KunstprojektInspirationen von Picasso und Liebermann

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Ihre Impressionen aus dem Museum drückten die Jugendlichen mit eigener Kunst aus.

Ihre Impressionen aus dem Museum drückten die Jugendlichen mit eigener Kunst aus.

Köln – Manchmal steht Jan Vermeer Pate, manchmal Salvator Dalí oder auch Pablo Picasso. Oder besser gesagt, ihre Kunstwerke. Schülerin Piri (15) hat sich im Museum Ludwig mit Max Liebermanns Bild „Die Bleicherinnen“ beschäftigt, hat sich die alte Frauen angesehen, wie sie die Tücher ins Wasser tauchen, sich ihre nassen Arme und müden Gesichter eingeprägt.

Und dann an die alte, müde Frau Holle gedacht und an Goldmarie und Pechmarie, die so ungleichen Kinder. Gold- und Pechmarie hat sie auf die Leinwand gebannt und im Rahmen einer Schülerschau in der Konrad-Adenauer-Realschule an der Frankstraße ausgestellt.

Psychologische Bildbetrachtung

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Von Liebermann zur Goldmarie: Diplompsychologe Hans-Christian Heiling hat ein von „wir helfen“ gefördertes Kunstkonzept für Kinder und Jugendliche entwickelt, in dessen Rahmen die Kinder kreative Ideen entwickeln sollen. Ziel ist es, bei der psychologischen Bildbetrachtung Gemeinsamkeiten aufzudecken. „Vom Chaos zum Miteinander“, nennt Heiling das. Damit sollen auffälliges Verhalten von einzelnen Schülern aufgedeckt, Harmonie in der Gruppe entwickelt und Aggressionen unter den Kindern abgebaut werden. Heiling hat das Konzept bereits bei Kindern mit chronischer Diabetes angewendet, bei Krebspatienten im „Haus Lebenswert“ und auch in Unternehmen. Der Diplom-Psychologe hat Manager gecoacht, wenn das Betriebsklima eisig und die Mitarbeiter ausgebrannt waren. Tchibo, Thyssen-Krupp und die Telekom gehörten zu seinen Kunden. „Was für Manager gut ist, kann auch für Kinder nicht so schlecht sein“, hat sich der 53-Jährige gesagt.

Die Mädchen und Jungen der Kölner Realschule waren ein Belastungstest für sein Konzept. Die Klasse 8 b, die vor kurzem frisch zusammengestellt worden war, harmonierte überhaupt nicht. Statt dem Unterricht zu folgen, spielten die Kinder auf ihren Handys, redeten miteinander oder verließen den Klassenraum, berichtet Kunstlehrerin Svenja Maas-Gerhards. „Manchmal saßen sie auch nur apathisch in der Ecke – und die Lehrer waren völlig machtlos“, erinnert sich auch Heiling.

Innerhalb eines Jahres haben Heiling und sein Team mit acht Studenten aus der Klasse eine Einheit gemacht. Einmal im Monat besucht Heiling mit den Studenten und den Kindern das Museum Ludwig und dann betrachteten sie die Kunst. 27 Kinder, vier Gruppen, vier Bilder. Die fremde Umgebung im Museum, der Input durch die Kunst hinterließen schnell Spuren bei den Mädchen und Jungen: Sie durften ihre Eindrücke schildern, ihre Meinungen ausdrücken und über die möglichen Motive des Künstlers diskutieren. „Am Ende saßen sie zusammen vor den Bildern wie an einem Lagerfeuer“, erinnert sich Studentin Maraike Krenzer. Ganz vertraut miteinander, ganz konzentriert auf die Kunst.

Ihre Eindrücke im Museum sollten die Schüler in eigenen Bildern ausdrücken: Herausgekommen sind interessante Kunstwerke wie das von Deniz, der in schwarzer und weißer Farbe Beile und abgehackte Bäume malte – sein Beitrag zum Thema Ökologie. Oder Cindy (13), die ein Pastoralgemälde mit Schafen sowie reichen und armen Kindern beobachtete und daraus folgerte, dass trotz aller Gegensätze die Gemeinsamkeiten unter den Menschen überwiegen. Auf ihrem Bild sind verärgerte und lustige Smileys zu sehen und schwarze und weiße Kreise. Gegensätzliche Motive, die aber räumlich eng zusammenliegen.

Im kommenden Jahr würde Heiling gerne ein größeres Projekt in der Konrad-Adenauer-Realschule durchführen. Noch fehlen ihm aber 12 000 Euro, mit dem das Projekt finanziert werden kann.

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