen im Erholungshaus dar.

Die „Genesis of Percussion“ stellten Alexej Gerassimez und seine vier Kollegen im Erholungshaus dar.

Leverkusen – Nur jede zweite Reihe steht im Erholungshaus, und auch innerhalb dieser sind immer wieder drei Stühle mit schwarzen Verlassenes-Haus-Hussen bedeckt. Dennoch muss seit Anfang dieser Woche nun auch am Platz die Maske getragen werden. Für das Konzert des Perkussionisten Alexej Gerassimez verteilen die Mitarbeiterinnen vorher Ohrstöpsel: Es könne laut werden.

Der junge Komponist Gerassimez widmet sich mit seinen vier Musikerkollegen Lukas Böhm, Richard Putz, Sergey Mikhaylenko und Julius Heise der „Genesis of Percussion“. Eigenkompositionen des 33-Jährigen sind dabei, ein Stück des modernen Chor-Komponisten Eric Whitacre, auch Ravel, Tschaikowsky. Gerassimez führt konzentriert und doch humorvoll durch den Abend. „Bodix“, das erste Stück des Komponisten, arbeitet mit „nichts als dem Körper als Instrument“. Die fünf Männer in Schwarz klatschen, stampfen, klopfen sich auf die Körperteile. Auch aus dem Publikum steuert eine Frau einen einmaligen Klatscher bei, etwas zu früh.

Lauter einzelne Instrumente

Gerassimez ist bei der Anmoderation außer Atem, und auch im Verlauf merkt man, warum es eigentlich keine dicken Schlagzeuger gibt. Gespielt wird jedoch größtenteils auf einzelnen Trommeln, Vibraphonen und Marimbas. „Wir wollten einen Kontrast setzen zu dem Schlagzeuger, der von tausenden Instrumenten umgeben ist“, erklärt Gerassimez. Sein Arrangement des Tanzes der Wassernymphen („Odine“), das Ravel für Klavier schrieb, trifft die romantische Stimmung des Stückes perfekt.

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Nur einmal frieren die Musiker mitten im Spiel ein, als Gerassimez am Pedal seines Instruments rumschrauben muss. „Das passiert einmal im Jahr, und dann eigentlich immer nur auf der Bühne. Vielleicht ist es ein persönliches Ding des Vibraphons“, ergänzt er später.

Schneller, immer schneller

Mit afrikanischen Trommeln heizt das „Marimba Spiritual“ des japanischen Komponisten Minoru Miki so richtig ein. Die Chorstimmen des Stückes „Sleep“ von Whitacre intonieren die Perkussionisten auch auf Marimbas und Xylophonen: Ergreifend schön wabern die gehauchten Töne durch den Saal. In den Eigenkompositionen des studierten Schlagzeugers wird insbesondere deutlich, wie gerne sich Gerassimez komplexen Rhythmen widmet. Er testet aus, was an Geräuschen aus den verschiedensten Percussions rauszuholen ist und unternimmt ein Geschwindigkeitsexperiment nach dem anderen. Auch optisch ist die Darstellung fesselnd, wenn jeder der Musiker vier Klöppel rasend schnell auf die Tonhölzer niederprasseln lässt.

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„Wir verabschieden uns mit einem Trommelfeuer, wie es sich gehört“, kommentiert Gerassimez das letzte Stück. Eventuell wären jetzt die kleinen grünen Stöpsel einzusetzen, doch auch hier sind faszinierend leise Stellen Teil der Komposition. Auf fünf Schlagzeugsets werden die verschiedensten Rhythmen gegeneinandergesetzt. Die Zuschauenden applaudieren mit zu recht begeistertem Fußgedonner aus dem Saal.

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