„Willkommen in Köln“Wie die Idee zum Magazin für Kölner Geflüchtete entstanden ist

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Manja Schmidt, Nadiia Khmeliuk, Linda Mai, Natalie Nothstein und Sarah Brasack bei der Übergabe der Magazine (v.l.) 

Manja Schmidt, Nadiia Khmeliuk, Linda Mai, Natalie Nothstein und Sarah Brasack bei der Übergabe der Magazine (v.l.) 

  • Die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat ein Magazin auf Ukrainisch für Ankömmlinge mit vielen nützlichen Informationen herausgebracht – wie die Idee dazu entstand.

Köln – Von Tränen der Freude und Begeisterung erzählt Linda Mai, die Vorsitzende des deutsch-ukrainischen Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“ in Köln. Seit Dienstag kann sie den Geflüchteten aus der Ukraine, die in Köln unterkommen, ein 16-seitiges Magazin auf Ukrainisch in die Hand drücken. Darin enthalten sind Informationen über wichtige Anlaufstellen in der Stadt, aber auch Wissenswertes über Köln und die Region. „Herzlich willkommen“ ist das Magazin mit dem blau-gelben Titelblatt überschrieben.

Entstanden ist die Idee dazu in der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Nachdem Linda Mai, deren Verein zu einer Drehscheibe bei der Hilfe für Geflüchtete geworden ist, bei einem Besuch erklärt hatte, wie schwierig die Informationslage für neu ankommende Geflüchtete in der Stadt sei, auch angesichts großer Sprachbarrieren, sagte die Redaktion zu, innerhalb weniger Tage ein Magazin auf Ukrainisch zu erstellen und produzieren.

Heft und weitere Informationen auf ksta.de

Sie finden das Magazin „Willkommen in Köln“ als PDF zum Download sowie weitere relevante Informationen für Geflüchtete, aber auch Helferinnen und Helfer in Köln. Die Artikel sind dort in ukrainischer, deutscher und russischer Sprache zu finden. Das Angebot wird fortlaufend erweitert.

ksta.de/willkommen

Auch auf Telegram versorgt die Redaktion Geflüchtete in Köln mit Informationen.

https://t.me/kstanews

In diesem Magazin enthalten sind ganz praktische Hilfestellungen: etwa ein KVB-Plan mit ukrainischer Legende, Hinweise zu Supermärkten, wichtige Anlaufstellen und Adressen für die Geflüchteten von Ausländeramt bis Kleiderkammer. Das Magazin enthält aber auch einen ausführlichen Text zur Stadtgeschichte und Ausflugstipps, die kein oder nur wenig Geld kosten. So kosten Eintrittskarten im Zoo für Geflüchtete nur fünf Euro.

Die in Köln lebende ukrainisch-stämmige Autorin Yaroslava Black erklärt in einem Gastbeitrag unter anderem, wie Köln tickt und welche Gemeinsamkeiten sie zwischen Kölnern und Ukrainern sieht, was die Mentalität angeht. Der Beitrag endet mit den Worten: „Köln ist vielleicht nicht die schönste Stadt der Welt. Mag sein. Aber diese Stadt prahlt nicht, sie belehrt nicht, sie erzieht nicht. Sie lässt frei. Und alles, was freilässt – kann man lieben.“

Ein Teil der Magazine ging in die Lagerhalle des Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“, der sie an Geflüchtete weiterverteilt.

Ein Teil der Magazine ging in die Lagerhalle des Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“, der sie an Geflüchtete weiterverteilt.

„Was die Geflüchteten neben den Informationen besonders freut an diesem Magazin, ist das Gefühl der Wärme. Das Gefühl, hier willkommen zu sein, hilft denen, die gerade große Not leiden, wirklich sehr“, erklärt Vereins-Sprecherin Natalie Noth-stein, die zusammen mit Übersetzerin Nadiia Khmeliuk bei der Endredaktion des Magazins half.

„Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine berichtet unsere Redaktion intensiv über die Ereignisse in der Ukraine, aber auch über die Ankunft und Aufnahme von Geflüchteten in Köln und der Region“, erklärt Carsten Fiedler, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Genau wie viele andere Menschen sind wir bestürzt und entsetzt über das Leid, das Russland über die Menschen in der Ukraine gebracht hat. Wenn wir mit dem, was wir als Journalistinnen und Journalisten am besten können, helfen können, tun wir das.“

Natalie Nothstein vom Blau-Gelben Kreuz (l.) half Sarah Brasack bei der Schlussredaktion, Nadiia Khmeliuk (r.) übersetzte.

Natalie Nothstein vom Blau-Gelben Kreuz (l.) half Sarah Brasack bei der Schlussredaktion, Nadiia Khmeliuk (r.) übersetzte.

Gedruckt wurden die Magazine am Dienstagvormittag, Tausende Exemplare wurden wenige Stunden später an der städtischen Anlaufstelle für Geflüchtete am Breslauer Platz abgegeben. Dort warten Hunderte Geflüchtete oft über viele Stunden, bis klar ist, in welche Unterkunft sie gebracht werden.

„Viele Geflüchtete hier sprechen kaum Deutsch oder Englisch“, erklärt Ingo Thevis, der Leiter des Ankunftszentrums, der die Magazine mit Stadt-Pressesprecher Alexander Vogel entgegennimmt. Auch im Ausländeramt und den Notunterkünften der Stadt sollen die Magazine ausgelegt werden. Weitere Tausende Exemplare gingen in die Lagerhalle des Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“ in Raderberg, dessen Ehrenamtler die Magazine bei Begegnungen mit Geflüchteten verteilen wollen.

Alexander Vogel (l.) und Ingo Thevis (r.) von der Stadt nehmen die Magazine im Ankunftszentrum am Breslauer Platz von Manja Schmidt (l.) und Sarah Brasack entgegen.

Alexander Vogel (l.) und Ingo Thevis (r.) von der Stadt nehmen die Magazine im Ankunftszentrum am Breslauer Platz von Manja Schmidt (l.) und Sarah Brasack entgegen.

Nicht nur in gedruckter Form, auch digital auf ksta.de stellt die Redaktion die Informationen bereit, auf Deutsch, Ukrainisch und Russisch. „Was unser Projekt anging, war die Hilfsbereitschaft riesig“, sagt Martin Dowideit, Head of Digital des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben in den vergangenen Tagen Texte auf Ukrainisch übersetzt, etliche Texte sind uns kostenfrei zur Verfügung gestellt worden. In der Redaktion saßen Kolleginnen und Kollegen bis spätabends an den Rechnern.“

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